Hier mal wieder ein Gruß aus der hiesigen Küche.
Wie kann man ein Land, eine Kultur sehr sinnlich erfahren? Genau, durch die Küche!
Deshalb dürfen in solch einem Blog natürlich auch einige kulinarische Verweise und Tipps nicht fehlen, die ich in loser Folge immer mal wieder einstreuen werde.
Auf keinem hiesigen Fest, auf keinem Dessertbuffet - zumal gerade jetzt im Ramadan - darf diese Köstlichkeit fehlen: "Umm Ali".
Ich gebe es zu - anfangs ließ ich bei Buffets hier die großen Kasserole mit dem in meinen Augen nicht besonders ansprechend wirkenden Inhalt stets links liegen. Wieder einmal ein Fall von "Vorurteil. Erst ausprobieren, dann urteilen!" Mittlerweile ignoriere ich erst einmal alle anderen Törtchen, Kuchen und Mousses auch westlicher Machart, um zu einem Schälchen Umm Ali zu greifen, wenn sich die Möglichkeit bietet.
Wahrscheinlich stammt diese Nachspeise namens Umm Ali ursprünglich aus Ägypten. Heutzutage ist sie besonders in der Golfregion außerordentlich beliebt.
Was der Name bedeutet? Alle arabischen Länder kennen die Sitte, Erwachsene, sobald die Eltern geworden sind, liebevoll nach ihren Erstgeborenen zu nennen. Der Vater von Omar zum Beispiel heißt dann also Abu Omar: Vater (von) Omar. Und Umm Ali: Das ist die Mutter (von) Ali.
Aber warum heißt nun ausgerechnet diese Süßspeise wie die Mutter eines gewissen Ali? In jedem arabischen Land bekommt man darauf wohl eine andere Antwort. Märchenstunde! Hier zwei Sagen zur Auswahl:
Geschichte 1) Das "kärgliche Mahl"
In der Mamluken-Zeit gab es im Palast von Kairo eine sparsame Köchin, die nach ihrem erstgeborenen Sohn eben Umm Ali hieß. Verschwendung war dort an der Tagesordnung, doch diese Frau warf nicht einfach die Essensreste der herrschaftlichen Tafel weg, sondern hob sie für ihre eigene Familie auf.
Während einer Belagerung ging sogar im Palast das Essen aus; selbst der Sultan hatte großen Hunger. Also nahm die Köchin, was sie an Resten finden konnte - hart gewordenes Brot, Milch, ein paar Mandeln und Rosinen - und mixte daraus ein Gericht, das sie dem Sultan vorsetzte. Natürlich entschuldigte sie sich vielmals untertänigst für dieses "kärgliche Mahl"...
Der Sultan griff zum Löffel - und war entzückt! Das Restegericht mundete ihm so hervorragend, dass er fortan nichts anderes mehr essen wollte. "Umm Ali, bringt mir das von Umm Ali!" rief er jeden Morgen und jeden Abend. Und so wurde also diese Mutter von Ali weltberühmt - zumindest in der islamischen Welt und dem Namen nach.
Geschichte 2) Der zurück-erkochte Ehemann
Umm Ali, die Mutter von Ali, hatte jahrelang glücklich mit ihrem Ehemann zusammengelebt und diesem einen großartigen Sohn geschenkt - eben Ali. Doch irgendwann später verdrehte dem Ehemann eine junge Tänzerin den Kopf. Er erklärte darauf seiner Ehefrau, er werde sie für diese sofort verlassen. Umm Ali weinte und wusste weder ein noch aus. Doch dann kam sie auf eine geniale Idee.
Sie sprach zu ihrem untreuen Ehemann: "Gut, dann geh. Doch vorher gewähre mir noch ein letztes Mahl mit dir. Ich werde etwas noch nie Dagewesenes für dich auf den Tisch bringen." Der Mann willigte ein - und Umm Ali tischte ihm eine Speise auf, die er tatsächlich noch nie gekostet hatte. Er verschlang sie binnen Minuten, so köstlich war sie - eine Mischung aus milchgetränktem Weißbrot, Mandeln und Rosinen. "Köstlich! Das kannst nur Du, Umm Ali!" rief er. Er vergaß umgehend die Tänzerin und blieb seiner Ehefrau fortan treu, um jeden Tag das Gericht der Umm Ali genießen zu können.
Reizend, oder? Ob es sich nun so, oder so, oder ganz anders zugetragen hat... das Rezept möchte ich jedenfalls nicht vorenthalten!
REZEPT FÜR "UMM ALI"
Nach einem Rezept von John Wood, Chefkoch des Hotels Burj al-Arab in Dubai, für 4 Pers.- 400 g Blätterteig / alternativ kann man auch ca. 6 Buttercroissants nehmen
- 500 ml Milch (manchmal wird diese auch durch ausreichend gesüßte Kondensmilch sowie Rosenwasser ersetzt)
- 4 EL Zucker
- 4 EL Pistazien, klein gehackt
- 4 EL Mandeln, klein gehackt
- 4 EL Rosinen; man kann überdies auch Pinienkerne hinzugeben
- 4 EL geraspelte Kokosnuss
- 4 EL Zimt
- 125 ml geschlagene Sahne
Den leicht ausgewalkten Blätterteig auf einem Backblech bei 180 °C goldgelb backen bzw. die Croissants zerrupfen. Eine Lage Blätterteig in eine ofenfeste Servierschale geben, mit Pistazien, Mandeln, Rosinen sowie Kokosnussraspeln belegen und mit Zimt bestreuen. Statt einer großen Servierschale können Sie vier Schalen in der Größe von Suppentellern verwenden.
Mit einer zweiten Lage Blätterteig bedecken und Vorgang wiederholen. Es sollten mindestens drei Lagen übereinander geschichtet werden. Bei der letzten Lage auf Rosinen verzichten, da diese sonst beim Überbacken verbrennen.
Zucker in der heißen Milch auflösen, den Blätterteig damit übergießen und ein paar Minuten lang einweichen. Mit geschlagener Sahne überziehen und im Ofen unter dem Grill bei 180°C leicht überbräunen. Mit einigen Pistazien und Rosinen belegen, mit etwas Zimt bestreuen und heiß servieren.
Gutes Gelingen! Ich garantiere: Es schmeckt besser, als es anfangs aussehen mag!