Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 31. August 2014

Tschüss Heimat! Hallo "andere" Heimat!

Es ist soweit: Die langen Sommerferien in Deutschland sind zu Ende gegangen, wir haben einen Tag in Fliegern verbracht und hier in Abu Dhabi unsere Koffer wieder ausgepackt. Adé kühle, waldduftende Regenluft. Hello, backofenheißer, vibrierender Wüstenwind.

Der Alltag hat uns wieder, aber das ist ganz okay. Alle Schulmaterialien sind vorbereitet  - heute ist ja der erste Schultag. Die freudige Aufregung, die alten Freunde nun wiederzusehen und die Neugier, neue Klassenkameraden im Kreis aufnehmen zu können, war bei unseren Töchtern stetig angewachsen.
Bei den Teenagern sind "die Neuen" (vier) aber zur Auftaktveranstaltung in der Schulaula dann schon gar keine wirklich neuen Gesichter mehr, denn dank moderner sozialer Netzwerke im Internet ist meine ältere Tochter sowie fast ihre ganze Klasse mit den Neuankömmlingen bereits bekanntgemacht und teils fast schon befreundet! Welch ein schönes Willkommen in einer neuen Klasse, wenn man sich schon beim ersten Treffen lässig abklatschen und in ein - irgendwie - bekanntes Gesicht schauen kann. Wenn ich da so an unsere Schulzeit denke und wie blöd es war, am ersten Tag der oder die "Neue" zu sein.....

Leben im Ausland, verbunden mit langen Sommerpausen in der alten Heimat, ist für mich ein bisschen, als lebte ich zwei parallele Leben. Zwar zeitlich natürlich nicht ganz kongruent, aber insgesamt fühlt es sich so an. Was ich durchaus als Bereicherung empfinde.
Als ich gestern mit meiner Jüngeren im Carrefour einkaufen war (einer der vielen hiesigen Filialen des großen französischen Supermarktanbieters), waren es weniger die vielen verschleierten Frauen und überhaupt Menschen aus aller Welt um mich herum, welche mir bewusst machten, dass wir nun wieder HIER sind. Sondern andere Kleinigkeiten; speziell die Gelassenheit und die vielen lächelnden Gesichter.
Als ich am Eingang keine Münze für den Einkaufswagen fand und hilflos mit einem Dirham-Schein herumfummelte, den ich hätte irgendwie hätte wechseln müssen, beobachtete dies ein indischer Angestellter des Supermarkts. Im gelben Overall kenntlich als einer, der für das Rangieren der Einkaufskorbschlangen und für die schnelle Verpackung am Ende des Kassenlaufbands zuständig ist. Er hakte mir flugs und mit freundlichem Lächeln mittels seines Spezialschlüssels einen Korb ab, deren Schlange er vor sich herschob. Problem gelöst.
Später dann, selbst in der Kassenschlange, krabbelte vorn bei der Kassiererin ein schwarzlockiges Kleinkind auf dem Kassenband herum. Die arabischen Eltern schienen das normal zu finden, die philippinische Kassiererin offenbar auch -  alle ringsum lächelten dem Kind zwischen Salat, Joghurt, Nudelpackungen und Breigläschen zu. Ich stellte mir vor, das hätte ich vor Jahren mit meinen Kindern in einem deutschen Supermarkt zugelassen.... - HA!

Als ich meine Kleine fragte, wo denn nun eigentlich "zu Hause" sei - in Deutschland, wo wir vorgestern noch waren, oder hier, wo wir jetzt wieder gelandet sind, kam ihre Antwort sofort: "Na hier. Und in Deutschland. Eben da, wo wir gerade sind."

Ein lieber Gruß noch einmal an alle Verwandten und Freunde in der "anderen" Heimat in Europa! Danke, dass ihr euch immer wieder Zeit für uns nehmt und uns dazugehören lasst. Eine kleine Entschuldigung an alle, welche wir beim jährlichen "Besuchsmarathon" nicht mehr oder nicht noch einmal sehen konnten. Aber wir kommen ja wieder!

Samstag, 16. August 2014

Emiratische Studenten in Dresden


Dass man in den Cities der deutschen Großstädte häufig schwarz verhüllte Damen mit ihren Familien vor den jeweiligen Fünf-Sterne-Sehenswürdigkeiten oder beim (nicht nur) Window-Shopping sieht, ist nichts neues: Bewohner der Golfstaaten auf Reisen.

Ungewöhnlicher - noch - dass neun emiratische Studenten und zehn Studentinnen auf Austauschprogramm in u.a. Dresden waren! In einem Beitrag der Sächsischen Zeitung wurde kürzlich davon berichtet.
Eine von drei Wochen in Deutschland verbrachten 20 Studenten aus Abu Dhabi in Dresden. Elite-Studenten, welche ein hartes Auswahlverfahren hinter sich haben und die vom Kronprinz von Abu Dhabi als „Youth Ambassadors Program“ nach Mitteleuropa entsendet wurden. Die angehenden Wirtschaftslenker, Diplomaten und Naturwissenschaftler werden dementsprechend umhegt: Anstatt in Pensionen oder Jugendherbergen sind sie in Fünfsternehotels untergebracht.Vormittags wird Deutsch am hiesigen Goethe-Institut gelernt, nachmittags und abends gibt es Führungen zu den historischen, künstlerischen und wirtschaftlichen Höhepunkten der Elbestadt.

So gehoben die Tagesordnungspunkte der jungen Emiraties auch sein mögen - der feste Rahmen ist vom Kronprinz dennoch vorgezeichnet: Alle tragen blassgelbe Polohemden! "Die Kleiderordnung ist vom Kronprinzen gewünscht; die Gastgeber sollen sofort wissen, mit wem sie es zu tun haben. „Future Leaders in Germany“ steht auf dem Rücken geschrieben – künftige Führungspersonen in Deutschland. Auf der Brust ist das Wappen der Vereinigten Arabischen Emirate aufgestickt. Die Studenten sind dazu angehalten, das Hemd ständig zu tragen. Jeder hat mehrere Exemplare bekommen; im Taschenbergpalais können sie auch den Wäsche-Service nutzen. Am Dienstag, so erzählt eine Begleiterin vom Goethe-Institut, gab es eine Diskussionsrunde in der Staatskanzlei. Eine der Studentinnen fragte ein bisschen verzweifelt: „Und was ist mit den T-Shirts?“ Gern hätten sie sich für den Anlass etwas aufgebrezelt. Keine Chance, sie mussten das Hemd anlassen. Seitdem versuchen manche, es zu kaschieren, indem sie ihre Jeansjacke darüber anlassen oder das Kopftuch entsprechend drapieren" (Zitat Sächsische Zeitung)

Globalfoundries, ein US-Amerikanischer Halbleiterhersteller und einer der Veranstalter, hatte 2008 in Dresden den dortigen Halbleiterhersteller AMD übernommen.  Und der Halbleiter-Riese gehört wiederum zu 100 Prozent der Investmentfirma Mubadala Technology aus Abu Dhabi gehört.  (siehe hier)

Gut möglich also, dass künftig engere Wirtschaftsbeziehungen zwischen Dresden und Abu Dhabi enstehen werden, falls die jungen Entscheider aus Politik und Wirtschaft, welche die Stätten von Globalfoundries und all die anderen Highlights von Dresden besucht haben, auch in Zukunft gute Erinnerungen an ihre Reise nach "Elbflorenz" bewahren!
Und das wäre dann wieder ein Fakt, der mich als Dresdnerin freuen würde.....



Samstag, 9. August 2014

Kunst, Kommerz und zugleich Museum: Etihad Gallery Abu Dhabi


Im Herzen Abu Dhabis, etwas versteckt in einem Wohngebiet, liegt die "Etihad Gallery".
Wer sie besucht, wird in eine orientalische Kunstoase quer durch Jahrhunderte, Regionen und Stile entführt. Intarsien-Tische aus Syrien, marokkanische Vasen, Gemälde mit ägyptischen Marktszenen aus dem 18. Jahrhundert, Damaszener Krummschwerter, Miniatur-bebilderter Pilgerhemden, Wandteppiche und sogar ein Koran aus dem Kashmir des 8. Jahrhunderts und vieles andere mehr kann man hier bestaunen und teils sogar in die Hand nehmen!

Galerist Mohammed Al-Homsi, ein Deutsch-Syrer, welcher jahrelang im Kunst- und Antiquitätenhandel in Damaskus arbeitete, bevor er in die Emirate kam, führt gern durch die Räume und hat zu allen Austellungsstücken Spezial-Infos und manchmal auch erstaunliche Details oder gar Geschichten zu erzählen.


Mohammed erläutert Besuchern gern die Exponate



 





















Manchmal stehen Kunst und Kitsch eng beeinander, aber auch das trägt zum prächtigen, "orientalischen" Gepränge der Ausstellung bei. Und wer ausreichend Bares in der Portokasse hat, kann theoretisch jedes Stück, das man zu sehen bekommt, auch kaufen!
Gerade einige der prachtvollen, reich verzierten Koranausgaben aus früheren Jahrhunderten und entfernten Ecken Arabiens hätten mich schon sehr gereizt.....






Originale Koranausgaben aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Regionen der islamischen Welt

Moderne Kunstausstellung

Im Nachbargebäude, das zum Areal gehört, findet sich dann eine Galerie mit zeitgenössischer Kunst - sowohl Malerei als auch Skulpturen und Fotografie. Junge Künstler aus arabischen Ländern stellen hier ebenso aus wie "Kollegen" aus der westlichen Hemisphäre.

Die Ausstellungen wechseln regelmäßig. Auch hier können Kunstliebhaber die Exponate erwerben. Überdies beherbergen die Räumlichkeiten einen Ausstellungs-und Verkaufsraum für Merchandising-Artikel des Emirates Red Crescent (Pendant zum "Roten Kreuz"), welches zahlreiche Hilfsaktionen für Menschen in Not initiiert.





Beeindruckt haben mich die Gemälde eines gerade mal 21-jährigen Malers aus Syrien, der sowohl photorealistisch als auch surrealistisch abbildet.









Sein "Markenzeichen" ist ein winziges Barcode-Schildchen, welches er auf jedem der Gemäde ganz klein und teils versteckt irgendwo unterbringt.
Nur beim Abbild des momentan herrschenden Scheichs hat er darauf verzichtet.....


Wer sich für die antike oder die moderne Abteilung der Etihad-Gallery interessiert, findet nähere Infos hier:

Homepage der Etihad Gallery

Facebook-Seite der Etihad Gallery

Das Galerie-Café ist eröffnet!


Pünktlich zum unlängst zu Ende gegangenen Ramadan 2014 wurde nun auch das sehnlich erwartete Galerie-Café, das sich auf dem Ausstellungsareal befindet, endlich fertiggestellt. Angenehm "unperfekt" inmitten der unzähligen "Hochglanz"-Restaurants und -Cafés in Abu Dhabi kommt es daher: Alle Einrichtungsgegenstände sind anderswo ausrangierte Teile, welche bemalt, mit Graffittis besprüht und "zweckentfremdet" wurden und so eine phantasievolle, inspirierende Umgebung für ein paar Häppchen und Getränke bildet.

Eimer und Badewannen als "Lampenschirme", Sitzsäcke, auf leere Propangasflaschen montierte Sitzflächen, aus aufgeblasenen Poolkissen gebastelte Sessel, ja selbst ein ehemaliger Flugzeugsitz bilden hier das Mobilar!
Sogar ein lebendiger Baum wächst hier mitten im Gastraum und durch ein Loch im Dach in den Himmel.... Wenn das kein Symbol für hochfliegende, phantasievolle Ideen ist!


Galerie-Café kurz vor der Inbetriebnahme