Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 29. November 2015

Nationalbaum Ghaf Tree

Wer "Wüste" denkt, assoziiert neben Sanddünen und Beduinen meist auch gleich Kamele und Dattelpalmen mit.
Dennoch wird als der "Nationalbaum" der Vereinigten Arabischen Emirate keine der exotischen Palmen betrachtet, sondern eine von der Form her eher unscheinbare Spezies: der Ghaf (Prosopis cineraria). Und da in dieser Woche, am 2.12,. der 44. Nationalfeiertag der VAE gefeiert wird - feiere ich hier aus diesem Grunde heute einmal diesen besonderen Baum.

Ghaf Baum, auch Tiere lieben ihn.... (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Khejari_%28Prosopis_cineraria%29.JPG)


Gerade im Hochsommer, wenn hierzulande Mensch, Tier und Pflanze unter der sengenden Hitze leiden (und es mir so vorkommt, als ächzten sogar die Hochhaustürme...), erscheint der Anblick eines Ghaf Trees oft wie ein Wunder: Ob ganz unvermittelt - sich allein zwischen endlosen Sanddünen sich behauptend - in Parks und Gärten oder auch auf Ödland; selbst wenn alle anderen Pflanzen nach endloser Trockenheit von Staub grau bepudert oder gleich ganz vertrocknet sind, prangt der Ghaf in unwirklich kräftigem Grün. So, als wasche er sich des Nachts heimlich den Sand von den zart gefiederten Blättchen...

Stolz, lebendig, unbesiegbar wirkt er. Trotzt Sandstürmen, Hitze und nährstoffarmen Böden ist dieser Baum immergrün! Seine an die 30 m langen Wurzeln saugen das Grundwasser hinauf, selbst aus stark salzhaltigen Böden, und nutzen den Morgentau.
Wehrhaft ist er ebenfalls - unter dem Grün verbergen sich lange Stacheln. Die halten Kamele und Ziegen halbwegs vom Abgrasen ab. Dennoch dient der Ghaf mit seinen hellgelben Blüten im Frühjahr Bienen und anderen Insekten als Nahrung und ganzjährig Vögeln in seinen Wipfeln sowie Kleintieren zwischen seinen Wurzeln als Heimstatt. Überdies verhinden die Wurzeln Bodenerosion. Der Schatten dieses Pflanze, auch "Schirmbaum" genannt, mag in der Vergangenheit schon so manchem erschöpften Wüstenwanderer das Leben gerettet haben.....

Zart gefiederte Blätter, hellgelbe Blütenstände (http://www.plantsguru.com/prosopis-cineraria)


Sein größter Feind ist, wie so oft, der Mensch. Die gewaltigen Urbanisationsbewegungen der letzten Jahrzehnte in den VAE haben auch so manchen Ghaf-Baum das Leben gekostet. Doch werden die Bestrebungen des Staatsgründers Sheikh Zayed, welcher einst ein groß angelegtes Naturschutzprogramm anschob, seit Jahren zunehmend verstärkt wieder aufgenommen. So schenkt man auch der Bewahrung und vor allem Neuanpflanzung dieser Überlebenskünstler-Bäume vermehrte Aufmerksamkeit, denn dass Pflanzen unverzichtbar für die Atmosphäre auf der Erde sind - sprich: die Luft, die wir atmen!, ist natürlich auch hierzulande endlich Allgemeingut.
Der Ghaf Tree ist schlicht unverzichtbar bei der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Ökologie in den Emiraten. Inzwischen darf kein Ghaf-Baum mehr ohne Erlaubnis der Behörden abgeholzt werden!

Die emiratische Firma Goumbook, welche sich den Themen Nachhaltigkeit und "grün leben" verschrieben hat, rief 2010 die Initiative "Give a Ghaf tree - planting programm" ('Schenke einen Ghaf-Baum'-Pflanzprogramm) ins Leben. Diese richtet sich an Kommunen, Teams, Schulen etc. ebenso wie an Einzelpersonen. Für 18 Dhs (ca. 4,50 EUR) kann man einen solchen jungen Baum, der zuvor in einer Baumschule aus Samen gezogen wurde, entweder spenden oder auch gleich selbst pflanzen. Dafür gibt es eine Urkunde mit genauer Angabe, wo der "eigene" Ghaf hingepflanzt wurde (sofern man das nicht selbst tat).

Wer neugierig auf diese Initiative ist oder sich sogar beteiligen möchte, kann sich hier oder auf der Seite "Give a Ghaf" bei Facebook informieren.