Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 29. Februar 2016

Shopping mit Bildungseffekt: Ibn Battuta Mall

Kleiner Abstecher ins Nachbar-Emirat Dubai mit der gleichnamigen Hauptstadt.
Shopping Malls gibt es hierzulande wie Sand am Meer, die einen mehr, die anderen weniger langweilig und austauschbar wie überall. In den VAE natürlich oft aufgepeppt mit Attraktionen wie Riesenaquarium (Dubai Mall), Ski- und Rodelparadies (Mall of the Emirates), einer "Piazza" wie in Europa (Yas Mall) usw.

Die Passage in einer maurischen Stadt? Nein - alles "Fake" und mitten IN einer Mall gelegen!

Wirklich herausstechend und daher besuchenswert aber ist die Ibn Batutta Mall in Dubai. Benannt ist sie nach dem orientalischen Forschungsreisenden Abu Abdullah Muhammad Ibn Battuta, welcher 1307 in Tanger (Marokko) geboren wurde und dort 1368 oder 1377 starb (genauer weiß man es nicht).
Dazwischen lagen Jahrzehnte eines unglaublich reichen Lebens mit ausgedehnten Reisen, die einem heute um so bemerkenswerter vorkommen, wenn man sich einmal vorstellt, dass der Mann dies alles ohne Flugzeug und ICE, dafür auf dem Rücken von Mauleseln, Kamelen, auf Schiffen oder gleich ganz zu Fuß absolviert hat! Nach Berechnugen sollen es in den 29 Reisejahren stolze 120.000 km gewesen sein.

Seine Reisen führten den "arabischen Marco Polo" u.a. nach Mesopotamien, er wanderte entlang der Seidenstraße, kam nach Spanien und nach Mekka, nach Indien und China, durch die Sahara nach Timbuktu, gelangte auch auf die Malediven.

Kein Abenddämmerungs-Himmel, sondern Lüftel-Malerei an der Decke der Ibn Battuta-Mall!


Die Ibn Battuta Mall, eröffnet 2005, ist auf 25.000 m² entsprechend den Kulturräumen seiner Reisen dekoriert: Die "Themenwelten" umfassen China, Indien, Persien, Ägypten, Tunesien und Andalusien. Das hat den eigenartigen, aber faszinierenden Effekt, dass man beim Spazieren von H&M zum nächsten China-Restaurant, vom Geschäft mit den ultra-neusten Sportschuhen zum Spielzeugparadies usw. sich durch alte persische Gassen wandelnd wähnen kann (nur ohne die Strapazen, denen Ibn Battuta ausgesetzt gewesen sein mag!) Oder man bewundert die Wasserspiele um die "gesunkene" chinesische Dschunke, bevor man sich in "Ägypten" ein großes Eis kauft und nach "Andalusien" weiterschlendert. Alles prachtvoll und farbenfreudig, voller Liebe zum Detail. So kann man leicht in zwei Stunden fast den ganzen Orient und halb Afrika "erwandern"!

Immer wieder trifft man auf lebensgroße Darstellungen, z.B. von Forschern, die ein Astrolabium bedienen; in "Indien" findet sich die bemerkenswerte Elefantenuhr des al-Dschazarī, ein mittelalterlichen Originalen nachgebauter Automat, der mittels Wasseruhr exakt die Zeit anzeigt. Eine ständige Ausstellung unter der dem persischen Isfahan nachempfundenen Kuppelmalereien gibt nähere Einblicke. Sie führt mittels Landkarten, kurzen Texten und vielen typischen Gegenständen des jeweiligen Ortes im 14. Jh. durch das Leben von Ibn Battuta und vermittelt Wissenswertes über jene Zeit, das wir den Aufzeichnungen jenes mittelalterlichen Gelehrten und Abenteures zu verdanken haben.

Hier noch einmal der "falsche" Himmel...

Unlängst wurde in Abu Dhabi dem bedeutenden Manne sogar ein musikalisches Denkmal gesetzt: Grammy-Gewinner Jordi Savall komponierte unter Einbeziehung historischer Klänge und Instrumente “Voyager of Islam”.  Einen kleinen Eindruck kann man optisch und akustisch hier gewinnen.

Noch ein paar Bilder aus dieser einmaligen Shopping Mall gefällig? Bitte Hier entlang!

Sonntag, 21. Februar 2016

Gold in Hülle und Fülle


Die meisten Touristen, welche in die Emirate kommen, wollen den Gold-Souk (=Markt) besuchen. Und oft dort auch "zuschlagen", weil sie gehört haben, dass dieses Edelmetall hier besonders billig sei.

Mit diesem Irrglauben möchte ich gern aufräumen. Einen Reibach wird dabei hier niemand machen können. Gold wird überall auf der Welt zum aktuellen Goldpreis gehandelt; da macht auch der sagenhafte Orient keine Ausnahme! Der einzige Unterschied ist, dass die hiesigen Schmuckstücke - dem lokalen Geschmack und Zweck entsprechend - zwar häufig weit opulenter sind, als die vom europäischen Goldschmied. 
Jedoch ist der reine Bearbeitungspreis, der auf den Goldpreis aufgeschlagen wird, um aus dem Rohmaterial eine Pretiose zu machen, im Souk natürlich ein Stück weit verhandelbar. Falls man handeln mag und dafür auch ein gewisses Geschick mitbringt! Bis zu 20% sollen für gewiefte Verhandler "drin" sein.


Auslage in einem der vielen Schmuckgeschäfte in Abu Dhabi.

Auf alle Fälle ist der Besuch eines Gold-Souks (z.B. des berühmten in Dubai, im Stadteil Deira, aber auch jedes anderen, beispielsweise in einer Shopping-Mall) bei einer Reise in die VAE lohnenswert. Besonders dem weiblichen Part mögen da die Augen übergehen! Allein die schiere Massivität des pro Schmuckstück verarbeiteten Goldes, aber auch die Fülle und manchmal Größe der verarbeitetn Edelsteine lassen einen an Märchen aus 1001 Nacht denken!

Für den eher dem Understatement verpflichteten westlichen Geschmack (und... dem Touristen-Geldbeutel ebenfalls) ist in den Auslagen der Schaufenster dann doch eher wenig dabei. Keine "Klunker" findet man eher bei Fingerringen oder Armbändern. Beliebt bei Europäern und Amerikanern ist es, sich den eigenen Namen in arabischer Schrift als filigranen, goldenen oder silbernen Kettenanhänger anfertigen zu lassen.

So wundert es auch nicht, dass die besten Kunden der Goldboutiquen dann doch eher Einheimische sind. Während arabische Männer heutzutage Geld lieber in Form von Goldbarren anlegen, neigen die Damen in ihren eleganten schwarzen Abahjas nach wie vor eher der Investition in tragbare und vor allem schmückende Geldanlagen zu. Nicht nur auf Hochzeiten - wo der Schmuck der Frauen manchmal so schwer sein soll, dass man sie beim Aufstehen stützen muss! - sondern auch im Alltag tragen Emiratinnen gern durchaus massiveren Goldschmuck.


Kleiner Ausschnitt aus dem Gold-Souk in der Shopping-Mall Madinat Zayed in Abu Dhabi

Die Gründe sind nicht nur optischer Natur. Historisch gesehen erhielt - und erhält - die Frau bei ihrer Hochzeit vom Bräutigam und dessen Familie das Brautgeld, den al-Mahr. Die Höhe wird zuvor zwischen den beiden Familien ausgehandelt und kann viele Tausende Euro betragen (hinein zählen neben Bargeld und Schmuck allerdings auch Kleidung und Einrichtung, früher auch Kamele etc.)

Bescheidenheit wird dabei oft als fehl am Platz gesehen, zeigt die Höhe dieses Betrags ja auch das Ansehen der Familie an. Um nicht übervorteilt zu werden, darf die Braut nach islamischem Recht den Vollzug der Ehe so lange verweigern, bis sie den kompletten Umfang des Brautgelds erhalten hat.
Was jedoch viel wichtiger ist: Der al-Mahr geht komplett in Besitz der Braut über, lebenslänglich. Er ist so eine Art "Lebensversicherung", denn selbst in dem Falle, dass ihr Mann sich später von ihr scheiden lassen sollte, behält die Frau diesen Besitz und ist somit nicht künftig der Armut ausgesetzt oder muss sich selbst mit Arbeit durchbringen.

Wer einmal durch die Gold-Souks spaziert und das klirrende Geschmeide an Fingern, Hals und Ohren der Emiratinnen sieht und hört, bedenke: Die Damen tragen also quasi ihre Rente spazieren!


In Schmuckläden, welche häufig von christlichen Ausländern frequentiert werden, sieht man in den Auslagen auch immer wieder christlich geprägte Schmuckwaren.

Sonntag, 14. Februar 2016

"Glücks-Ministerium"!


Von ferne (besonders dort, wo es kalt und regnerisch ist) könnte man etwas kurzschlüssig vermuten, in den Emiraten sei jedermann per se glücklich, denn die Sonne scheint ja (fast) jeden Tag. Allerdings dörrt Clärchen, das sich jenseits der 40 Grad zu einer recht fiesen Klara auswächst, in dem Falle auch schon einmal die Laune wie sonst die eher nur Datteln.

Natürlich sind solch fundamentale Probleme, unter denen Menschen tagtäglich in anderen Staaten leiden, wie Hunger, Krieg, Armut und Kriminalität so gut wie nicht präsent für die Bewohner des sonnigen Wüstenlandes. Wenn man etwas genauer hinsieht, bleiben natürlich dennoch jene persönlichen Alltagssorgen, á la Stress auf Arbeit, Krankheit oder laute Nachbarn. Doch vergleichsweise dürfte die Mehrheit der ständigen wie auch temporären Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate als relativ glückliche Bevölkerung angesehen werden können.

Nach Statistiken des Wold Happiness Reports des Earth Institute der Columbia Universität (im Auftrag der Vereinten Nationen) waren 2015 die Schweizer von untersuchten 158 Nationen das glücklichste Volk, nachdem die beiden vorigen Male ja Dänemark geführt hatte.
Neben Daten für Lebenserwartung und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf oder fehlender Korruption wurden als wichtige Werte solche eingerechnet, welche die individuelle Entscheidungsfreiheit für das eigene Leben sowie die geistige Gesundheit der Bevölkerung betrafen. Deutschland landete auf Rang 26.

Die VAE kamen 2015 auf Platz 20. Für einen Landesvater, welcher seinen Landeskindern regelmäßig Rekorde zu bescheren versucht,  reicht das natürlich nicht. (Das höchste Gebäude der Welt - das bald von einem fast doppelt so hohen "entthront" werden soll -, eine riesige Moschee mit dem größten Swarowski-Kronleuchter und Teppich, dem "schiefsten" Gebäude der Welt, einem Lamborghini als Polizeifahrzeug, demnächst die größte Mall, das längste Gaffito, usw... )

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Glücksministerin: Ohud Bint Khalfan al-Rumi.      Foto: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/dubai-ernennt-ministerin-fuer-glueck-14063525.html


Daher hat Scheich Mohamed Rashid Al Maktoum, Premier und Vizepräsident sowie Herrscher über das Emirat Dubai, nun ein "Glücksministerium" gegründet, welchem Ohud Bint Khalfan al-Rumi vorsteht. Halbtags nur, denn hauptberuflich ist die junge Emirati überdies die Generaldirektorin des Büros des Scheichs...
Übernommen hat der Wüstenstaat die Idee zum Glücksministerium vom kleinen Himalaya-Land Bhutan; in dem buddhistischen geprägten Staat gibt es das nämlich schon länger.



Zum Glück beitragen soll sicherlich auch der neu geschaffene Ministerposten für Toleranz - diesen erhielt die Emirati Lubna al-Kassimi. Das Ministeramt für Toleranz wurde eingerichtet, um diesen  „fundamentalen Wert in der Gesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate“ zu verankern, erklärte Scheich Mohammed.

Überdies stärkt die gerade erst 22 Jahre junge Schamma al-Masrui als Jugendministerin die neue "Frauen-Power" im emiratischen Ministerrat. Sie soll das "Ohr" an der Masse ihrer AltersgenossInnen haben - immerhin ist es ein "junges Land" mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren.

In Deutschland scheint sich die Sinnhaftigkeit eines staatlich getragenen Glücksministeriums bisher manifestiert zu haben; immerhin existiert ein selbsternanntes "Ministerium für Glück", das allerdings eher einem Kulturprojekt gleich gestellt ist. Auf Facebook finden das jedenfalls fast 14.500 Leute "gut". (https://www.facebook.com/MinisteriumFuerGlueck/) - das sind doch ein paar mehr "Daumen hoch" (7.556)  als für das Bundesamt für magische Wesen.

:-)

... und da die "Zeit" dem Thema zeitgleich mit diesem Post hier einen Beitrag gewidment hat, möchte ich den hier gleich auch noch verlinken.

Sonntag, 7. Februar 2016

Kleine Alltagsnervereien, die kein Mensch braucht

Meist versuche ich ja, hier die Information in den Vordergrund zu stellen in der Hoffnung, dass dies dem einen oder der anderen bei irgendeiner Frage zu Abu Dhabi oder den Emiraten weiterhelfen kann.


http://sc.mogicons.com/share/crazy-emoticon-236.jpg

Aber heute ist mal ein Tag, an welchem ich mich über die vielen kleinen, albernen Alltagsvorkommnisse "auslassen" möchte, die einem hierzulande das Leben nerviger -  ääähhh, unterhaltsamer gestalten (also im Vergleich zum Heimatland). Ich zähle jetzt mal querbeet so ein paar Sachen auf, die mich immer wieder Ganz tief durchatmen! Bis zehn zählen!!! lassen


° Wenn die Töchter mal den Pizzaboten bestellt haben sollten, kommt dieser so gut wie immer ohne Wechselgeld an. Wie blöd, wenn man aber gerade keine 5 oder 10 Dirham-Note oder Münzen zur Hand hat, weil der Geldautomat vorhin wieder so ungünstig gestückelt hat.
Doch dergleichen passiert einem auch laufend in Geschäften: Dass der Verkäufer erst einmal nach nebenan gehen muss, um eine Handvoll Wechselgeld für den Kunden zu besorgen. Man arbeitet im Kundenverkehr im Verkauf - wozu sollte man da um alles in der Welt denn Wechselgeld in der Kasse haben?!


° Ob Pizza oder Flachbildschirm, ob Wäscheservice oder Schrankwand: Wenn man in den Emiraten etwas nach Hause geliefert bekommt (an und für sich verführerisch praktisch, aaaaaaber!....), kann das eine komplizierte Angelegenheit werden. Oft kommt die Ware sowieso nicht am vereinbarten Termin. Und wenn dann doch, gehen mannigfaltige Telefonate voraus.
Lieferant ruft an: "Wo wohnen Sie?" "In XY, wie in der Bestellung angegeben." "Hm, ist das nahe Z?" Man ist eine Weile verwirrt, bis man bemerkt, dass der gute Mann von Dubai anstatt von Abu Dhabi redet. Na, nicht weiter schlimm, das ist ja nur eine gute Stunde Autobahnfahrt entfernt...

Falls der Lieferant sich dann nähert, stellt er telefonisch in der Regel klar, sich in Abu "gut auszukennen. Aber wo ist das bei Ihnen? An der Cornishe?" (die bekannteste Straße in wohl jeder irgendwie am Meer gelegenen Stadt im Mittleren Osten....) Einen Stadtplan darf man niemals erwarten, und auch GoogleMaps oder wie all die modernen elektronischen Helferlein heißen mögen, werden nicht eingesetzt (und ja!, natürlich haben hierzulande alle ein Smartphone, auch "kleine" Transportangestellte....) Wenn man dann die grobe Richtung beschrieben hat, kann es sein, dass nach vielen weiteren Telefonaten die Ware glücklich eintrifft.
Mir ist aber auch schon mal passiert, dass mein freudig mit tropfendem Zahn erwarteter "German Döner" nicht ausgeliefert wurde und die Bestellung statt dessen gecancelt, weil man sich außerstande sah, meinen Wohnort zu finden (was - da es ein recht bekanntes Compound ist - nicht allzu schwierig sein sollte).


° Taxifahren. Das "Problem" ist nicht etwa, wie man vielleicht erwarten mag, dass man um den Preis feilschen müsste - emiratische Taxis sind generell mit Taxameter ausgestattet und zeigen die Fahrpreis bis auf den Fil hinterm Komma genau an. 
Nein, etwas anderes. Taxifahrer kennen "ihre" Stadt? - das dachte ich zumindest, bis ich aus Deutschland fortzog (lang-lang ist's her....) Und doch, auch in den Emiraten kennen sich einige Fahrer gut aus. Was nicht bedeutet, dass es nicht dennoch ratsam ist, seinen Zielort und den Weg dahin vorab genau zu kennen! Denn gelegentlich gerät man auch mal an einen Neuzugang, der vielleicht vorige Woche gerade erst aus seinem fernen Land hier landete und mit Taxifahren angefangen hat. Natürlich ohne vorherige Schulung.
Falls er dann auch noch unbelehrbar ist (Ich: "Bitte fahren Sie da vorne die zweite links!" - und er umgehend die nächste Abbiegung rechts nimmt, z.B.....) oder aber man selbst Neuankömmling ist und daher keine Ahnung hat, wohin.... Tja, dann wird es arg abenteuerlich. Denn siehe oben: Stadtpläne oder Landkarten lesen können sie durch die Bank weg alle nicht, und ein Navigationsgerät ist entweder nicht vorhanden, wird nicht benutzt oder aber ist aufgrund der manchmal noch merkwürdigen Straßen"namen" bzw. -nummern ohnehin nicht brauchbar.
 

° Handwerker. Nach zumeist mehreren hoffnungsvoll-höflichen - über den Tag verteilten, von Wartepausen getrennten Anrufen - bei der Instandhaltsungsfirma, die sich um unsere Wohnanlage kümmert, erscheint dann oft doch ein Handwerker.
Meist jedoch nur, um einen Blick auf das Problem zu werfen und mit den Worten: "Da muss ich erst mal Material holen" wieder zu verschwinden. Je nachdem kann das fünf Minuten, fünf Stunden oder auch bis nach dem genervten Anruf am Folgetag dauern. Damit es spannend bleibt, kriegt man aber entweder eine im Nachhinein falsche oder aber lieber gar keine Zeitangabe genannt.

Falls dann endlich ein Handwerker eintrifft, ist nicht gesagt, dass es der für das vorliegende Problem richtige ist. In der Telefonzentrale bedienen den Kundenhörer manchmal Leute, die des Englischen nun auch nicht so gut mächtig sind. Da kann es schon passieren, dass ich erklärte, es müsse dringend jemand kommen, weil wir gehört hatten, dass sich in unserem Lüftungskanal der Klimaanlage ("AC") mindestens eine Ratte offenbar auf einen Marathon vorbereitet und wir das nicht so gern haben... Um dann nach zwei, drei weiteren, zunehmend verzweifelten Anrufen einen enthusiastisch lächelnden Trupp Elektriker vor der Tür zu haben, der die "kaputte AC" reparieren will. In der Telefonzentrale hatte man gerade eben so das Wort "AC" verstanden; nicht jedoch das Problem mit den Ratten!

° "Verkäufer und Verkäuferinnen" in Malls, Boutiquen etc. Ich schreibe bewusst in Anführungszeichen. Mag sein, dass ich eine verwöhnte, westliche Ziege mit völlig übertriebenen, antiquierten Vorstellungen bin. Aber ich habe immer noch dieses Bild vor mir: Jemand, der in einem Laden eine bestimmte Art von Waren fach-verkauft (Hosen, Pralinen oder Schuhe...), habe einen Überblick über besagte Ware und kann sogar Auskunft bei aufkommenden Kundenfragen geben (Herkunft? Material? andere Größe?,...)
Hierzulande winke ich generell gleich heftig ab, wenn ich einen Laden betrete und sich mir in der Regel umgehend ein Pulk von zwei bis vier philippinischen, zumeist gerade unterbeschäftigten Verkaufsangestellten auf Tuchfühlung an die Fersen heftet. Denn wehe, man stellt auf das allfällige "Ma'mSir, how can I help you?" tatsächlich eine Frage! Z.B. "Guten Tag - sagen Sie, haben Sie eine grüne Hose in Größe 38 da?" Sofort beginnt dann die Verkäuferin sich eifrig umzusehen, in welcher Ecke ihres Ladens denn die Hosen hängen könnten. 


Wenn sie diese schließlich lokalisiert hat, streift sie genauso hilflos mit dem Finger hindurch, wie ich es auch täte - und mit etwas Glück findet sie dann irgendwann die gewünschte Farbe. "Größe?" "Oh. Welche Größe haben Sie denn?" "Wie ich gerade sagte: Immer noch 38." "Aha, aha... - - - haben wir aber gar nicht dabei." Es kann allerdings auch sein, man bekommt statt dessen einfach einen grünen Rock in der 46 oder eine knallrote Hose in 38 in die Hand gedrückt. 

Da gedenke ich dann tränenden Auges der guten alten deutschen Berufs-Fachausbildung. Versteht irgend jemand, wieso ich aufs beliebte Shopping gar nicht besonders erpicht bin?

° Werbe-SMS von irgendwelchen Boutiquen und Läden, in denen ich noch nie war! Auf die an jeder verdammten Kasse beim Bezahlen gestellten Frage nach meiner Mobiltelefonnummer wehre ich stets zwischen höflich und vehement ab, je nachdem. Ich will ja nicht, dass ich dann ständig mit "SALE! 50% on everything!"-SMS bombardiert werde. Wie kommen dann jedoch diese ganzen blöden Werbe-SMS dennoch andauernd auf mein Telefon?
Immer guckt man nach dem "Bling" aufs Display in der Hoffnung, es sei die Meldung eines lieben Freundes. Oder auch besorgt - könnte ja die Schulkrankenschwester mit einer "Kommen Sie sofort ihr Kind mit Loch im Kopf abholen"-Nachricht sein....
Aber nein, schon wieder will mir jemand etwas andrehen, das ich gar nicht kaufen mag?! Ich bestelle diese SMS-Dinger laufend ab. Aber sie wachsen auf wundersame Weise aus anderen "Ecken" dann doch immer nach, wie die abgeschlagenen Köpfe beim Märchendrachen... 


° Lieblingseissorte, Lieblingsknäckebrot, bevorzugte Tiefkühlerbsenmarke? Man sollte dergleichen immer in Mengen "hamstern", wenn einem (bzw. den Kindern daheim) das wirklich wichtig ist. Wirkt zwar grotesk angesichts der endlosen Warenberge schieren Überflusses in den Supermarktregalen - das ist ja hier kein limitiertes Entwicklungsland! Aber die Chance, dass genau diese geliebte Speiseeis-Sorte einmal und nie wieder nach Abverkauf im Supermarkt deines Vertrauens auftaucht, liegt ziemlich hoch. Regelmäßige Order-Listen vom Großhändler scheint es eher nicht zu geben. 
Dafür entdeckt man aber immer mal wieder was Neues! Mit dieser optimistischen Note endige ich hier erst mal. Aber...


Wer hat Ergänzungen zu bieten?




Montag, 1. Februar 2016

Warehouse 421 - neues Kulturzentrum


Mit dem "Warehouse 421" hat vor kurzem ein neues geistig-kulturelles Zentrum in Sichtweite des neu entstehenden Museumskomplexes auf Saadiyat Island seine Pforten geöffnet. Zur dreitägigen Eröffnung im November waren über 10.000 Besucher gekommen.
(Auf Saadiyat Island gegenüber befinden sich - noch im Bau - der Louvre Abu Dhabi, der Ende diesen Jahres eingeweiht werden soll, sowie später Guggenheim Museum Abu Dhabi, voraussichtlich 2017, sowie drei weiteren Museen).

Exhibition "Process and Practising": Arbeiten junger Künstler, die durch die SHF-Foundation gefördert werden.

Das "Warehouse 421", das im Hafengelände des Mina Zayed Port liegt und auch tatsächlich in ehemaligen Lagerhallen seine Heimat fand, lädt zu gleichzeitig mehreren, wechselnden Ausstellungen ein - aber auch zu Vorträgen, Filmvorführungen und Kunst-Workshops.

Ich besuchte es anlässlich einer Führung gemeinsam mit den GLADIES, einem lockeren Verbund deutschsprachiger Frauen in Abu Dhabi ("G" steht für "German" und "Ladies" für die Damen), welcher für seine Mitglieder ehrenamtlich unterschiedlichste Aktivitäten organisiert.

Eine aktuelle Ausstellung zeigt künstlerisch-architektonisch inspirierte Modelle des "Warehouse 421", die in der Aufbauphase von der Öffentlichkeit eingereicht wurden; eine weitere Schau Fotos des französischen Fotografen Jack Burlot, der das Alltagsleben rund um den Hafen Abu Dhabi einfing. Eine eigene Halle bekam die "Process and Practising" benannte Exhibition, die sich mit dem Entstehen von moderner Kunst beschäftigt.

Programmdirektor Faisal Al Hassan erläutert Mitgliedern der "Gladies" die Fotoausstellung zum Hafengebiet


Ideen für die Gestaltung des Warehouses....
.... aus einer öffentlichen Ausschreibung  









Programm-Manager Faisal Al Hassan führte die GLADIES durch die Hallen und erklärte den Anspruch des neuen kulturellen Zentrums.Das "Warehouse 421" ist ein Projekt der "Salama Bint Hamdan Al Nahyan Foundation" (SHF), welche sowohl junge einheimische Künstler unterstützt und international vernetzt, sich aber auch der Bewahrung der emiratischen Kultur einerseits wie auch deren Entwicklung in der Zukunft andererseits verschrieben hat. 

Die Gründerin der Stiftung, Sheikha Salama Bint Hamdan Al Nahyan, ist die Frau des Kronprinzen von Abu Dhabi, Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan. Darüber hinaus jedoch forscht die Foundation und ist tätig auch auf dem Gebiet der Bildung speziell für Kinder und Frauen und auch im Gesundheitssektor, so z.B. in der Alzheimer-Prävention.

Mit dem Programm "Muntada"  sollen in Form von öffentlichen Foren diverse Aspekte aus den Bereichen Kunst, Kultur und kulturellem Erbe diskutiert und entwickelt werden können; die Reihe "Wednesdays at the Warehouse" mit Vorträgen, Filmvorführungen und Diskussionsrunden will dazu beitragen. Die Kunstszene in den Emiraten ist noch jung und benötigt solche Angebote, um wachsen und sich etablieren zu können. "Muntada", das "Forum für neue Ideen", soll dabei helfen.


Kuratorin Dr. Bambling erläutert das Fotoprojekt zur neueren emiratischen Geschichte
Sicherlich das Herzstück der gegenwärtigen Ausstellungen ist "Lest We Forget: Emirati Family Photographs 1950-1999". Kuratorin Dr. Michele Bambling erläuterte den anwesenden GLADIES sehr lebendig, wie das Projekt entstand. Seit 2010 sammelten Studentinnen aus ihrem Kurs an der Zayed University die Ausstellungsstücke in Form von v.a. Fotos unter Verwandten und Bekannten, vereinten sie zusammen mit ihren persönlichen Erinnerungen zu dieser Exhibition, aus der auch ein Buch entstand. Neben den Fotos sind auch Alltagsgegenstände aus 50 Jahren emiratischer Geschichte vereint.

Frau Bambling berichtete darüber, wie zögerlich ausgerechnet Fotos mit Frauen anfangs eingereicht wurden. Bis den Ausführenden des Projekts klar wurde: "Man kann die Geschichte unseres Landes doch nicht ohne Frauen dokumentieren - ganz ausgeschlossen!" Dennoch sind Frauen oft doch dann nur in Form ihrer Kinderfotos präsent, da die Tradition nach wie vor gebietet, dass emiratische Frauen in der Öffentlichkeit nicht ihr Gesicht zeigen.


Moderne Museumstechnik macht Geschichte lebendiger


An mehreren Stellen lädt die Ausstellung auch die Besucher zum selbst Beitragen (per Polaroids) oder Agieren ein. Viel Anklang fand z.B. ein Exponat, das die Vielfältigkeit der Sortierungs- und Katalogisierungsmöglichkeien eindrucksvoll demonstriert. 
Kreisförmig, gleich einem drehbaren Roulette, sind Kärtchen aufgestellt: Die Vorderseite zeigt farbig Ordnungsprinzipien (nach Ort, nach Zeit, nach Thema,...), auf der die Rückseite ist ein Code gedruckt. Legt man einen dieser Codes auf Leuchtfläche daneben, werden dort blitzschnell alle in der Sammlung verfügbaren Fotos unter diesem Kriterium auf einen Stapel "geworfen". Die einzelnen Fotos kann man dann per Fingerbewegung herausziehen, drehen, vergrößern,...

Besucherinnen probieren die moderne Museumstechnik zum Veranschaulichen von Katalogisierungen aus.


Nach dem Rundgang durch alle Ausstellungsbereiche hatten einige der GLADIES Kaffeedurst. Programmdirektor Faisal versprach, dass beim nächsten Besuch das Warehouse 421 mit einem eigenen Café zum Verweilen einladen wird.

Wer etwas über die aktuellen Ausstellungen erfahren möchte, kann hier nachsehen:  http://www.warehouse421.ae/en/exhibitions/

Wer neugierig auf das Filmprogramm der Mittwochsabende ist, gewinnt hier einen Überblick: 
http://www.warehouse421.ae/en/wednesdays-at-the-warehouse/film-screenings/ 


Exponat aus "Process and Practising"
 
Lichtdurchflutet präsentieren sich die Ausstellungsräume in der einstigen Hafen-Lagerhalle heute.