Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 20. April 2014

Immer mal wieder: Ausflug in die Wüste


Wenn man in Deutschland bisschen "raus" will am Wochenende, in Gottes freie Natur, weg von der fast allgegenwärtigen Zivilisation, geht man.......: In den Wald. An einen Teich oder See. In die Berge, ans Meer, oder manchmal einfach in den großen Stadtpark.

Wenn man in den Emiraten "in die Natur" fährt..... geht es... - in die Wüste!
Besuch, der aus der alten Heimat anreist, will unbedingt sehen....... - die Wüste!
Selbst Klassenausflüge der Schule inklusive Grillen und Picknick landen oft.......-  in der Wüste!



"Am Busen der Natur": Der Begriff ist  -  zumindest optisch gesehen  -  in der Wüste durchaus passend: Ein gewaltiger, weicher, vor allem bei Wind die Form amöbengleich wechselnder, ja oft sogar wandernder "Busen" ist das!

Freizeitvergnügen auf der Düne

Und was man nicht alles in diesen Sandmassen anstellen kann: Dünen erkraxeln (.... das ist echt anstrengend, weil man bei jedem Schritt eineinhalb zurückrutscht), dann zu Fuß, auf einer Tüte, besser einem Sandboard (ähnlich einem Schlitten), sogar auf Skiern (!) oder aber per Buggy oder Quad wieder herunterbrausen.....
Beliebt ist auch das Dune-Bashing, welches bevorzugt ein wüstenerfahrener Fahrer als Lenker des 4-Radantrieb-Geländewagens angehen sollte: Mit dem Auto Vollgas die Dünen hoch und - nach Sekunden des Herzstillstandes, wenn es auf dem Scheitelpunkt vornüber kippt -  auf der anderen Seite volle Kanne wieder hinunter, yippppppie!
Natürlich kann man auch ganz gemütlich zwischen den Sandbergen sitzen und im Lagerfeuer Kartoffeln, Würstchen, Stockbrot oder Marshmallows grillen... (und am Ende nie vergessen: auch noch das kleinste Fitzelchen Müll wieder aufklauben und mit zurück nehmen!)

Somit ist diese erhaben leere Landschaft hierzulande beliebter Freizeitort. Ein Glück, dass die Rub Al-Khali (auf Deutsch "Das leere Viertel"), die sich über einen Großteil der Arabischen Halbinsel erstreckt, groß genug ist, auf dass die Ruhe suchenden Menschen diese auch immer noch da finden. So groß nämlich, dass die Bundesrepublik Deutschland komplett zwei Mal in sie hineinpassen würde!

Rub al-Khali



Wie erhaben doch ein großer "Haufen Sand" stimmen kann!

Wie alle "großen" Landschaften - das Meer, die Hochgebirge, das ewige Eis, die Savannen  -  hat auch die Wüste etwas an sich, das den Menschen andächtig verstummen lässt.
Der unbeschreibliche Zauber der Wüste wird natürlich so richtig sichtbar erst, wenn man sie nicht in einem großen, fröhlichen Freizeitpulk überrennt, sondern ganz still für sich oben auf einer Düne sitzen kann. Der Sand noch warm, die Sonne rötlich, im Untergehen begriffen.

Wie herrlich sich doch dieser Untergrund jedem Körper anpasst, ihm gleichzeitig nachgibt und doch auch Halt. Wohl jeder wird inmitten der Myriaden von Sandkörner wieder ein wenig zum Kind: Durch die Finger rieseln lassen, mit den Füßen drin herumwühlen, mit den Händen hineingraben...
Und dann dieser feine, fast unhörbare Ton, welcher vom die Sandkörnchen über die Oberfläche schleifenden Winde erzeugt wird: ein wisperndes Flüstern und Sirren ist das. Endgültig erhaben wird das Ganze, wenn sich der einfach unglaubliche Sternenhimmel über dieser weiten Leere entfaltet...
Das erste Mal in meinem Leben habe ich die Milchstraße nicht nur im Lehrbuch, sondern mit eigenen Augen gesehen im saudi-arabischen Teil der Rub al-Khali, später in der libyschen Sahara. Nun wieder hier. Ein grandioser Anblick, der sich dem Menschen einprägt. Je nach Gemütslage fühlt man sich dann sehr atomisch-winzig und verloren. Oder aber eins mit dieser Unendlichkeit.