Abschiedsfeiern...
Der traurigste Teil im Expat-Leben - jedoch unausweichlich - findet auch meist so um das Ende des jeweiligen Schuljahres statt: Familien verlassen nach soundsovielen Jahren wieder die Zweitheimat, gehen "heim" oder in ein ganz neues Einsatzland. Wenn man hier über gemeinsame Bekannte spricht, hängt da oft ein Satz á la "Die sind nun auch schon wieder ein Jahr weg", oder "XY wird ja dann nächstes Jahr gehen...." mit dran. Deshalb finden im Juni ziemlich viele bittersüße Parties statt: Farewell-Partys, auf denen die lieb gewordenen Freunde und Bekannten die nun Wegziehenden noch einmal richtig feiern.
Das also ist die Kehrseite eines Lebens, das von vielen "Daheimgebliebenen" heimlich oder offen beneidet wird: Abschiede, Abschiede, Abschiede. Immer wieder. Wenn man bedenkt, dass für Expats die Freunde am jeweiligen Ort auch immer ein stückweit "Familienersatz" darstellen, keine leichte Übung. Also mal wieder: Mails, Skype, Facebook, WhatsApp,....
Vielleicht ist es dieses Wissen darum, dass die jeweilige Gemeinschaft so instabil, so sehr auf Zeit ist, dass man sich schnell nahe kommt, die gemeinsamen Unternehmungen intensiv sind - sei es nun ein gemeinsames Wüsten-Picknick, eine "Mädels-"Runde, eine Bootstour oder eine ausgelassene Motto-Party... Sicher trägt dazu auch bei, wie sehr man aufeinander angewiesen ist gerade zu Beginn - ohne hilfreiche Tipps von anderen Expats würde man untergehen!
Freunde - für ein paar Monate oder auch für ein Leben
Schon lange hat der Begriff "Freunde" viele Schattierungen für mich, viel mehr, als das vielleicht der Fall wäre, wenn ich immer in Deutschland geblieben wäre. Ein "Freund" kann die Herzensfreundin sein, mit der man auch die letzten Ecken des geplagten Seelchens beleuchten kann. Aber eben auch jemand, mit dem man sich jeden Monat einmal zu einem bestimmten Anlass trifft, sich dann aber so traut miteinander unterhält, als gäbe es die Pausen dazwischen gar nicht. Ein Freund kann jemand sein, von dem ich weiß, dass ich ihn oder sie nach einem halben Jahr vermutlich niemals wiedersehen werde (oder vielleicht doch? Es ist erstaunlich, wie häufig das "you always meet twice" gerade auf im Ausland Lebende zutrifft!). Und mit dem mich doch enge Gespinste aus Gemeinsamkeiten und Sympathie verbinden.
Nach all den Jahren der Beziehungen zu Menschen, die man aufbaut schon in dem Wissen, dass es vermutlich eine "endliche" Verbindung sein wird, haben auch solche kurzen, Teil- oder vermutlich sogar ein bisschen oberflächlichen Freundschaften nicht weniger "Wert" für mich als die, welche quasi noch aus dem Buddelkasten stammen. Jede Begegnung mit einem anderen vis-a-vis, jeder Austausch ist mir wertvoll, erweitert meinen Horizont, macht mich reicher...
Und es immer bleibt auch die Hoffnung, dass sich aus recht unverbindlichen Zweckgemeinschaften (eine davon heißt: 'Wir beide sprechen Deutsch, oder Englisch, und wohnen gerade in den Emiraten") Freundschaften für länger, ja gar fürs Leben ergeben. Ich weiß aus Erfahrung: Manchmal klappt es!
Deshalb an dieser Stelle mal ein Danke an all die tollen Menschen, die mir in den vergangenen Auslandsjahren über den Weg liefen, sich die Mühe machten, sich mir zu öffnen - Menschen, ohne die meine eigene "Welt" sicherlich ärmer wäre.