Meme Generator
Ja, wir Expats in "südlichen Ländern" haben oft viel Sonne. Ja, der (meist entsendete) Mann - oder die Frau - verdient ganz anständig. Ja, die Kinder müssen in der Schule nicht täglich Angst vorm "Abziehen" der guten Jacke haben. Ja, die Ehefrauen der entsendeten Männer treffen sich regelmäßig auf "Coffee Mornings". Ja, wir steigen jedes Jahr in einen Flieger, um in den Urlaub zu reisen.
Es gibt so diverse Klischees über das Leben "eines Expats" (also eines Menschen, der längere Zeit außerhalb seines Herkunfslandes lebt und arbeitet). Mit einigen gehört mal aufgeräumt, an anderen ist das sprichwörtliche Körnchen Wahrheit, bei den meisten erhellt sich der "(Un-)Sinn" der Sache erst mit etwas mehr Hintergrundwissen über die Umstände.
Interessant finde ich folgendes: Wann immer Bekannte sich in Deutschland Vorstellungen über unser Leben im Ausland machen: Der Neid auf meinen Chauffeur fehlt selten. Kann man verstehen.
Der Witz ist nur:
Isch 'abe gar keine' Chauffeur!
Was nützt es da, wenn man regelmäßig daheim von den teils
bizarren, eigenen Autofahrer-Erlebnissen im Gastland berichtet? Dass es mir z.B. nach einer Weile sogar Spaß gemacht hat, in Libyen auf - dreispurigen - Schnellstraßen fünf- bis sechsspurig bei Tempo 100 zu fahren (manchmal auch mit Gegenverkehr!....... ) Oder in jedem Kreisverkehr Millimeterarbeit leisten zu müssen, wie alle anderen um mich herum auch. Ein Verkehr, in dem westliche Besucher dann allein schon vom Mitfahren fast Herzattacken bekamen! ("Hier könnte ich ja NIE fahren!!!!")
Das
Chauffeur-Klischee kriegt man damit jedoch nicht tot. Die Vorstellung vom Leben in Saus und Braus unter südlicher Sonne
gipfelt in 'ihm', offenbar dem Missgunstobjekt
Number One.
Die Mär vom Chauffeur...
Am ulkigsten fand ich den Neid auf meinen "Chauffeur" allerdings, als
ich in Saudi-Arabien lebte. Einmal die Woche kam ein (wohl sonst
eher Lastwagen-) Fahrer von der Baustelle meines Gatten, damit ich einfach mal in den Supermarkt einkaufen
gehen konnte! Denn wie jeder weiß, ist Frauen in diesem Land bis heute
das Autofahren untersagt. Ob es da "Luxus" ist, sich zwangsläufig fahren
lassen zu müssen.... na ich weiß ja nicht.
Es sei noch einmal gesagt - wird aber nicht viel helfen ;-) : Wenn meine Kinder oder ich selbst hier von A nach B wollen, muss sich Mama schon selbst hinters Lenkrad schwingen. Wie in Deutschland auch (dort gibt's allerdings zur Not auch noch einen öffentlichen Nahverkehr!)
Neid entsteht oft aus Unwissenheit - und das ist verzeihlich, denn wie soll der in seiner Heimat Verbliebene denn wissen, wie sich so ein Familienleben in einem anderen Kulturkreis für den Expat abspielt? Manchmal ist es auch nicht zugegebener Groll auf sich selbst und das langweilig gewordene Leben - wie schön kann man seine eigenen Träume (und Luftschloss-Wünsche....) auf jemanden projizieren, der "ja alles hat"...
Und dabei vergessen, dass man das alles - eigentlich - auch haben könnten: Wenn man sich nämlich ebenfalls entschlossen hätte, woanders ein Leben von Null an aufzubauen.
Amüsant auch: Kaum kam man einmal auf Heimaturlaub nach Deutschland, fanden sich mindestens drei voneinander unabhängige Personen, welche verblüfft feststellten: "Ja, aber.... du bist ja gar nicht braun geworden?!" Ja wie auch - oder haben die in Deutschland Wohnenden sommers ständig Zeit, sich mitten in der Arbeitswoche an den Baggersee zu legen? In "warmen" Ländern, z.B. in solchen, wo ich bisher lebte, ist es überdies den Großteil des Jahres so heiß, dass man zusieht, NICHT in die Sonne zu gelangen.... Und in Delhi z.B. war die Luftverschmutzung so hoch, dass "frische Luft" eher nicht angeraten war.
Warum sich Expat-Frauen tatsächlich zum Kaffeetrinken treffen
Natürlich ist so ein Expat-Gehalt oft nicht schlecht. Was vor allem daran liegt, dass vorwiegend Führungskräfte ins Ausland geholt werden - und die verdienen auch daheim bereits ganz gut. Allerdings um den Preis, dass sie sich auf einmal mit strukturellen Problemen rumschlagen "dürfen", die sie im Heimatland garantiert nicht hätten! Auch die volle Sechstage-Woche (natürlich OHNE Lohnausgleich!) ist nicht so ungewöhnlich, wenn man ins Ausland arbeiten geht. Allein diese Vorstellung schreckt manchen Neider dann doch ab, es mal selbst zu versuchen. Zumal er dann für gewöhnlich keinen mitverdienenden Partner hat ( - der praktischerweise auch gleich noch für seine eigene Rente arbeitet!)
Denn wegen des Verdienstes ihres Mannes "braucht die Expat-Ehefrau ja nicht arbeiten zu gehen". Was vor allem jedoch daran liegt, dass sie in den allermeisten Fällen gar kein Arbeitsvisum erhält, sondern als "travelling spouse" höchstens einem Ehrenamte im Gastland frönen darf! Nicht immer leicht für die EhegattenInnen, denn in der Regeln haben sie selbst meist Hochschulabschluss und berufliche Ambitionen (gehabt), welche sie aufgrund dieser Umstände hintanstellen müssen.
Und auch sonst langweilen sich die meisten der Frauen selten auf Coffee Mornings, nicht nur, weil sie zumeist auch noch Mütter sind und daher eh zu tun haben, sondern auch, weil diese Zusammenkünfte unter anderen Expat-Frauen - gerade in der Anfangszeit - unverzichtbare "Informationsquellen" sind!
Wo finde ich einen Kinderarzt, der Englisch spricht?, Wo kann ich Brot finden, das keine Fladenform hat?, Wie
kriegt man hier Internet ran?, Wo bekomme ich Nähnadeln her, Autokindersitze, Heftpflaster (bei dem die Haut nicht gleich mit kleben bleibt), Fahrradöl? oder Hat dieses Land hier auch kenntnisreiche
Elektriker/Schneider/Klempner/.... aufzuweisen? Oder gibt es wirklich
nur solche, wie den, der hier gestern die Regenabwasserleitung mit der
Küchensteckdose verbunden hat!
Abgesehen davon, dass jeder Mensch zuweilen ein paar Mitmenschen um sich braucht. Mit dem Unterschied, dass diese im Herkunftsland normalerweise dank Familie, Kollegen, Buddelkastenfreunden etc. unhinterfragt einfach "da" sind - am 'Ende der Welt' jedoch erst einmal nicht!
Wer als "mitreisender Ehepartner" die permanente Fremdorganisation seines Lebens durch seinen Beruf und ähnliche Rahmenbedingungen benötigt, hat es schwer. Anpassungsfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, mit sich selbst etwas anfangen zu können und immer wieder Neues für sich zu entdecken, sind eher Grundvoraussetzung für solch ein Leben. Nein, fürwahr nicht jedermanns oder -fraus Sache.
Die "Langeweile-Legende"
Zumal gerade das Leben in "Entwicklungsländern" der mitreisenden Ehefrau viel Abwechslung und Kurzweil verspricht: Stromausfälle gehören in manchen Ländern quasi mindestens aller zwei Tage einfach dazu. Dumm nur, dass die Wasserpumpe für den Tank, der den Haushalt mit Wasser aus der Leitung versorgen soll, ohne Strom nicht pumpt! Dann hat man alternierend zu "kein Strom" eben auch "kein Wasser".... von ausgefallener AirConditon bei Außentemperaturen von über 40°C ganz zu schweigen.
Wer überdies der Familie gelegentlich die Freude "deutscher" Esskultur machen will, bäckt halt sein Brot selbst, macht Quark und Marmelade oder Wurstartiges in Eigenproduktion....
Also auch in diesem Punkt muss ich enttäuschen - wir haben KEINEN Koch! Will die Familie was zu essen, stehe ich am Herd (das heißt
täglich). Dabei kann ich ja zumindest vom Privat-Koch träumen :-)
Und da haben wir noch gar nichts über die vielen Expat-Frauen gesagt, die sich - ganz "nebenbei" ;-) - auf die eine oder andere Art auch im Gastland beruflich weiterhin engagieren oder ganz umsatteln, die sich dort selbständig machen oder Ehrenämter ausfüllen.
Wer unter hier mitlesenden Expats an dieser Stelle selbst Anekdoten,
Erinnerungen, Sprüche auf Lager hat, welche zu diesem Thema passen: Nur
her damit! Ob als Kommentar gleich hier darunter oder als Nachricht an mich - ich sammle sie!
- - - WIRD FORTGESETZT DEMNÄCHST IN TEIL 2 ! - - -