Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Samstag, 27. Juni 2015

"Notfallpaket" zum Fastenbrechen für Autofahrer


Wir sind mitten drin im Ramadan. Selbst, wenn wir gar nicht am Fasten beteiligt sind, denn natürlich  wirkt sich der veränderte Rhythmus auch am Rande auf den Alltag der hier lebenden Ausländer aus. (s. vorige Posts).

"Iftar"-Paket für Autofahrer, die nicht rechtzeitig daheim sein werden

Der Ramadan ist ja eine Zeit, in welcher Moslems besonders viel und gern Zeit mit Familie und Freunden verbringen; auch die Restaurants sind abends zur Zeit des Fastenbrechens (Iftar) ungewöhnlich voll. In Lokalen mit á la carte-Menü wird bereits eine Weile zuvor bestellt, so dass dann das Essen schon kurz vor Sonnenuntergang auf dem Tisch steht. Mit Beginn des Gebetsrufs kann der bis dahin nur mit Blicken 'verschlungene' Teller dann in Angriff genommen werden.

Wir haben unlängst abends in einem Hotal an einem der unzähligen Iftar-Buffets teilgenommen; da bietet es sich für Nicht-Moslems natürlich an, etwas später zu erscheinen, damit der Ansturm zu Iftar sich bereits etwas gelegt hat.

Eine rührende Geste erlebten wir gestern Abend an einer roten Ampel. Es war kurz vor Iftar - die Sonne stand schon rot und ganz tief im Westen. Einige Männer, Frauen und Kinder - bekleidet mit neongelben Warnwesten - verteilten an die dort wartenden Autofahrer, welche es nicht mehr pünktlich bis zum Fastenbrechen nach Hause oder in ein Restaurant schaffen würden, "Iftar"-Pakete! Darin befindlich: labendes Wasser, Datteln und kleinen Erdbeer-Kuchen.

Eine großzügige Aktion der Freiwilligen, welche da - sicher auch nicht gänzlich ungefährdet - in der immer noch drückenden Spätnachmittagshitze von Fahrerfenster zu Fahrerfenster eilten, so lange die Ampel auf Rot stand. Immerhin hatten sie ja selbst den ganzen Tag schon nichts gegessen oder getrunken...



Donnerstag, 18. Juni 2015

Ramadan karim!


Es ist soweit: Die neue Monsichel wurde gesichtet - in der muslimischen Welt hat der heilige Monat Ramadan begonnen.

Allen, welche die Regeln für diese vier Wochen befolgen, wünsche ich eine Zeit innerer Einkehr und freudvoller Abende mit Familie und Freunden zu Iftar!

                      Unsere Wohnanlage: Dort, wo im Dezember ein riesiger, künstlicher Weihnachtsbaum steht,                                                     schmückt momentan die Ramdan-Dekoration.

Auch die Nicht-Moslems sind darum gebeten, in dieser islamisch geprägten Umgebung hier -  mit Rücksicht auf die Fastenden - ihr Verhalten in der Öffentlichkeit anzupassen. Dass man beispielsweise vor jemandem, der gerade weder isst, noch trinkt, nicht genüsslich sein Pausenbrot verzehrt oder aus der Wasserflasche etwas vorgluckert... ist sicher ein Gebot ganz normalen, menschlichen Anstands.

Auch für die Schüler der Deutschen Schule Abu Dhabi z.B. - ob Muslime oder nicht - verändert sich nun manches. Morgens geht der Unterricht eine halbe Stunde später los, mittags bzw. nachmittags ist eine halbe Stunde früher Schluss. Wer von den muslimischen Schülern gegenwärtig nicht aktiv am Sportunterricht teilnehmen möchte, kann sich auch an den Rand setzen; außerdem gibt es im schuleigenen Moschee-Raum eine Ruhezone. Alle Nicht-Fastenden jedoch können ihr Frühstück in der Cafeteria einnehmen (nicht jedoch im Klassenzimmer).
http://techuloid.com/wp-content/uploads/2015/06/4.jpg

Für die meisten Kinder und Jugendlichen sind das - im Hinblick auf ihre arabischen Mitschüler - leicht zu verkraftende Einschränkungen. Die Christen unter ihnen möchten ja wiederum auch, dass sie an den Weihnachtstagen hier frei bekommen und "ihr" Fest feiern können! Rücksichtnahme und Toleranz ist wieder einmal das Zauberwort.


Montag, 15. Juni 2015

Ramadan kommt!


Der Kaffee, der Diwan, die Lupe und Brille, die Arithmetik, die Al-gebra, der Al-kohol, die Chirurgie, die Gitarre, die Zahnbürste, die (Al-)Chemie und auch unser Zahlensystem u.a. ... hat die europäische Kultur aus Arabien übernommen.
Im Gegenzug sind - wie das im Handel und Wandel der Völker und Kulturen über Jahrhunderte hinweg ganz normal ist - natürlich auch viele europäische Erfindungen in den arabisch-/islamischen Kulturkreis geflossen.

Ich habe unlängst eine reizende kleine Entdeckung gemacht, von der ich mal behaupte: Das haben sich die Muslime hier "bei uns" (Abendländern) abgeguckt! Als ich in einem der riesigen Supermärkte einkaufte, der - genau wie die Straßen und Shopping Malls inzwischen -  großartig dekoriert für den heiligen Monat Ramadan ist (ein Pendant zur westlich-/christlichen Advents-Deko), sah ich doch den hier:

"Ramadan-Kalender" 

Je nachdem, wann die Gelehrten am nun kommenden Mittwoch oder Donnerstag den allerersten winzigen Streif der neuen Mondsichel erkennen können, ist das gewissermaßen der "Startschuss" zum Beginn des im islamischen Kalender 9. Monat, dem Ramadan, in welchem u.a. von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wird.

Traditionell erfolgt das abendliche Fastenbrechen nach Sonnenuntergang mit einer Dattel, dieser sehr nahrhaften Frucht der Dattelpalme.

In diesem hübschen Kalender, welcher doch erstaunlich unseren Adventskalendern ähnlich sieht, findet das Kind (oder der Erwachsene?) denn auch nicht etwa vorweihnachtliche Lebkuchen oder Marzipan und Schokolade - sondern eben eine Dattel: Mal mit Pistazie, mal mit Mandeln oder Rosenwasser-Zuckerguss gefüllt und verziert! So soll die Wartezeit auf das dreitägige Fest zum Fastenbrechen; Id al-Fitr, versüßt werden.

Mir gefällt diese Adaption unseres Adventskalenders. Anstatt Christbaumbild mit Geschenken sieht man hier passenderweise eine Moschee und die tägliche, aktuelle Mondphase angezeigt.
Auch wenn ich nicht faste, so werden wir ab dieser Woche nun mit Einbruch der Dunkelheit jeden Tag eine Dattel aus dem Ramadan-Kalender holen.

Hier noch ein Blick in eine der vielen Shopping Malls - sogar die Ramadan-Dekoration mit den vielen Sternen und dem Glitzer haben für mich etwas vor-weihnachtliches. Was allerdings dann mit  Außentemperaturen von über 40°C doch gefühlsmäßig ziemlich kollidiert...


Ramadan-Schmuck in der Delma Mall

Montag, 8. Juni 2015

Alles relativ, bei 50°C im Schatten


Mal nicht im Kreis denken und (ver)urteilen!                                                                                                                                 (Bild: http://www.kommunikationszentrum.com/wp-content/uploads/Kreisverkehr-mittel.jpg)











"Ärzte warnen: Kinder bitte tagsüber jetzt nicht im Freien spielen lassen!" - diese Überschrift sprang mich gestern beim Durchblättern einer hiesigen Zeitschrift an.

???? Sind Sie als Kind auch immer "an die frische Luft" geschickt worden, weil das doch "so gesund ist"? Oder geben Sie diese Aufforderung gar ihren eigenen Kindern - und noch mehr den quasi mit ihrem Laptop verwachsenen Jugendlichen - gegenüber regelmäßig von sich?

Dann lebten oder leben Sie gewiss nicht auf der Arabischen Halbinsel! Bei Tagestemperaturen, die mittleweile täglich weit über 40°C liegen und welche in den kommenden Monaten auf knapp 50° ansteigen können (im Schatten, wohlgemerkt!), ist die oben stehende, ärztliche Sorge nämlich bestens nachvollziehbar sowie begründet! Kinder bei diesen Temperaturen "an die frische Luft" zu schicken, gar noch zum Spielen in die Sonne, kommt dann Körperveretzung gleich....

Auch Menschen, welche gern den beliebten Satz "Es gibt kein schlechtes Wetter - nur schlechte Kleidung!" im Munde führen, möchte ich oft gern einmal fragen: "Wirklich? Zeigen Sie mir bitte DIE Kleidung, welche bei 50 Grad denn in irgend einer Form angemessen sein könnte!" - Nein, sorry, die gibt es einfach nicht, Punkt!

Außentemperaturen von über 40°C kommen in dieser Tabelle nicht einmal vor!

Warum mir das gerade in den Sinn kommt? Na, erstens ruft die Quecksilbersäule geradezu nach einer solchen Betrachtung, da sie nun auch nachts auf teils weit über 30°C "hängenbleibt".
Zweitens, und viel wichtiger: Glaubenssätze à la "Das macht man so", "Jeder andere tut...." usw. sind - wenn man sie einmal auf den Prüfstand stellt - oft nur eine große Ansammlung von Unsinn.

Hier meine ich nicht allein klimatische "Regeln", welche zwar in Mitteleuropa funktionieren mögen, aber anderswo nicht und vice versa.... Nein, ich meine solche allgemeinen Überzeugungen, die es oft im Dutzend billiger gibt, welche jedoch unter veränderten Umständen nun einmal ihre Gültigkeit verlieren! Für mich ist es ein Beweis dafür, wie wichtig es ist -  egal, bei welchem Thema, und wen oder was man gerade be(ver-)urteilen geneigt ist -  dass eine Sache besser in ihrem Kontext betrachtet wird.

Ich glaube, im täglichen Leben sollte man viele dieser Glaubenssätze einmal genauer für sich selbst betrachten. Ist es nicht viel wichtiger, anstatt nach starren Regeln zu leben, genauer darauf zu schauen, was andere oder man selbst gerade wirklich braucht, was einem gut tut - abseits von "Das macht man aber so....!"?

Damit wir jetzt aber nicht zu tiefgründig werden - bei den aktuellen Temperaturen keine so gute Idee :-)  -  hier an dieser Selle noch ein paar metereologische "Eltern-Regeln" hier und da: 

 Für den Außenstehenden mag nämlich die Konversation von deutschen Eltern hier, in den Emiraten, ja wirklich gelegentlich etwas seltsam klingen. Das fiel mir gerade wieder auf, als ich an einer Klassenabschluss-Veranstaltung anlässlich des sich dem Ende zuneigenden Schuljahres teilnahm. In Deutschland ist das ja auch nicht ganz unüblich - obwohl dort in der Regel nicht jedes Jahr wieder viele Schüler oder auch Lehrer verabschiedet werden müssen, welche das Land verlassen.

Ich war einmal in Deutschland auf einem ganz ähnlichen wie dem neulichen Treffen hier: Die Eltern tranken gemeinsam Kaffee und unterhielte sich - ihre Kinder tollten derweile herum und nutzten die nahe gelegene Bademöglichkeit.

Hier eine kleine Auswahl "normaler" Sätze von besorgte Eltern in Deutschland:

  • Ist es nicht heute zu kalt zum draußen Baden?
  • XY, zieh bitte sofort deine nassen Badesachen aus - du verkühlst dich noch!
  • Ist die Schwimmhalle in QR auch wirklich gut geheizt?
(Tagestemperatur etwa 22 Grad)


Hier, in den Emiraten, klang das ganz ähnlich - nur die Details unterschieden sich ein bisschen.

Daher jetzt die kleine Auswahl "normaler" Sätze von besorgten Eltern in den Emiraten:

  • Ist es heute nicht zu heiß zum draußen Baden?
  • Ist der Außenpool auch wirklich gut gekühlt?
  • XY, lasse bitte dein Badeshirt doch gleich an; das kühlt dich bisschen runter und du kriegst keinen Sonnenbrand!
(Tagestemperatur etwa 44 Grad)


Diese kleine Anekdote erinnerte mich wieder daran: Es gibt in vielen Fällen kein "gut" oder "schlecht", kein affektiert oder übertrieben oder auch nur "komisch". Eltern sind immer und überall um das Wohlergehen ihres Nachwuchses besorgt! Nur die äußeren Umstände nicht immer die gleichen (siehe oben).

So. Ich werde jetzt mal vom Laptop aufstehen und mein Zimmer hier auf erträgliche 28 Grad RUNTERkühlen! :-)

Wie gesagt: Nur kein Neid.... Auch "jeden Tag Sonne" kann einem ganz schön auf den Keks gehen.




Montag, 1. Juni 2015

Dubai Galerien


Mal ein "Sprung" 'rüber, ins benachbarte Emirat Dubai. Auch dort ist nicht - wie aufgrund der aggressiven Werbung, welche bis nach Europa reicht - alles "Do Buy!!!", wie das alljährliche Shopping-Festival mit seinen zahlreichen "Discounts" suggeriert. Neben Kaufen-Kaufen-Kaufen hat die Retortenstadt einiges mehr zu bieten, auch für Kunstliebhaber.

Abseits der super glitzernden Galerien fürs Sehen und Gesehenwerden gibt es eine Ecke nahe Al Quoz - der sonst eher weniger glamourösen Industriezone von Dubai - welche jenen unbedingt empfehlenswert ist.


Anti Atomkraft

Ein Ferienausflug unlängst gab uns Gelegenheit, die zeitgenössischer Kunst verpflichtete Szene von Dubai zu inspizieren. In ehemaligen Lagerhallen haben sich, neben anderen Unternehmen, vor allem Galerien niedergelassen, ca. 30 sind es momentan schätzungsweise.


Die wechselnden Ausstellungen zeigen von "Oh, toll", über "Hm, interessant" bis zu "??? Total gaga!" so ziemlich alles. Was die Neugier und Schaulust nur um so mehr anfacht. Fast alle der Exponate können erworben werden. Meist ist der Preis der Werke mit ausgezeichnet, manchmal steht er im Katalog, manchmal fand ich gar keinen. So z.B. bei einigen Bildern des berühmten zeitgenössischen Künstlers Damien Hirst....



Eine Ausstellung widmete sich zur Zeit unseres Besuchs amüsant "daneben gegangenen" Werbesprüchen und -darstellungen.


Für Adleraugen: Diese Tafel ist mit allen Daten des Geburtsjahres des Kronprinzen von Dubai bedruckt. Doch nur sein Geburstag ist unter den ganzen schwarzen Lettern in Rot gehalten. Wer entdeckt das Datum?


Für Kenner: Das ist ein echter Damien Hirst zum Mitnehmen! Zumindest für denjenigen, der ihn bezahlen kann (Preis stand leider keiner dran.....)


Wer vom Galerien-Hopping ermüdet ist, oder kurz vorm Verhungern und Verdursten, kann sich in einem Loft-artigen, originell eingerichteten Café preiswert und gut mit schellen Snacks aus der "arabisch-europäischen" Fusionsküche versorgen.

Wer Lust bekommen haben sollte, einmal im Galerieviertel von Al Quoz auf Entdeckungsreise zu gehen, möge sich die Koordinaten hier herunterladen: Google Map zum Galerien-Viertel von Dubai