Grinsende Kürbisse auch in der Gemüseabteilung eines "Spinneys"-Supermarkts in Abu Dhabi |
Bald treiben wieder finstere Gestalten ihr Unwesen und verbreiten ein wenig wohlkalkulierten Grusel (klar - ursprünglich zu Abschreckung weit schaurigerer, weil "echter" Geister!). Klopften einst die verkleideten Gespenster nur in Irland in der Halloween-Nacht am 31. Oktober an die Türen und forderten mit "Trick or treat!" eine milde Gabe, nahmen die Auswanderer diesen Brauch dann mit nach Amerika, wo er riesengroß wurde. Und von da aus begann Halloween dann seinen Siegeszug um die Welt.
Heute rufen auch deutsche Kinder, mehr oder minder gruselig verkleidet, an den Türen unbescholtener Haushalte "Süßes oder (ihr kriegt) Saures!" und fordern damit ein Süßigkeitenkontingent ein, das jeden Zahnarzt erblassen lässt (ob aus Entsetzen wegen der Kariesgefahr oder aber Freude ob neuer Patienten, sei mal dahingestellt ...)
Pünktlich vor Halloween gibt's im Supermarkt Grusel-Kram jeglicher Art zu kaufen. |
Auch in den Emiraten ist der heidnische Mummenschanz längst "angekommen". Die anglo-amerikanisch sozialisierten kleinen und großen Ungeister feiern dann ausgelassen und mit Hang zur optischen Über-Opulenz. Die anderen machen nur zu gern mit. Vor allem für die europäischen Expat-Kinder ist Halloween in der emiratischen Gastheimat auch ein Stück Ersatz für Karneval, Mardi Gras, Fasching,... einfach die "tollen Tage", welche hier leider keinen Einzug gefunden haben.
Wo Licht an ist, darf "gebettelt" werden
Zum "Zentrum" der Halloween-Parties hat sich in Abu Dhabi mit der Zeit das vorwiegend von Expats bewohnte Compound Mangrove Village entwickelt. Dort werden nicht nur teils ganze Häuser aufwändigst dekoriert und schön schaurig hergerichtet. Vor allem Kinder und Jugendliche aus der ganzen Stand kommen dann dort zusammen und schweifen nach Anbruch der Dunkelheit in zumeist Horden nicht unter zehn wild kostümierter Gestalten herum, um an den Türen nach Süßem zu betteln. Man glaubt ja gar nicht, wie schnell ungefähr 4 Kilo Süßigkeiten alle werden können! (vor Halloween werden diese in den Supermärkten zu Discount-Preisen angeboten ....)
Damit Leute, welche mit Halloween nix am Hexenhut haben oder aber einfach ihre abendliche Ruhe haben wollen, nicht von den marodierenden kleinen Ungeistern gestört werden, gilt die Regel: Licht auf der Vortreppe an, Grinse-Kürbis steht auf der Schwelle, bisschen Halloween-Deko ist sichtbar - hier darf man klingeln und wird auch "belohnt". An extra dunkel gehaltenen Eingängen ohne Deko hingegen darf nicht geläutet werden. So sind dann alle zufrieden.
Tja, und wie man oben sieht, sind auch die Supermärkte natürlich allerbestens mit Süßigkeiten und Grusel-Dekomaterial vorbereitet.
Bilder von Halloween 2015 in Mangrove Village, Abu Dhabi |
Feiern verbindet über Kulturgrenzen hinweg - warum nicht auch Halloween?
Wenn man bedenkt, dass wir hier in einem islamischen Land leben, in welchem pro forma nur die drei Buchreligionen anerkannt werden und dennoch "heidnische" Feste wie eben dieses fröhlich begangen werden dürfen (ja, auch emiratische Jugendliche sind beim "Betteln" mit ihren internationalen Freunden unterwegs), fasse ich mir vorsichtig an den Kopf, wenn ich höre: In Deutschland gibt es inzwischen schon Einrichtungen, welche in vorauseilendem Gehorsam (wem gegenüber?) für Kinder solche Feste wie St. Martin, Nikolaus oder Ostern "abschaffen". Damit neu Hinzugekommene - also demnach ebenfalls Expats - aus anderen Kulturkreisen sich nicht verstört fühlen mögen.
Welch ein Unfug! Gerade im gemeinsam feiern, essen und Spaß haben entsteht gegenseitiges Interesse, Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Bräuchen und Eigenarten! An der deutschen Schule in Abu Dhabi (GISAD) z.B. findet nach wie vor ein St. Martins-Umzug statt. Und an dem nehmen selbstredend Schüler aller Nationen und Religionen teil: Das Martinslied singend, Lampions schwenkend und gemeinsam Betmännchen essend.
Bilder vom Halloween 2016 (wurde aus Kinderfreundlichkeit am WE bereits vorgezogen gefeiert ....) |