Jedes Jahr lädt Abu Dhabi seine Bevölkerung - die einheimische wie die ausländische - sowie deren zahlreiche Gäste zu einer lebhaften Art von "Landesschau": Dem zehntägigen Qasr al-Hosn-Festival.
Blick aufs Festivalgelände des Forts: künstlicher See, extra angelegt zur Illustration des Themas "Meer"! |
Die Stadt mit ihrer, historisch gesehen, unwahrscheinlich kurzen Geschichte präsentiert sich dann im Herzen der City: Auf dem Gelände des "Weißen Forts" der Stadt, dem Qasr al-Hosn (das arabische Wort "Kasr" steht für Palast, "Hosn" für Burg). Im ersten aus Stein errichteten Gebäude der heutigen Haupstadt der VAE, das seit den 30er Jahren des 20. Jh. seine jetzige Form hat, residierten seit 1793 die Scheichs der Familie Al Nahyan. Heute dient das Fort als Museum aber nur noch kulturell-historischen und touristischen Zwecken.
"Oase" mit extra angepflanzten Dattelpalmen für die Festivalbesucher. Hat richtig Flair! |
An dieser Stelle möchte ich darunter einmal mein absolutes Lieblingsbild von Abu Dhabi einflechten. Es zeigt die Festung vor rd. 50 Jahren - inmitten von Abu Dhabi.
Sie sehen ringsum nur Sand und Palmen, aber keine Stadt? Richtig. Die gab es noch nicht. Es ist fast unglaublich, wenn man heute durch diese hypermoderne Großstadt an genau diese Stelle fährt oder geht. Zu Zeiten, als ich noch nicht ganz geboren war, (was nun auch wieder noch nicht soooooo lange her ist), gab es exakt an gleicher Stelle noch gar nichts, was - bis auf ein paar Palmblatthütten und eben dieses Fort - mit menschlicher Besiedelung in Verbindung hätte gebracht werden können!
Das Fort vor ca. 50 Jahren. Vergleiche bitte mit meinem aktuellen Foto von oben! http://archive.qasralhosnfestival.ae/about-qasr-al-hosn/about-qasr-al-hosn/ |
Das Festivalgelände in den Mauern des Qasr al Hosn wird jeweils in einzelne Abschnitte unterteilt, welche das Leben der Emiratis hier im Gestern und Heute widerspiegeln sollen. Da gibt es, selbstredend, die "Wüsten"-Zone mit Falkenvorführungen und Kamelgehege. Daran an schließt sich das "Oasen"-Areal mit hohen Dattelpalmen, durch welche sogar ein Stückchen extra angelegter Bewässerungsgraben führt, wie er typisch für die Oasen in der umgebenden Wüste Rub al-Khali sind.
Es gibt das ("alte") "Abu Dhabi" mit nachgebauten Bazaren, an deren Ständen man historisch inspirierte Handwerks- und Alltagsgegenstände kaufen kann.
"Oasen"-Zone |
Einer der vielen traditionellen Verkaufsstände |
Festivalgelände vor dem Qasr al-Hosn, dem "Weißen Fort" von Abu Dhabi |
"Dünen"-Zone mit gähnender Kamelmama und ihrem Baby |
Mein Lieblingsabschnitt beim Qasr al-Hosn-Festival aber ist jedes Jahr der "Meer"-Bereich, welcher die enge Verwobenheit der alten Einwohner von Abu Dhabi mit dem maritimen Leben zeigt: Alte Männer hocken auf dem Boden, flicken Fischernetze, bessern Reusen aus, arbeiten an der kärglichen Ausstattung, mit welcher noch Anfang des vorigen Jahrhunderts hier nach Perlen getaucht wurde.
Zentrum dieser Zone ist ein See, der extra jedes Jahr nur für dieses Festival auf dem Gelände des Forts künstlich eingerichtet wird! Dhaus, die traditionellen Schiffe in der Region, liegen auf diesem "Meer". Aus Lautsprechern abgespieltes Meeresrauschen simuliert etwas mehr Naturnähe inmitten der umliegenden Wolkenkratzer außerhalb der Fort-Mauern.... Über Laufplanken kann man der neugierige Besucher sogar auf diese Schiffe drauf und sich alles anschauen.
Jedes Mal bin ich davon fasziniert, wie viele Emiratis sich neben den vielen interessierten "Fremden" immer einfinden (am Einlass zum Festivalgelände muss man zu vielen Tageszeiten Schlange stehen; der Parkplatzmisere werden die Veranstalter mittels eines gut funkionierenden Shuttle-Bus-Systems Herr.)
Es scheint, als ob alle, die einen Bekannten oder Verwandten haben, welcher auf der Bühne, an einem der Stände oder Handwerkervorführungen beteiligt ist, ihn oder sie besuchen kommen!
Ganze Schulklassen wandern als "Heimatkunde-Unterricht" von Station zu Station, alle restlichen Emiratis des Landes kommen einfach aus Neugier, Stolz und, um die eine oder andere Leckerei zu kosten und vermutlich "Das schmeckt ja wie bei Oma!" auszurufen..... Stelle ich mir zumindest vor. Ich habe eine Süßspeise aus gekochtem Sago mit Safran probiert; die war ungewohnt glibberig. Doch würde mir dort jemand rote und grüne Götterspeise serviert haben, hätte ich bestimmt so nostalgisch lächelnd geseufzt, wie die Emiatis vor mir in der Schlange, welche ihre Sago-Schälchen zu einem der Sitzpolster trugen.
"Kahwa", der arabische Kaffee aus frisch gemörserten halbgrünen Kaffeebohnen mit viel Kardamom, wird in einer aufwändigen Zeremonie herstellt - natürlich auch für Touristen. Wichtig dabei heutzutage: Nie ohne die Handy-Kamera!!! :-) |
So, und wem so viel emiratisches Lokalkolorit noch längst nicht reicht, der kann sich nun zum Schluss dieses winzige Filmschnipsel von den tanzenden und singenden Männern ansehen. Aufgenommen, wie solltes es anders sein..... mit meiner Handy-Kamera!