Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 18. Juli 2016

Joelle Hunter aus Dubai setzt sich für Frauen-Wrestling in der arabischen Welt ein


In den VAE sind die Frauen entweder schwarz verschleiert. Oder aber flanieren, quasi als Kontrastprogramm, im reich-dekadenten Dubai in knappen, sündteuren Designer-Kleidchen, behängt mit Brillis und Louis-Vuitton-Täschchen. Richtig?

Gheeda Chamasaddine, im Wrestling-Ring Joelle Hunter *

Doch dann gibt es da, ab vom Klischee, noch Joelle Hunter. Die in Saudi-Arabien aufgewachsene und inzwischen in Dubai lebende Libanesin heißt unter der Woche Gheeda Chamasaddine und ist ein Teenager mit Interessen wie viele. 
Doch auf Wochenendwettkämpfen oder im abendlichen Training nennt sich die praktizierende Muslima ohne Kopftuch dann Joelle Hunter. Und Joelle, gerade einmal 1,64 m groß, ist Kämpferin! Fast sieht es grotesk aus, wenn die junge Wrestlerin gegen Muskelberge antritt (und auch siegt!), welche ungefährt doppelt so hoch und breit sind, wie sie selbst.

Dabei hatte sie zuvor keinen Sport getrieben und noch nicht einmal von Wrestling gehört - bis Freunde sie einmal zu einem Wettkampf in Dubai mitnahmen. Dort beschloss sie sofort nicht nur, sich mit Wrestling für immer infiziert zu haben, sondern auch, selbst Wrestlerin zu werden. Sechs Mal die Woche trainiert sie seitdem im Fitness-Studio und gemeinsam mit den anderen Kämpfern für die Choreografien im Ring. 

Ihren ersten Sieg fuhr sie ausgerechnet gegen ihren Landsmann Michel Nassif = "Vigilante" ein, welcher sie zuvor bezwungen und auch verkündet hatte, eine junge Frau wie sie solle lieber kochen gehen anstatt auf die Wrestling-Matte...

Gheeda Chamasaddine möchte ein Vorbild für andere junge Frauen in der muslimischen Welt sein und ihnen zeigen, dass auch Mädchen und Frauen ihre Träume verwirklichen können. Sie selbst unterwirft sich dafür einem strengen Fitness- und Ernährungsregime und macht ihren Schulabschluss online anstatt auf einer gewöhnlichen Einrichtung. Ihre Entwicklung innerhalb kurzer Zeit sowie ihre ersten Wettkampf-Erfolge sowie eine stetig wachsende Fangemeinde geben ihr das Durchhaltevermögen und in gewissem Sinne bereits Recht.

Auch ihre Mutter nahm Gheedas/Joelles Begeisterung für diesen männerdominierten Sport anfangs nicht ernst; bis sie realisierte, wie fest ihre Tochter ihr Ziel verfolgt. Ab diesem Zeitpunkt unterstützte sie den Teenager. Sicher nicht immer ganz einfach zwischen vielen Vorurteilen und Sticheleien, denn im Kampf tritt das Mädchen zudem sehr selbstbewusst in körperbetonter und Haut zeigender Kleidung an.



Selbst wenn es stimmen sollte, dass Joelle sich wegen eines angeborenen Rückenproblems bereits in "Wrestler-Rente" begeben muss oder zumindest eine Zeitlang pausieren muss  - so oder so hat sie ein eindrucksvolles Zeichen dafür gesetzt, dass zwar so manches in der arabischen Welt für Frauen immer noch schwieriger ist als für die Geschlechtsgenossinnen in der westlichen - bei genug Durchsetzungsvermögen ungeachtet dessen jedoch auch recht Erstaunliches möglich ist!

Joelle Hunters, bislang einzige Profi-Wrestlerin im arabischen Raum hat ohnehin ein langfristiges Ziel: Eine eigene Frauen-Liga für ihrem Sport in dieser Region zu begründen!




* Foto: http://fridaymagazine.ae/features/people/pro-wrestler-joelle-hunter-wants-to-be-world-s-best-1.1613138