Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Dienstag, 13. Dezember 2016

Hyperloop One - in 12 min von Dubai nach Abu Dhabi!


Manchmal habe ich das Gefühl, ich befinde mich hier mitten in einem Science-Fiction-Film. Nur, dass das meiste daran dann gar keine "fiction" mehr ist, sondern zur Realität wird.
Wenn man in einem Land lebt, welches das höchste Gebäude der Welt besitzt, die größten von Menschen geschaffenen Luxusinseln, bald die größte Shopping-Mall und das größte Riesenrad (um nur einige Superlative zu nennen), dann ist nur die Frage, welchem Rekord man sich wohl als nächstes zuwenden sollte.
Montage der ersten Segmente vor wenigen Wochen
Die Antwort? Geschwindigkeit! Eine Revolution des Transportwesens. Genauer: Die Strecke Dubai - Abu Dhabi, ca. 120 km lang (je nachdem, wo man jeweils startet und ankommt), in 12 Minuten zurücklegen zu können! Und das nicht etwa durch die Luft, sondern in einer Röhre. Das neue Zauberwort heißt HYPERLOOP ONE. Ziel ist es, das neue System anlässlich der Expo 2020 in Dubai / Abu Dhabi nutzen zu können. 

Mal sehen, ob ich mich dann auch in so einer Passagierkapsel durch die Röhre "schießen" lasse? Die dazu nötige Geschwindigkeit von etwa 1200 km/h jagt mir durchaus ein wenig Respekt ein. Diese Höchstgeschwindigkeit wird auf der Gerade zwischen den beiden Großstädten erzielt werden; Schleifen zu Beginn und Ende der "Reise" sollen selbstverstädlich den sicheren Start und auch die sichere Landung bei geringeren Geschwindigkeiten garantieren.

Zur Errichtung des Rekordbauwerks werden die amerikanischen Entwicklerfirma "Hyperloop One", McKinsey & Co. sowie die Bjarke Ingels Group (BIG) mit der Dubai Road and Transport Authority zusammenarbeiten. Die Unterdruck-Röhre soll sich auf Stelzen parallel zur Sheikh-Mohammed-Bin-Zayed-Road durch die Wüste ziehen, welche Abu Dhabi mit Dubai verbindet. Hier ein Clip über das geplante Bauwerk; da sieht das Flugzeug dagegen aber "alt" aus!

Passagierkapsel des Hyperloop One von innen

Energieverbrauch eines Fahrrads pro Passagier


Zum Vergleich: Mit dem Reisebus legt man die Strecke in 2 Stunden zurück. Mit dem Auto in etwa 1 Stunde und 30 min, mit einer Schnelleisenbahn ungefähr 1 Stunde und zähe 1 Stunde und 20 min per Flieger. Mit dem Bruchteil davon, nämlich gerade mal 12 Minuten, erscheint der Hyperloop One da zumindest in Sachen Zeitersparnis konkorrenzlos. Und es geht weiter, Folge-Loops sind bereits geplant: Dubai nach Riyadh in 48 min, Dubai nach Doha in 23 min, Dubai nach Muscat in 27 min ...

Als weitere  Vorteile - neben der unschlagbaren Geschwindigkeit - gegenüber herkömmlichen Transportvarianten nennen die Entwickler: höhere Sicherheitsstandards als für ein Passagierflugzeug, geringere Bau- und Instandhaltungskosten als jede Hochgeschwindigkeitsbahn, sowie - tataaa! - ein Energieverbrauch pro Person, der jener eines Fahrrads vergleichbar sein soll!

Die Kapazitäten hingegen sind phantastisch. Der Hyperloop One kann aller 10 Sekunden eine neue Passagierkapsel starten. So könnte man stündlich 15.000 Menschen sowohl in die eine, als auch 15.000 andere zugleich in die Gegenrichtung befördern! Das wäre dann in etwa das Doppelte dessen, was an Passagieraufkommen pro Stunde während des Menschenandrangs anlässlich der Expo 2020 zu erwarten ist!

Rekorde über Rekorde also wieder einmal. Und was ist nun mit der "Reise"geschwindigkeit, die einem etwas mulmig im Magen werden lässt, wenn man auch nur daran denkt? Klingt ja eher nach Raketenstart, oder?!
Ich beruhige mich mit einem historischen Beispiel. Als 8. April 1839 zwischen Dresden und Leipzig die erste deutsche Ferneisenbahn ihren Betrieb für Reisende aufnahm, fuhr der sächsische Ingenieur Andreas Schubert mit der ersten funktionstüchtigen, in Deutschland entwickelten und gebauten Dampflokomotive „Saxonia“, hinter dem offiziellen Zug her – dieser wurde von zwei englischen Loks angetrieben.50 km/h waren damals absolute Spitzengeschwindigkeiten, die im Alltag kaum erreicht wurden.



Lok "Saxonia" 1937 in Dresden - damals "rasendes Ungetüm". Und heute? Was ist dann der Hyperloop?

Zu jener Zeit kursierte wohl eine ärztliche Warnung unter der Bevölkerung: Bahnfahrten schneller als 30 Kilometer pro Stunde würden bei den Reisenden wie bei den Zuschauern unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen, eine Art Delirium furiosum, erzeugen. Heute ist relativ sicher, dass diese Meldung erfunden ist und einzig einer Polemik des nationalen Historikers Heinreich v. Treitschke diente. 

Wenn die "Gefahren" durch Geschwindigkeiten über 30 km erfunden waren - was der Mensch des 21. Jahrhunderts ohnehin tagtäglich am eigenen Leibe überprüfen kann - dann kommt er vielleicht auch mit 1200 km/h klar? Der Mensch ist ja ein anpassungsfähiges Wesen. Also, wir werden sehen! Spätestens zur Expo 2020.

Der Film zum Hyperloop One Abu Dhabi - Dubai ist sehenswert. Sehr beeindruckend die Zukunftstechnik, allemal. Doch am tollsten finde ich ja die kleine Botschaft: 'Egal wer du bist, wo du bist und wie wichtig dein Job - Mamas Geburtstag ist allemal wichiger!' Im diesem Sinne, Film ab! (klick Link)


Foto1: http://s3.amazonaws.com/digitaltrends-uploads-prod/2016/05/Hyperloop-One-Event-12.jpg
Foto2: http://fm.cnbc.com/applications/cnbc.com/resources/img/editorial/2016/05/24/103661371-101701181-hyperloop2.530x298.jpg?v=1464099638
Foto3: https://de.wikipedia.org/wiki/LDE_%E2%80%93_Saxonia#/media/File:Die_Lokomotive_SAXONIA_03.jpg