Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Samstag, 28. Juni 2014

Letzter Schultag - Aus den Augen, nicht aus dem Sinn


Letzter Schultag - Ferienbeginn. Für uns war es am Donnerstag wieder soweit. Normalerweise in Schulen rund um die Welt Anlass zu purer Freude: Auf geht's mit Gebrüll in ein paar unbeschwerte Sommerwochen; und, lässig zu den Schulfreunden hingeworfen noch ein "Man sieht sich....." (spätestens am ersten Schultag nach den Ferien!).


An Auslandsschulen sieht das ein wenig anders aus. Da werden am letzten Schultag oft auch bittere Tränen vergossen - und das nicht unbedingt wegen des miesen Zeugnisses, sondern, weil enge Freunde die Klasse verlassen. Und zwar für immer. Da heißt es dann "Man sieht sich..... irgendwann mal, in diesem Leben? Werden wir chatten oder skypen? Leb wohl!"
Abschiednehmen gehört zum Expat-Leben dazu, doch daran gewöhnen kann man sich irgendwie nie so richtig.

Aufregung vor der Schuljahresabschlussveranstaltung der Deutschen Schule AD
Auch diejenigen, welche dieses Jahr ihren Lebensmittelpunkt nicht komplett ändern, sind jeweils zum Beginn und zum Ende der langen Ferien mit Abschieden konfrontiert: Einmal von den Freunden  hier, dann wieder von denen und den Verwandten im Herkunftsland.
Wenn man die eigenen Eltern und Geschwister, die Omas und Opas, die Onkel und Tanten, auch die ehemaligen Mitschüler und Lehrer oder alte Freunde wiedersehen und Beziehungen aufrechterhalten will, sind die Ferien dennoch immer zu kurz. Es ist nicht immer leicht, lebendige Beziehungen aufrechtzuerhalten, wenn man sich nur ein, im besten Falle zwei Mal im Jahr mehr oder minder kurz sieht.

Die Zeit dazwischen wird mit moderner Kommunikationstechnik überbrückt (oft verteufelt, aber ein HOCH! auf sie von allen Expats in dieser Beziehung...) - E-Mail, Facebook, Twitter, Telefon, Skype, SMS, WhatsApp, Instagram,.... Wie viele Freundschaften auch bei mir wären längst an der Entfernung - räumlich wie geistig gesprochen - kaputt gegangen, wenn es das alles nicht gäbe?! Meine ältere Tochter ist bei WhatsApp in einer Gruppe, welche die "virtuelle" Klasse an der Deutschen Schule Tripolis / Libyen darstellt, welche im Februar 2011 aufgrund der politischen Verhältnisse über Nacht auseinandergerissen wurde, ohne dass Zeit für eine Verabschiedung gewesen wäre - Jahre danach sind alle Mitglieder jener Klasse also doch wieder in Kontakt!

Ich finde, ein erfreuliches Zeichen, denn etwas überrascht war ich, als ich erkannte, dass auch bei Kindern, selbst noch sehr jungen, das berühmte "Aus den Augen, aus dem Sinn" nicht stimmt. Selbst wenn sie manchmal monatelang kaum voneinander hören, ist doch die Verbindung dann schnell wieder da. Unsere Töchter haben es sich zu einer schönen Gewohnheit gemacht, bei jedem Heimaturlaub in Deutschland für ein, zwei Tage ihre jeweiligen "alten" Klassen da zu besuchen. Zwischendurch gibt es ab und an eben elektronischen Kontakt.
Bild: iStockPhoto


Und so lernen die Kinder - bei allem Kummer, der ihnen aufgrund dieser Lebensweise manchmal beim Abschiednehmen auferlegt wird - doch etwas sehr Wertvolles: manche Freunde begleiten einen ein Stück des Wegs und haben dort ihren Platz, den man gern erinnert. Und einige Freunde hat man sogar dann fürs Leben, wenn man sich mal ein paar Monate oder auch Jahre nicht sieht!
Nun sind bei uns die Schulranzen erst einmal für eine Weile erleichtert in die Ecke gestellt worden -  sowohl mit Trauer als auch Freude gleichermaßen.