Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

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Mittwoch, 8. Februar 2017

Kluge Ampeln auf dem Vormarsch


Uralt-Bonmot: Woran erkenn man nachts einen Deutschen?
 

Er wartet auch früh um vier auf einer völlig menschenleeren Straße an der roten Ampel auf Grün.



Jeder weiß, dass in anderen Ländern die Leute zumeist das Ampellicht in solchen Situationen eher als eine Art "Empfehlung" verstehen und behandeln. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Der Dubai Police zufolge waren unter den 198 Verkehrstoten 2016 nämlich 47 Fußgänger, welche im Straßenverkehr überfahren wurden. Major General Mohammad Saif Al Zafeen von der Dubai Police sagte dazu: "Es gibt einen Anstieg auf Dubais Straßen besonders bezüglich Verkehrstoter durch Überfahren. Die meisten davon passierten mit Arbeitern, welche in Arbeitercamps in der Nähe von  Highways wohnen." Denn die, oft auch aus Regionen stammend, wo es kaum Verkehrsregeln gibt, laufen oft nicht erst bis zur nächsten, sicheren Fußgängerüberführung, sondern springen über die Leitplanken. Sicherere Wege für Fußgänger machen sich also immer mehr nötig.


Auch, um diese traurige Zahl zumindest zu senken hat RTA (Dubai Roads and Transport Authority)
einmal wieder eine technische Neuerung installiert: Die "kluge Ampel" nimmt über Bewegungssensoren im Fußweg Zahl und Richtung von Fußgängern wahr. So eine  "intelligente" Ampel gibt es neuerdings in Dubai an der Al Saada Street, eine Art Pilotprojekt.

Maitha Mohammad Bin Adai, die CEO der Behörde für Straßenverkehr beim RTA, erklärt die Funktionsweise: "Die Ampel erkennt die Bewegung von Fußgängern auf dem Fußweg mittels eingelassener Sensoren, bevor sie die Straße überqueren oder auf der Kreuzung selbst, während sie hinübergehen. Dabei passt die Ampel automatisch die Zeit des Signals an."
Dadurch, so die Behördenchefin, wird ein sicheres Überqueren der größtmöglichen Fußgängerzahl zur gleichen Zeit gewährleistet und somit allen Verkehrsteilnehmern ein hervorragender Service bereitgestellt.


Bislang sind die Ampelanlagen in Dubai mit einem Zeittakt voreingestellt, doch nicht zu allen Tageszeiten trifft das die tatsächlichen Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer. Besonders gefährlich ist, wenn die rote Phase für manche Fußgänger "zu lange" dauere und sie dann bei rollendem Autoverkehr einfach zu überqueren versuchten.

Solche Probleme sollen künftig zunehmend mehr "intelligente Ampeln" auf Dubais Straßen beheben.



Dienstag, 4. Oktober 2016

Autofahren in den VAE und saftige Verkehrsstrafen


Auf emiratischen Straßen fahren in stattlicher Anzahl Automarken herum, die ich zuvor eher aus der Kinowerbung oder vom Hörensagen kannte: Maserati, Lamborghini, Bentley, Maybach, McLaren, Ferrari u.a.. Ein roter Porsche ist da eher schon fast "gewöhnlich". Vielleicht entdecke ich ja irgendwann mal einen Devel 16, die einheimische emiratische Luxusmarke?! (s. Foto)
Die große Masse der Fahrzeuge auf hiesigen Straßen stellen allerdings meist weiße, eher gesichtslose SUVs, jeder zweite Wagen scheint hier ein Mitsubishi Pajero zu sein oder ein Toyota Landcruiser (Ja, wenn man mal einen Ausflug in die Wüste machen will, tut's die niedrige Limousine eher nicht ...)


Luxus-Karosse, made in UAE! Ein "Devel 16", 5000-PS-Liebhaberstück. -                           http://www.weirdstoriestotell.com/wp-content/uploads/2014/07/devel_16.jpg


Einige (wenige) emiratische Fahrer scheinen in ihren Nobelkarossen eine eingebaute Vorfahrt auf dem linken Streifen zu besitzen. Das Gros der Verkehrsteilnehmer bleibt meist in der Spur (wenn auch oft ohne zu blinken gewechselt wird), fährt nicht gegen die Fahrtrichtung, parkt nicht mitten auf der Straße und hält brav an roten Ampeln. Alles Dinge, welche ich z.B. aus Indien und Libyen aber wirklich ganz anders kenne! Schon mal auf einer dreispurigen Autobahn mindestens fünfspurig unterwegs gewesen, alle Tempo 100 bei "Sicherheitsabstand" ca. 10 cm - und dann kommt einem auf dem Seitenstreifen jemand entgegen?!

Was alle emiratischen Verkehrsteilnehmer eint: Wer die Regeln übertritt oder bricht, wird dafür bestraft - so, wie in der westlichen Welt auch. Das scheinen aber viele nicht zu wissen oder ahnen.

Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich an dieser Stelle eines deutschen Polizisten, den ich vergangenen Sommer beim Heimaturlaub kennenlernte: "In den Emiraten wohnen Sie? Na, das ist doch herrlich - endlich mal so RICHTIG Autofahren können, ordentlich Gas geben!", schwärmte der Mann. Ich hatte Mühe, seine hochoktanigen Urlaubsphantasien etwas zurück auf den Teppich zu holen und dem Polizisten zu erklären, dass seine Kollegen in den VAE genauso Strafen für Ordnungswidrigkeiten und Schlimmeres verhänge, wie er selbst in Deutschland.

Denn im Gegensatz zu Europa, wo man viele der immobilen "Blitzer" bereits kennt und im Radio sogar regelmäßig mobile Blitzer zusätzlich durchgegeben werden, sind entlang emiratischer Straßen und Autobahnen in kürzesten Abständen sowohl Blitzer als auch Überwachungskameras fest angebracht - dem scharfen Auge des Gesetzes entkommt man hier nicht so leicht!

Die Rundumüberwachung hat sogar recht praktische Auswirkungen: Einmal war mir an einer Ampel ein Geschäftsmann unter Zeitdruck hinten in mein Auto gefahren. Umgehend rief er die Verkehrspolizei an, um den Vorfall zu melden - nur um mitgeteilt zu bekommen: "Ja, richtig, das war soeben an der Kreuzung X /Y. Wir sind bereits auf dem Weg zu Ihnen, um das aufzunehmen, bitte räumen Sie jetzt die Kreuzung!" (Hier werden Unfallautos, so schnell es geht, von der Straße gebracht, um den Verkehr nicht zu behindern. Ist ja eh alles mitgefilmt worden ...)


Der lange Strafkatalog der emiratischen Verkehrspolizei


Auf Stadtautobahnen kann man zumeist 100 fahren, manchmal auch 60, je nach Verkehrsschild. Bei der Übertretung wiederum zeigt die Polizei durchaus Kulanz: Diese liegt nämlich bei 20km/h. Auf den meisten Autobahnen ist bei 120 km/h Ende Gaspedal ...

Der Strafkatalog selbst ist nicht nur viel zu lang, um die Tabelle hier hineinzukopieren (wer sich für Details interessiert, klickt bitte hier!) - er offenbart vor allem auch keine Zimperlichkeit, was die Höhe der Strafen angeht. Während man für das Mitnehmen von mehr als den fürs Fahrzeug zugelassenen Passagieren "nur" 3 Punkte (nicht in Flensburg, sondern bei der zuständigen emiratischen Polizei) und 200 Dirhams aufgebrummt bekommt, gibt es für Raserei (nächtliche "Rennen fahren") gleich 12 Punke und eine Geldstrafe von 2000 Dhs plus immerhin 30 Tage im Gefängnis. Und wenn man hier beim Fahren mit einem abgelaufenen Führerschein auf 3 Punkte und 200 Dhs kommt, landet man gleich eine Woche im Kittchen, wenn die "Reifen in schlechtem Zustand" sind oder aber mit einem nicht zugelassenen Fahrzeug herumgekurvt wird. (Interessanterweise muss man in beiden Fällen zusätzlich 200 Dhs zahlen, bekommt jedoch keine Strafpunkte).

Die "übersehene" rote Ampel kostet 8 Strafpunke sowie zusätzlich immerhin 800 Dhs - bei einem aktuellen (gerundeten!) Umrechnungskurs Euro - Dirhams = 1 : 4, manchmal auch eher 1 : 3,5 tut das also durchaus "weh".

Dem Benutzen des Smartphones während des Autolenkens beizukommen, scheint trotz vieler diesbezüglicher Kampagnen eine Sisyphos-Arbeit - in einem Land, wo die meisten nicht nur ein, sondern oft sogar mehrere Smartphones zu besitzen scheinen und ständig daran kleben. Gerade vorhin wäre mir beim Abbiegen fast ein Emirati mit Dubaier Kennzeichen in die Seite gerauscht, weil er permanent etwas auf seinen Touchscreen einzugeben hatte.


Anschnallpflicht - hier und da, gestern und heute

http://static.gulfnews.com/polopoly_fs/1.1650974!/image/3835432576.jpg_gen/derivatives/box_460346/3835432576.jpg


Obwohl überall Gebotssschilder angebracht sind, die daran erinnern sollen, dass das Anschnallen der Passagiere Leben retten kann und eine Zuwiderhandlung bestraft wird, ist der Sicherheitsgurt in den VAE noch nicht zum Automatismus geworden. In der ersten Hälfte des Jahres 2015 gab die Abu Dhabi Polizei 33844 Strafzettel für Fahren ohne Sicherheitsgurt aus, in Dubai 107908 und in Sharjah 16654.
Nach wie vor gibt es allerdings kein Gesetz, welches das Anschnallen von Kindern verlangen würde! Immer wieder wird auch in den emiratischen Medien darauf hingewiesen, doch bislang bestraft die Polizei allein für das Mitfahren von Kindern unter 10 Jahren auf dem Beifahrersitz - mit 4 Strafpunkten sowie 400 Dhs. Generell ist es auf dem Rücksitz nicht verboten, unangeschnallte Kinder zu transportieren.

Ich bin mir sicher, dies wird sich in absehbarer Zeit ändern. Dieses Spiel mit dem eigenen sowie dem Leben der Kinder erscheint vielen sicherlich unbegreiflich. Doch gehen wir in der Geschichte der Bundesrepublik ein wenig zurück - einige ältere Leser erinnern sich möglicherweise auch noch selbst daran - das in Deutschland die Anschnallpflicht für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr bzw. einer Körpergröße bis 1,50 m erst seit dem 1. April 1993 gesetzlich vorgeschrieben ist! Es ist auch alles eine Frage des Verständnisses, der Information und der Gewohnheit. Wer sich der Gefahren nicht bewusst ist, schützt sich eben  nicht davor. In den Emiraten braucht es sicher noch etwas Erklärung und Agitation hierfür (hier z.B.).


Werbung für das Anschnallen von Kindern.  Quelle:http://www.thenational.ae/storyimage/AB/20151204/ARTICLE/151209626/AR/0/&NCS_modified=20151206084645&MaxW=640&imageVersion=default&AR-151209626.jpg

Dazu fällt mir eine alte Geschichte ein. Als wir in Libyen lebten (wo das Anschnallen der Kinder noch weit "exotischer" als hier war), hatten viele einheimische Autofahrer oft regelrecht Mitleid mit unseren "armen" Töchtern, die da hinten im Fond quasi gefesselt saßen - ihre eigenen Kinder turnten häufig beim Fahren quer durch den ganzen Fahrgastraum!
Einmal sprach mich ein libyscher Freund direkt daraufhin an. Ich erklärte ihm, dass so ein Kind bei einem Aufprall völlig rettungslos, wie ein Geschoss, durch die Frontscheibe geschleudert würde. Genickbruch inklusive, Ende. Er sah mich fasssungslos an, nickte dann lange und erklärte: "So habe ich das noch nie gesehen. Das stimmt. Wenn ich einmal Kinder habe, werde ich sie auch in so einem Kindersitz anschnallen!"


Und fassen wir uns an unserer eigenen Nase - hatten sich alle Deutschen sofort begeistert hinter die Gurte gezwängt, als das Gesetz damals herauskam? Wohl eher nicht:
"Die Einführung einer Gurtpflicht stieß in vielen Ländern auf heftigen Widerstand. Die nicht sanktionsbewehrte Gurtpflicht auf Vordersitzen in der Bundesrepublik im Jahre 1976 traf auf den großen Widerstand vieler Autofahrer. (...) Erst als das Fahren ohne Gurt ab dem 1. August 1984 mit einem Bußgeld von 40 DM geahndet wurde, stieg die Anschnallquote von 60 auf 90 Prozent." (Quelle) Na, das ist nun auch wieder noch nicht so lange her, oder?

Optimistischerweise sollte man davon ausgehen, dass der Griff zum Anschnallgurt für Erwachsene wie Kinder in den kommenden zwanzig, dreißig Jahren in den VAE genauso selbstverständlich werden sollte, wie in der westlichen Welt schon heute. Die Emiratis haben damit auch erst später angefangen.


Donnerstag, 24. Juli 2014

Adresse: "Zwischen der 15. und der 15. Straße"!





In Abu Dhabi ist alles ganz einfach: Es gibt Straßen, die meist auch noch schachbrettartig angelegt sind. Leider ersetzt man die Nummerierung, die so schön einprägsam war, seit kurzem immer mehr durch die Namen ehemaliger Scheichs.

Nun ist es auf einmal nicht mehr "Straße Nr. 23", sondern die "Sheikh Mohammed Bin (es folgen drei bis fünf weitere Namen).... Road". Für den Ausländer, der sich in der Genealogie des hiesigen Königshauses nicht so gut auskennt, duchaus schwieriger zu merken als die Zahlenversion.


 Aber natürlich gibt es auch in einem so geordneten Land wie den Emiraten gewisse Tücken. Unlängst wollte ich meine Tochter bei einer Freundin abholen. Ich hatte eine Wegebeschreibung erhalten, die da hieß, von der Soundso-Straße solle ich kurz hinter der 15. Straße, die rechts abgeht, nach einem gelblichen Haus Ausschau halten. Das tat ich.

Nach mehrfachem Klingeln öffnete ein asiatisches Hausmädchen; da sie kein Englisch verstand, versuchte ich mit Gebärden zu erklären, dass ich ein kleines Mädchen, "etwa so hoch" (Hand in Brusthöhe) abholen wollte. Die junge Frau rief darauf etwas ins Haus, und zwei kleine - ganz offensichtlich emiratische - Mädchen kamen heraus. Mir wurde freundlich bedeutet, ob ich die eine oder die andere meine. Doch obwohl die niedlich aussahen, wollte ich doch eigentlich gern meine eigene Tochter wiederhaben...
Also rief ich die Mutter der Spielfreundin nochmals an und schilderte mein Problem. Sie meinte, ich solle einfach ganz langsam die Straße entlangfahren; sie würde sich an den Rand stellen und mir winken. So fand ich das Haus und mein Kind dann doch wohlbehalten.
Wie sich herausstellte, war die Adressangabe mit der 15. Straße durchaus richtig gewesen! Nur, dass es dort im Abstand von ca. 1,5 km eben ZWEI Straßen mit der Nr. Fünfzehn gibt, die rechs abgehen.....



Solche Erlebnisse sind uns natürlich nicht ganz neu. An jedem neuen Wohnort geht es wieder los: Sich orientieren, wichtige Adressen merken, den Ort kennenlernen. Was in Europa oder Amerika ein Kinderspiel ist - man hat ja Adressen mit Straßennamen und Hausnummer zur Verfügung, und dazu Stadtpläne und in letzter Zeit auch GPS und Navi - gestaltet sich in anderen Weltregionen weit spannender.

Besonders aufregend fand ich es an neuen Orten immer, anfangs die Kinder zu Geburtstagsfeiern zu fahren oder nach Spielnachmittagen bei neuen Freunden wieder einzusammeln. Wo es kaum Straßennamen und schon gar keine Hausnummern gab..... Wo man teils über Feldwege zum Ziel holperte, und Hausnummern gab's es erst recht keine! Dafür war es dann halt anfangs aufregender sich zurechtzufinden ;-)
So sah die selbstgebastelte kartografische Skizze für Freunde und Bekannte zu unserer Wohnung in Tripolis / Libyen aus.  (alle Angaben nicht mehr aktuell!)


"Da fährst du ganz einfach die Hauptstraße immer weiter, bis du ca. eineinhalb Kilometer hinter so einem Flyover auf der rechten Seite ein größeres Haus siehst, das hat an den Seiten und oben blaue Steine. Direkt dahinter biegst du rein, auch wenn es NICHT so aussieht, als könne man da fahren. Das ist schon ein bisschen eng zu der Mauer links hin, und die Bodenwellen sind arg tief - ich hoffe, du hast ein höhergebautes Auto?! Aber fahr da trotzdem weiter, dann kommst du auf einen Sandweg, da stehen Häuser. Links eine Moschee, an der du aber so halbrechts vorbeifährst. Dann bis zum übernächsten Weg. Auf der rechten Seite das letzte Haus. Das kannst du hinter der Mauer nicht sehen - aber dort bist du dann da!"
So lautete z.B. meine Wegebeschreibung für Freunde zu unserem Haus in Tripolis.

"Hinter (alternativ: vor) der Tankstelle", "schräg gegenüber ist so ein kleiner Gemüseladen", "am Trafohäuschen", "das sieht so aus, als könne man da nicht weiter, geh aber trotzdem dort rein!"..... so klangen häufig wiederkehrende Adressangaben. Aber das Schöne daran ist ja - es trainierte das Hirn. Und beim zweiten, spätestens dritten Mal zum selben Haus hatte man sich den Weg dann gemerkt.

Mein neues Hirntraining wird bald wieder sein, von der Nummern- auf die Scheich-Namens-Beschilderung der Straßen in Abu Dhabi umzulernen...

Da lobt man sich doch die - vergleichsweise - (meist) eindeutige Beschilderung in den Emiraten!


Sonntag, 15. Juni 2014

Metro Dubai - ein Stück öffentlicher Nahverkehr

Auf der Sheik-Zayed-Road, DER Hauptader von Dubai, welche die Zentren der Stadt verbindet und gleichzeitig die Ausfahrt zur Autobahn nach Abu Dhabi bildet, meldet der Verkehrsfunk spätnachmittags eigentlich täglich lange Staus  -  eine Erscheinung, von welcher man zum Glück in der Hauptstadt bisher noch weitgehend verschont ist.
Um diesem Missstand Herr zu werden, haben sich die Stadtplaner ihre Gedanken gemacht - heraus gekommen ist dabei die 2011 mit dem ersten Teilstück eingeweihte Dubai Metro.

Momentan existieren zwei Linien, die rote und die grüne. Die Rote Linie ist 52,1 km lang und verläuft zwischen dem Hafen der Freihandelszone Djebel Ali ein paar Kilometer westlich von Dubai und dem Stadtteil Raschidiyya, etwas südöstlich vom Flughafen Dubai gelegen. Dabei ist "Metro" wirklich im Sinne von "Stadtbahn" und nicht etwa "Untergrundbahn" zu verstehen, denn gerade mal knapp 5 km der genannten Strecke verlaufen unterirdisch.
In Betrieb ist die Metro von 5.30 Uhr bis 24 Uhr, donnerstags und freitags bis 01.00 Uhr. Die gesamte Fahrtdauer von Endhaltestelle zu Endhaltestelle beträgt 66 Minuten.
Geplant sind noch weitere Linien inklusive einer "Expresslinie" für besonders Eilige; genaue Termine gibt es für diese aber noch nicht. Im Gespräch ist auch, Dubai mittels einer solchen Stadtbahn mit der Hauptstadt Abu Dhabi zu verbinden - ein Gedanke, der besonders mit der Vergabe der Expo 2020 an die Emirate Aufwind bekam.


Streckenplan der Roten Metro-Linie

Ein durchaus touristisches Vergnügen kann es sein, außerhalb der Stoßzeiten mit der Dubai Metro zu fahren.Während selbiger sollte man es eher vermeiden, da das Konzept "Dubai Metro" - wie man so schön sagt - "sehr gut von der Bevölkerung angenommen wird"....
Wenn man im vordersten Wagen einsteigt, kann man durch die komplett verglaste Vorderfront quasi eine (fast) kostenlose Stadtrundfahrt machen, da die Linie einige bekannte touristische Hotspots miteinander verbindet.
Ich mag besonders die Haltepunkte - die modernen Stahl-Glas-Bahnhöfe erinnern mich an gewaltige Wale, die mitten im geschäftigen Treiben der Metropole dösen..... Drinnen glänzt der Marmorboden vor Sauberkeit, Rolltreppen und Lifte sorgen für Bequemlichkeit.

So sehen die Bahnhöfe der Dubai Metro aus

Eingefahrene Metro hinter Glaswand
Vollverglast ist die Front der Züge deshalb, weil die Flotte komplett fahrerlos vekehrt; die vollautomatische Zugsteuerung SelTrac stammt von der Firma Thales Rail Signalling Solutions. Eingesetzt wird eine zentral programmgesteuerte  Kontrolltechnik.

Und da Sicherheit in den Emiraten großgeschrieben wird, kann man als risikofreudiger Passagier nicht etwa einfach auf den lebensgefährlichen Gleisen mit Hochspannung herumturnen (wie in älteren Metros in Europa möglich). Oder, schlimmer noch, in Suizidabsicht hinunterspringen....
Die Trasse ist von den Bahnsteigen per Vollverglasung getrennt; die Türen der Waggons öffenen sich deckungsgleich mit denen, welche in diese Glaswand eingelassen sind und erst beim Halt des Zuges vollautomatisch öffnen. Bei Abfahrt verschließen sie den Zugang zum Gleiskörper sogleich wieder.

Das in drei Entfernungszonen unterteilte Tarifsystem beginnt bei 2 Dirham (etwa 0,35 €) pro Einzelfahrt auf Papierticket bzw. 1,80 Dirham über die Mehrfachkarte, die weiteste Einzelfahrt (3 Zonen) kostet 6,50 Dirham bzw. 5,80 Dirham in der Economy Class, in der Gold Class jeweils das Doppelte.
Die auch für Touristen geeignete 24-Stunden-Verbundkarte kostet 14 Dirham (etwa 2,55 €). Für einheimische Dauerbenutzer gibt es ein vorausbezahltes elektronisch abbuchbares Ticket, das einen Rabatt beinhaltet und das kostenlose Parken an einigen P&R-Metrostationen einschließt.

Regelmäßige Nutzer können sich auf der Webseite der DubaiMetro einloggen und dort aktuelle Informationen bekommen, den Streckenplan und die Park-&Ride-Stationen abfragen usw.

 
Klimatisierte Bushaltestelle für Sommertage mit um die 50°C Außentemperatur

Auch wenn in den Emiraten das Auto nahtlos das Kamel aus Transportmittel abgelöst hat und das Metrosystem vorerst noch nur in Dubai arbeitet - langsam entwickelt sich hier allgemein ein Interesse am öffentlichen Nahverkehr. So gibt es in Abu Dhabi und Dubai seit einiger Zeit (sehr gute) Nahverkehrsbusse, welche zwar nicht das gesamte Stadtnetz durchziehen, doch zumindest wichtige Knotenpunkte verbinden und aufgrund ihres sehr günstigen Tarifsystems auch von vielen der Gastarbeiter benutzt werden.

Da auch nur kurzes Warten draußen hier im Sommer zur Qual werden kann, gibt es an einigen Stellen sogar klimatisierte Bushaltestellen. Was erst einmal dekadent klingt, erweist sich bei Temperaturen um die 50°C im Schatten dann als durchaus menschenfreundlich.



Montag, 14. April 2014

Flagman..... "Arbeitskräfte" mit Sonnenbrille, trotzdem unlebendig


Sicher gibt es ihn auch in anderen Ländern, aber in den Emiraten hat er es zu besonderer Schönheit und Varietät gebracht - die Rede ist vom "Flagman". Dort, wo an deutschen Straßenbaustellen einfach eine Absperrung mit weißrotenm Flatterband und Warnschild steht, manchmal vielleicht noch eine Lampe, winkt hierzulande der Flagman (= Mann mit dem Fähnchen).

Als ich das erste Mal vom Flughafen durch die Stadt fuhr, um mein neues Heim zu beziehen, verwies mich an einer Fahrbahneinschränkung mein Mann auf den dort mit einer Fahne darauf aufmerksam machenden Bauarbeiter: Mit oranger Sicherheitsweste, weißem Bauhelm und Arbeitshosen, darüber eine Sonnenbrille.  Mit dem ihm eigenen Humor "vergaß" mein Gatte allerdings, mich darauf hinzuweisen, was es mit diesem Gesellen auf sich hat!
Erst Tage später, als ich wieder an dieser Stelle vorbeikam und der winkende Bauarbeiter immer noch in exakt derselben Position dort stand, dämmerte es mir: Der Flagman war nicht "echt"!


Fotos: André Döhring
Gelegentlich sieht man hier noch lebendige Exemplare, welche stoisch stundenlang an der Autobahn mit einer roten Flagge dem  entgegenkommenden Verkehr entgegenwedeln,
um sie auf die Fahrbahnverengung
aufmerksam zu machen.
Aber es werden immer weniger.

 


 

Wer sich jetzt darum sorgen sollte, dass damit ja wieder ein Arbeits"platz" verloren geht.... ganz ehrlich, ich kann es keinem Arbeiter verdenken, der sich nicht ganz gern "ersetzen" ließe durch einen Pappkameraden, wenn bei über 40°C im Schatten der Asphalt schon Blasen wirft und sich die Luft wie heißes Wasser beim Atmen anfühlt!
Der Arbeiter wird gewiss anderweitig eingesetzt. Sein "Ersatz" wird teils mit so viel Liebe austaffiert, dass es richtig Spaß macht, beim Vorbeifahren zu registrieren, was dieser Flagman da gerade für Besonderheiten aufzuweisen hat! Mal variiert die Farbe der Kleidung und des Helms, mal hat der "Knabe" eine Sonnenbrille auf oder Ohrenschützer über... Am witzigsten sind die Posen, in welche sie manchmal gebracht werden und die Gesichter - aufgemalt.