Ramadan karim - alles Gute zum Ramadan! |
Ramadan - der heilige Monat der Moslems nach dem Mondkalender - hat heute begonnen. Hervorstechendste Kennzeichen vor allem für Außenstehende: Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang darf der Gläubige weder essen noch trinken. Heute Aufgang: 5.32 Uhr , Untergang: 19.10 Uhr. Dieses Jahr keine leichte Herausforderung, da der Ramadan in "unserem" Juni beginnt (kommendes Jahr dann wiederum 10 Tage früher....) und die Temperaturen nun tags konstant über 40°C bleiben. Aber darum geht es ja: Disziplin und Willensstärke trainieren und beweisen...
Im Ramadan laufen die "Uhren" in den muslimischen Ländern in mancherlei Hinsicht anders. Nicht nur, dass Unterrichts- und Arbeitszeiten verkürzt und manchmal auch verlegt sind. Dies gilt in besonderem Maße für Arbeiter, die im Freien arbeiten müssen; deren Zeiten sind vom Minstry of Labour sowohl um zwei Stunden pro Tag verkürzt als auch oft von den Firmen in die erträglicheren Nachtstunden verlegt. Inspektoren überwachen unangekündigt die Einhaltung dieser Schutzzeiten.
Das öffentliche Leben kommt auch in anderen Sphären unter der heißen Tagessonne weitgehend zum Erliegen und dafür nachts erst richtig in Gang. Geschäfte sind zwar oft tags und bis tief in die Nacht hinein geöffnet, doch die Restaurants (bis auf einige wenige für westliche Expats) geschlossen. Gefeiert wird in diesem Monat jede Menge (wenn auch nicht gerade mit Musik und Tanz, aber mit festlichen Essen, Verwandtenbesuchen etc.). Straßen und Geschäfte sind festlich dekoriert und allerorten gibt es "Ramadan discounts" (Preissenkungen). Ein bisschen erinnert mich die Stimmung immer an unsere westliche Adventszeit.
Eine Art Brennglas stellt für mich der gewöhnliche Supermarkt dar. Vielleicht, weil jeder und jede dort regelmäßig hinkommt, unabhängig von Alter, Nationalität, Religion,... Gestern war ja noch kein Ramadan und ich vermeinte, meine Wocheneinkäufe noch in relativer vormittäglicher "Ruhe" abwickeln zu können.
Welch ein Irrtum! Schon der Zufahrts-Verkehrskreisel war ungewöhnlich verstopft. Ich vermutete einen Unfall und umfuhr die Stelle - nur um dann ebenfalls im Stau zu landen! Denn alle Welt schien zur gleichen Zeit zum Einkaufen zu streben, das Parkhaus war schon 11 Uhr überfüllt.
Verabredungen zum Frühstück, morgens um vier im Café...
Und erst im Supermarkt selbst!... Überproportional viele emiratische Familien stürzten sich auf die zahllosen Sonderangebote. Während Mutter Schnäppchen bei den Haushaltreinigern jagte, stapelte Vater verbilligten Reis in 10-kg-Paketen in den Wagen; und die Kinder waren selbstredend in den Süßigkeitenregalen "eingetaucht", um den Großpack Snickers und Mars zum Ramadan-Preis zu ergattern.
Oft nicht nur ein, sondern gleich zwei oder gar drei Einkaufswagen wurden bis über den Rad beladen. In den Gängen zwischen den hohen Regalwänden kaum ein Durchkommen: Menschenmengen, im Wege stehende Einkaufswagen, dazwischen immer wieder temporäre Regale mit Ramadan-Sonderrabattware. Die Regale selbst, sonst immer bestens gewartet, wo kaum mal eine Dose oder eine Tüte fehlt, waren teilweise leergeräumt. Supermarkt-Angestellte mit großen Palletten-Transportern versuchten sich in dem Trubel durchzukämpfen und die Lücken bei den extra verbilligten Keksen, Datteln, Waschmittel, Nudeln, Antifaltencreme oder Toastbrot zügig aufzufüllen.
Ich musste schmunzeln - was blieb mir in der ungewohnt langen Schlage an der Kasse auch anders übrigt: Während ich es ja auch aus Deutschland kenne, dass die Leute sich kurz vor den Weihnachtsfeiertagen mit Lebensmitteln eindecken, als bräche im ganzen kommenden Jahr eine Hungersnot aus.... - hält diese Phase hier in den VAE während es Monats Ramadan viel länger an. Selbst Mercedes & Co. gibt es momentan in den VAE viel billiger, wenn man z.B. der Radiowerbung glauben will.
Doch nicht nur zu Hause tafeln die Emiratis nun jeden Abend nach Sonnenuntergang kräftig. Auch unzählige Restaurants locken mit "Iftar"-Buffets zum abendlichen Fastenbrechen. Viel interessanter noch finde ich persönlich allerdings die fast genauso zahlreichen Restaurant-Offerten zum "Sahur": dem Morgenmahl, das bis zum Sonnenaufgang dauern darf! Wäre ich nicht so ein Morgenmuffel, würde ich am liebsten einmal selbst erleben, wie muslimische Familien sich putzmunter, füh um zwei (!), mit Freunden und Verwandten in die Gaststätte begeben.
Ob es strafende Blicke gibt, wenn jemand beim ersten Ton des Rufs zum Morgengebet noch schnell mit vollen Backen gierig etwas hinterkaut? :-)
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