Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 9. März 2015

"Mehndi", eine Körperbemalung mit Henna

     Mehndi der Hände aus der arabischen Welt (Marokko)                                                                                                      http://addisonhillphoto.com/wp-content/uploads/2013/08/Sakina_Jens_0021.jpg

Ursprünglich stammt die Sitte, die Hände und oft auch Füße der Frauen mit Henna-Ornamenten zu bemalen, gar nicht aus dem arabischen Raum, wie viele glauben, sondern aus Persien, von wo aus sie sich nach Indien ausbretete und erst von da nach Arabien gelangte.

Vor allem vor Hochzeiten wird nicht nur die Braut, sondern auch die gesamte weibliche Gästeschar kunstvoll mit dieser Körperbemalung verziert; allein schon der Tag der gegenseitigen Bemalung ist ein kleines Fest für sich.

Während in Indien durchaus figürliche Darstellungen wie menschliche Gesichter, Vögel und andere Tiere üblich sind, werden diese von den Moslems vermieden - das sogenannte "Bilderverbot" im Islam hat zur Ausprägung filigranster Ornatmentik im oft floralen Sinne geführt. Beliebt sind deshalb bei Henna-Bemalungen in der arabischen Welt vor allem grosse, blumige und geometrische Designs. Oft  bedecken diese Muster fast komplett die Hand, wobei oft auch die Fingerkuppen und -nägel mit Henna gefärbt werden.

Drei Stunden "Sprachlosigkeit" dank meines beduinischen Mehndis


Als ich bei den Frauen einer Beduinen-Familie in Saudi-Arbien vor ungefähr fünfzehn Jahren meine erste Henna-Bemalung an den Händen erhielt, wusste ich noch nicht so recht, worauf ich mich da einließ. Wir waren durch Zufall von dieser nomadischen Familie in ihre Zelte eingeladen worden und kamen dieser Bitte natürlich voller Neugier und Freude nach.
Anfangs hatte man nebst meinem Manne auch die europäische Frau im "Männerzelt" höflich empfangen und bewirtet - nach einer knappen Stunde etwa wurde ich dann von einem der Brüder auf Englisch eingeladen, seine Mutter und die Schwestern kennenzulernen, welche sich in einem Zelt nebenan aufhielten.

Bis zu der Idee mit dem Henna war dort dann die "Konversation" mit den ausgesprochen liebevollen, warmherzigen Frauen des Hauses -  oder besser:Zelts - mangels eines erkennbaren Arabischs bei mir oder Englischs bei ihnen "mit Händen und Füßen" verlaufen, was auch ganz gut klappte.
Die Frauen umhegten mich mit Häppchen und Tee zwischen weichen Kissen auf dem Teppich wie eine lang verlorene Schwester. Schließlich jedoch kam eine auf die prachtvolle Idee, doch einmal meine weißen Hände zu verzieren. Ich nickte freudig, als man mir erklärte, dass ich auch so schöne Bemalungen wie sie erhalten würde.

Es wurde eine Schüssel mit der dicken schwärzlichen Pampe geholt. Eine der halbwüchsigen Schwestern hockte sich zu meiner Linken, die andere zu meiner Rechten - und dann ging es los. Ranken, Blumen, Tupfen auf den Handflächen, die Fingerkuppen bis zum zweiten Fingerglied mit der Masse eingewickelt. Hernach wurde mir bedeutet, die Hände nun zum Trocknen des Kunstwerks weiter geöffnet nach oben zu halten. Toll - ich hatte nicht gewusst, dass das Trocknen ungefähr drei  STUNDEN dauern würde!....
Nun konnte ich auch keine kleinen Zeichnungen zur Verständigung mehr malen oder eben "mit den Händen reden": Ich war zur nächsthöheren Stufe an "Sprachlosigkeit" verurteilt.

Beim Aufragen ist die Paste noch wesentlich heller, als nach dem Trocknen.                                http://footage.framepool.com/shotimg/qf/114436204-mehndi-salalah-henna-blumenmuster.jpg
 
Die Bedu-Frauen fanden es lustig, fütterten mich wie einen kranken Spatz und zeigten mir das möglicherweise einzige Buch im Umkreis mit ein paar Fotos, während mir fast die hochgereckten Hände einschliefen....
Meinem Manne, der inzwischen aus dem Nachbarzelt langsam wieder aufbrechen wollte, wo er mit den saudischen Männern zusammengesessen hatte, wurde als Bote ein kleiner Junge aus dem Frauenzelt geschickt, der erklärte: Er möge mal ruhig noch drei bis zehn Tässchen mehr des bitteren, mit Kardamom gewürzten Kaffees schlürfen... Bei seiner Frau könne das noch 'ne Weile dauern....

Schließlich war mein Mehndi getrocknet. Staunend sah ich, als die Wickel abgenommen wurden, dass bräunlich-orange Blumen auf meinen Händen erblüht waren. Wir schieden in herzlicher Eintracht von unseren beduinischen Gastgebern.

Nur eins war mir zuvor nicht klar gewesen: Man hatte auch meine Fingernägel mitgefärbt. Jedoch -  anders als auf der Haut -  verblasst die Farbe dort nicht von selbst mit der Zeit! Monatelang konnte ich dem Wachstum meiner Fingernägel zuschauen anhand der Linie, welche oeben das Orange im Nagel von der herausgewachsenen, natürlichen Farbe schied. Das sah grotesk aus. Nur ich wusste, warum ich viele Wochen lang ständig mit knallrot lackierten Fingernägeln unterwegs war!....


Diese beiden Henna-Tattoes hat mir hier in Abu Dhabi meine
neunjährige Tochter gemacht - sieht doch klasse aus, oder?!