Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Dienstag, 31. Mai 2016

Ein Haus aus dem Drucker



Fiktives Gespräch; vielleicht übermorgen, in Dubai. Treffen sich zwei alte Bekannte:

"Du, sag mal, hattest du nicht erzählt, du willst bald umziehen?"

"Stimmt. Nächste Woche wahrscheinlich. Momentan steckt das Haus ja noch im Drucker! Aber wenn's dann bisschen getrocknet ist, ziehe ich ein."
 
Sheikh Mohammad Bin Rashid Al Maktoum, Vize-Präsident und Prime Minister der VAE und Herrscher von Dubai bei der Einweihung des ersten voll funktionsfähigen Gebäudes, das in einem 3D-Drucker hergestellt wurde.          Foto:http://gulfnews.com/news/uae/government/world-s-first-3d-printed-building-in-dubai-1.1833450   
 
Klingt wie aus einem heiteren Science-fiction-Roman? Vielleicht. In Dubai ist man diesem Phänomen wieder einmal etwas näher als anderswo....

Dass seit einigen Jahren - erst ganz winzige, inzwischen auch schon etwas größere - Objekte mittels 3D-Drucker produziert werden können, liest oder sieht man ja immer mal wieder. Doch gleich ein ganzes Gebäude auszudrucken ist dann wohl doch so eine Art Meilenstein in dieser noch jungen Technik.

Anfang des Monats wurde dieses Bürohaus vom Herrscher von Dubai, Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, eingeweiht. Nur 17 Tage hat sein Bau.... äh Druck gedauert! Es ist voll funktionsfähig, denn die übliche Ausstattung mit Wasser, Strom, Telekommunikationstechnik und - hier wichtig - natürlich Aircondition wurde bei der Herstellung berücksichtigt. Auch die Inneneinrichtung wurde am 3D-Drucker erstellt. Alles energiesparend, versteht sich.  Als Materialien verarbeitete man Spezialbeton, Glassfiber, Spezialgips sowie fiber-verstärktes Plastik.

Das gewaltige Druck-Gerät inklusive eines automatischen Roboterarms musste logischerweise entsprechend groß sein: 6 m hoch, 37 m lang und 12 m breit. Also nicht gerade das, was man sich auf den heimischen Schreibtisch stellt.... 
In diesem Artikel der "Gulf News" findet man ein Video über das Prozedere.

Zu besichtigen ist das so ungewöhnlich errichtete Gebäude eine Zeitlang auf dem Gelände der Dubaier Emirates Towers. Die Organisation dahinter: Die "Dubai Future Foundation" unter der Patronage vom Sheikh Maktoum; ein zugehöriges "Museum of the Future" ist bereits im Bau - noch herkömmlich.

Als Innovationen preisen die Köpfe hinter diesem riesigen 3D-Druck-Projekt im Hinblick auf mögliche, ähnliche Zukunftsunternehmungen, dass man die "Bau"zeit um 50-70%, die Lohnkosten um 50-80% und den Arbeitsabfall um 30-60% reduzieren kann.

Vielleicht ist das, was wir jetzt bestaunen, irgendwann Alltag? Ob es künftig keine Bauarbeiter und -ingenieure mehr geben wird - nur noch die neue Berufsbezeichung "Baudrucker"?! Ich bin gespannt.




Montag, 23. Mai 2016

Tanzen im warmen Regen: Clubs in den VAE


Wer hier schon länger mitlesen sollte, weiß es: Ich hänge gern ab und an einmal einen meiner Blog-Beiträge an allgemein üblichen Klischees auf.


Und da ich nun einmal mehr oder minder zufällig schon länger in verschiedenen Ländern mit moslemischem Hintergrund lebe, reizt es mich, wider den Stachel dieses pauschalisierenden "die Araber" zu löcken - was ja meist z.B. auch Mittelmeernationen einschließt, die jedoch geografisch gesehen genauso weit von der arabischen Halbinsel entfernt sind wie die Mitteleuropäer.
Oder "die Moslems"  - was Sunniten, Schiiten, Sufis... aber auch politische Extremisten wie IS oder Al Qaida, welche unter der Fahne des Islam mit ihren menschenfeindlichen Ideen segeln, unter einen Hut zu zwängen versucht. Oder auch ganz allgemein "diese Ländern dort unten"  - was meist irgendetwas unterhalb von Rom meint... und damit verschiedenste Kulturen, Nationen, Lebensgewohnheiten zusammenspannen will.
Für die von tropischer Wärme und Tanzen überhitzten Besucher der "Liquid Rain Party" gibt's Sprühregen von oben!

Nein, die Länder "Arabiens" und auch "die Moslems" sind teils in ihren Staatengebilden, ihrer Politik, ihrer Alltagskultur, in der Präsenz des Islam in der Öffentlichkeit und auch ihre Geschichte und Volksmentalität und ethnische Wurzeln so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann!

Und tatsächlich - wenn ich das Leben in z.B. Saudi-Arabien vergleiche mit dem hier im Nachbarland VAE (ich nehme dieses zum Beispiel, weil ich beide gut kenne und sie geografisch so nahe sind), dann liegen dort die sprichtwörtlichen 'Welten' dazwischen. Arabisch gesprochen wird in beiden, der Islam ist "Leitreligion", einheimische Männer und Frauen tragen sogar ähnliche Kleidung; auch das trifft ja auf wenige moslemische Staaten zu.
Regelmäßig Gastgeber für das feiernde Volk in Abu Dhabi: das Aloft Hotel

 

  "Ein weites Feld...." 



Doch während in Saudi-Arabien Alkohl, Bars und öffentliche Clubs mit Musik und Tanz einfach nicht existieren, versteht man es "nebenan" hier sehr wohl zu feiern! Und nein, damit ist nicht nur stilles Beieinandersitzen zu klagender orientalischer Musik von der einheimischen Laute namens Oud gemeint!

Besonders deutlich wird die Liberalität der Gesellschaft in den VAE darin, wie viele Möglichkeiten der Lebensgestaltung der international gemischten Bevölkerung gelassen werden. Ja, "Brot und Spiele" könnte man murmeln - jedenfalls scheint die Masse der immerhin freiwillig hier lebenden Ausländer zufrieden mit ihrem Umfeld.

Diejenigen, welche sich in der Ferne "Feiern" in den Emiraten als eine traditionelle Geschichte vorstellt, wo in schwarzes Tuch gehüllte Frauen am Boden hocken und die Männer nebenan Tee trinken, der irrt gewaltig.


Feiern und Tanzen an und im Wasser - mitten in den VAE

Pool-Parties gibt es auch auf Ibiza, in Kalifornien oder am Baggersee in Hessen, klar. Aber in "Arabien"?! Eine der abgefahrensten weit und breit, zu der sogar das verwöhnte Party-Volk aus Dubai extra anreist, sind die in Abu Dhabi regelmäßig im Hotel Aloft am Messegelände stattfindenden "Liquid Rain Parties". Damit dann keiner nachts wieder heim muss, gibt es für die Feier-Menschen dort extra kombinierte Party-Übernachtungs-Pakete.

Riesenpool, Bars - an denen nicht nur gefärbtes Wasser ausgeschenkt wird, Bühne mit bekannten DJs (hier ein Clip mit dem Auftritt des momentan gefeierten britischen DJs Jonas Blue unlängst bei "Club MTV meets Liquid Rain Pool Party"), aktuelle Charts- wie auch  Housemusic, Laserlichtgewitter, Stroboskopblitze, UV-Licht, Feuerfontänen, Nebelmaschinen und sogar GoGo-Tänzerinnen.
Oft treiben auch FeuerschluckerInnen ihr Wesen, blinkende Roboter bahnen sich ihren Weg auf Stelzen durch die Tanzenden; der besondere Kick jedoch sind die über der Tanzfläche angebrachten Sprinkler, welche laufend einen warmen "Regen" über den Massen versprühen. Binnen 30 Sekunden ist man pitschnass - wenn man nicht ohnehin gerade von einem Bad im Swimmingpool kommt. Muss man aber auch nicht, denn sogar IM Pool tanzen die Leute zu den Beats aus dem Boxen!

Bekannte DJs heizen den Massen ein

Ein Vorteil, der sich mir hier gegenüber ähnlichen Veranstaltungen in anderen Teilen der Welt bietet: Als Frau komme ich selbstverständlich kostenlos am Türsteher und der Kasse vorbei (vorausgesetzt, man ist über 21 Jahren)! Die Herren hingegen bezahlen alle Eintritt... Benachteiligung durchs Geschlecht - das kennt man doch in der westlichen Welt eher andersherum :-)
Übrigens - trotz frei fließender Drinks trifft man hier wie auch auf ähnlichen Veranstaltungen nie Betrunkene an; dafür sorgt ein umsichtig und fleißig agierendes Security-Team.


Wer es immer noch nicht glauben mag, dass Jux und Dollerei dieser Art mitten unter den "Arabern", gar "bei den Moslems" stattfindet (ja, einige der Gäste sind vermutlich sogar selbst welche....), wo Männer nur in Badeshorts bekleidet herumhüpfen und der weibliche Teil der Gäste in Netzkleidchen oder gleich ganz im Bikini - der schaue sich diesen originell gemachten Film an, der eine Menge Fakten und Zahlen über die "Liquid Rain Party" auflistet und nebenher gut die Atmophäre der Veranstaltung 'rüberbringt:


Montag, 16. Mai 2016

Burger-Manie

"Emiratisch" gekocht wird in den hiesigen Restaurantküchen vergleichsweise eher selten. Einen Überblick über emiratische Restaurants gibt es hier und einen Beitrag über eines der bemerkenswertesten hier.

Angus-Rind-Burger mit Bacon beim "burger joint" in der National Galleria


Entsprechend den rund 85 % der Bevölkerung in Abu Dhabi, die aus (fast) aller Herren Länder stammen, ist auch die Kochkunst global und "bunt". Logisch, dass selbstredend der amerikanische BURGER fest Fuß gefasst hat. Welcher durchaus ein schmackhaft und abwechslungsreich hergerichtetes Weichbrötchen sein kann - wenn er nicht gerade von der Kette mit dem goldenen M und Konsorten kommt, durch welche Burger allgemein in Deutschland eher in Verruf geraten sind.

In fast jeder Tagesgaststätte "internationaler" Küche findet man hierzulande bei den Sandwiches auch diverse Burger auf der Karte - immer mit Pommes Frites zusammen serviert! Dabei ist jeweils mindestens einer mit (Hack-)Steak vom begehrten Angus-Rind fast schon Standard. Auch an Dressings und Soßen, welche den Zutatenstapel begleiten, findet sich oft weit mehr und besseres als Ketchup.

Während meine große Tochter im Zuge ihres persönlichen Burger-"Tests" der zahlreichen Ketten "ShakeShack" zum absoluten Gesamtsieger erklärte, möchte ich heute ein kleines Burger-Lokal vorstellen - einfach aufgrund seines ungewöhnlichen Interiors.


(Künstlich) bekritzelte Wände und nette Bedienung im "burger joint"

Meist sehen solche Fastfood-Ketten ja relativ beliebig und austauschbar aus. Wenn man hingegen unvorbereitet ins "burger joint new york" in der Nation Galleria Abu Dhabi eintritt, hält man doch einen Augenblick den Schritt inne und sieht sich überrascht um.
Die Holz- und Backsteinwände sind nämlich von oben bis unten, über und über kunterbunt bekritzelt, als hätten jahrelang hunderte durchziehender (nicht nur) Jugendlicher ihrer heimlichen Leidenschaft (dem Bekritzeln von Schulbänken, Wartehäuschenwänden etc....) gefrönt! "Upps, Bronx?!", denkt man und fühlt sich sofort entspannt und zum unprätentiösen Verweilen eingeladen.
Natürlich sind die vollgemalten Wände und Tische ein gewolltes, designtes Kunst-Werk; zwischen all den normalerweise cleanen und oft todschicken Restaurants in den VAE jedenfalls ein gekonnter Stilbruch und Kontrast zum Üblichen.


Selbstgemachte Limonaden....
... in kultigem "Gemäuer"
Was auch angenehm absticht - bei "burger joint" muss man seine Wünsche nicht an einer Theke loswerden und selbst abholen; hier wird man sehr freundlich bedient. Zwar ist die Karte  - auf Ökopapier und ebenfalls "simpel" gehalten sehr übersichtlich. Doch da alles gut kombiniert ist, muss das kein Nachteil sein.
 Die Fleischeinlagen bei der Rinds-Variante sind ebenfalls aus Angus Beef und werden über Holzkohle gegrillt, bevor sie zwischen die leichten Soja-Burgerbrötchen-Hälften wandern.




Wem das aber nicht ausreicht - wie alle wissen, muss in den VAE, speziell aber in Dubai, alles stets größer, höher, außergewöhnlicher,.... sein als in der restlichen Welt. Es ist sicher nicht unbedingt etwas für den "kleinen Hunger zwischendurch", aber für manch' einen möglicherweise den Kick wert (und das Selfie mit Burger davon.....)! Der ultimative "Hamburger" aller Zeiten ist wohl der hier: 

Burj Khalifa....
"BurgerKhalifa" - ein Monsterburger mit viel Innenleben...















Passend zum höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, gab es vor einem Monat (anlässlich des "International Burger Days" am 28.5.) unweit davon im FirebirdDiner des Four Seasons Hotels den "BurgerKhalifa" zu bestellen. Sicher ein Rekord

Zum Verzehr sollte man sicherlich drei bis xy gute Freunde mitnehmen; ich kann mir nicht vorstellen, dass einer diese Portion allein wegputzen konnte. Für 500 Dhs (ca. 120 EUR) stapelten sich darauf nebst den unvermeidlichen Hackteigrundlinge auch so elaborierten Dinge wie u.a. Hummerschwanz, französische Gänseleberpastete, Creme vom schwarzen Trüffel sowie Spiegelei.



Foto BurgerKhalifa: http://www.timeoutdubai.com/restaurants/news/70974-firebird-diner-launches-dhs500-burger-in-dubai


Montag, 9. Mai 2016

'GLADies' - Deutsch sprechende Frauen in Abu Dhabi


Wenn man an einen fremden Ort umzieht, der dazu auch noch in einem anderen Land, gar auf einem anderen Kontinent und in fremdem Kulturkreis liegt - (das Ganze möglicherweise zum allerersten Mal!) - der fühlt sich sicher oft erst einmal ein wenig entwurzelt, ratlos, neugierig, verzweifelt, einsam, irritiert, dankbar für jegliche Unterstützung. Meist alles gleichzeitig.


So sieht sie aus: Die neu gestaltete Homepage der GLADies.

Während die Kinder, so vorhanden, schnell durch Schule oder Kindergarten einen neuen Alltag haben, Anschluss finden und auch der - zumeist entsendete - Partner voll an seinem neuen Arbeitsplatz beschäftigt ist, bleibt gerade in expatriierten Familien häufig ein Erwachsener daheim (oft die Frau/Mutter; aber es gibt natürlich auch "mitreisende" Ehegatten bzw. Väter, wenn die Frau beruflich entsendet wurde!). In manchen Arbeitsverträgen darf der mitreisende Partner im Neu-Land selbst arbeiten gehen, in manchen nicht.

Wobei: Daheim bleiben...?! Zuallererst ist das ja gar nicht vorhanden! Vom Hotel aus besichtigt der daheim-abernichtdaheim-Gebliebene zunächst potentielle Wohnungen. Die danach bewohnbar gemacht / eingerichtet werden müssen. Oft dauert es Wochen oder sogar Monate, bis der Container mit den vom Heimatland mitgebrachten Möbeln und persönlichen Dingen ankommt...

Doch auch noch nach Wochen des Schaffens eines neuen Zuhauses ist der "nicht arbeitende" Partner häufig damit beschäftigt, Alltag im Sinne von "Wo bekomme ich Brot her, das keine Fladenform hat", "Wo finde ich einen vertrauenswürdigen Zahnarzt" oder "Wo zum Geier ich treibe ich jemanden auf, der Internet im Haus installiert" etc. herbeizuzaubern. Manchmal hilft das Internet (sofern schon angeschlossen), manchmal auch nicht.
Der eine oder die andere verzagt dann gelegenlich: Wenn nichts funktionieren will und eventuell durch fremde Sprache und kulturelle Prägungen auch oft erst einmal nicht wirklich kann. Verzweifelte Momente, Expat-Blues...


GLADies - ein "Heimathafen" in der Fremde


In solchen Fällen Gold wert sind: andere Expats! Leute, die schon länger da sind und die gleichen Informationen einst selbst verzweifelt suchten, nun aber gern an Neuankömmlinge weiterzugeben bereit sind! Am besten sogar die eigene Sprache sprechen; durchaus auch übertragen gemeint.

In Abu Dhabi sind für alle Deutschsprachigen die GLADies ein erster "Hafen" und Quell von Wissenswertem, Tipps, aber auch einem "heimatlichen" Gefühl. Die "German speaking LADIES of Abu Dhabi" nehmen seit  20 Jahren neu hinzukommende Frauen mit offenen Armen auf. Eine andere Lesart ist "Glad Ladies" (Glückliche Frauen). Antje Al-Sayed Ali war zusammen mit Gisella Salem eine Frau "der ersten Stunde", leitete die Vereinigung viele Jahre lang und ist nach wie vor aktives Mitglied.


Beliebt: Die monatliche Frühstücksrunde der GLADies im Beach Rotana Hotel.

Nein, das ist beiliebe kein heimattümelnder Verein engstirniger Hausfrauen, die ständig beisammen glucken, weil sie sich womöglich nicht "hinaus ins Leben" trauten. Jenes ist eine beliebte Phantasie oft jugendlicher, rucksackreisender Leute, welche eher locker im Ausland zu reisen denn längerfristig dort zu leben (vor)haben - und die es "schrecklich" finden, wenn man in der Fremde auch nur einmal mit Landsleuten spricht, anstatt sich voll der Gastfreundschaft der freundlichen Inländer hinzugeben. 
Der Expat hingegen kapiert schnell: Zwischen ein paar Monate des ungebunden Herumreisens und irgendwo (zumal vielleicht mit Kindern) dauerhaft einen Alltag zu meistern besteht ein nicht gerade kleiner Unterschied... Der Appetit auf Schwarzbrot wird nach einigen Monaten ab und an genauso groß wie der Wunsch nach Menschen mit ähnlicher kultureller "Stamm"-Identität. 

Guter Rat muss eben nicht teuer sein, wenn eine Organisation wie die GLADies zur Hand ist! Die GLADies bieten auf ihrer gerade komplett neu gestalteten Homepage viele Tipps und Links gerade für Neuankömmlinge, aber auch vielfältige Angebote kultureller, geselliger und sportlicher Art. Eine wichtige Starthilfe in den Abu-Dhabi-Alltag stellt die Link-Sammlung dar (Institutionen, Ärzte, kulturelle Angebote, Landeskunde VAE,...) 

Ausflüge ins Umland und Besichtigungen oder gemeinsame Frühstücksrunden laden regelmäßig ein. Manche Mitglieder dieser losen Vereinigung beteiligen sich sehr rege und sind bei vielen GLADies-Veranstaltungen dabei. Andere sieht man ein-, zwei Mal im Jahr dort (vielleicht, weil sie selbst eine Berufsarbeit aufgenommen haben) - und auch das ist völlig in Ordnung. Freundschaften sind auf solchen Zusammentreffen wohl allein in Abu Dhabi bereits unzählige entstanden!

Zu den Aktivitäten können natürlich gern auch Gäste mitgebracht werden; Abu Dhabi erfreut sich ja unter Verwandten und Bekannten in Übersee steigender Beliebtheit für Besuche. Auch für die Ehemänner gibt es mit der "GLADiesNight" ein (dann nicht rein deutschsprachiges!) Angebot. Dort können sich abends berufstätige wie nicht berufstätige GLADies und ihre Partner treffen und in lockerer Atmosphäre austauschen.


Liebevoll dekoriertes Buffet anlässlich des Muttertags

Viele Talente werden unter den Mitgliedern offenbar: Manche der GLADies bieten Kurse an (momentan Bowling, Literaturkreis, Mamas, Aquafitness und Wassersport, Quilten u.a.). Oder aber sie kümmern sich darum, dass diese Vereinigung überhaupt existieren kann! 
210 Frauen stehen im E-Mail-Verteiler, 90 davon sind (wenig!-) zahlende Mitglieder. Derzeit neun Damen lenken und leiten mit unterschiedlichen Aufgaben die Gruppe Denn  selbstverständlich gibt es bei der Organisation und Verwaltung aller Aktivitäten auch vieles im Hintergrund zu regeln. Alle regelmäßigen wie zeitweiligen Mitarbeiterinnen kümmern sich natürlich rein ehrenamtlich.

Toll, dass immer wieder Frauen bereit sind, sich zum Wohle der Gemeinschaft den berühmten "Hut" aufzusetzen. Bei einer so starken Fluktuation der Mitglieder, wie es für Expat-Gemeinschaften nun einmal normal ist, müssen sich nach dem Weggang der einen ja immer wieder neue finden! Gerade wurde die bisherige "Chefin" verabschiedet, da sie in ein anderes Land umzieht. Doch glücklicherweise hat sich bereits eine Nachfolgerin bereit erklärt. Auch nach der Sommerpause wird es also hoffentlich wieder zahlreiche interessante und verbindende Stunden von und mit den GLADies geben.


* GLADies-Homepage Neugestaltung: Philipp Los

Montag, 2. Mai 2016

Alsaqla - ein Kinderspiel


 
Emiratische Kinder spielen "Tuh" - das emiratische "Himmel und Hölle"!  - Foto: https://sites.google.com/site/walamohameduae/home/uae-traditional-games


Kinder spielen. Mit Puppen und Murmeln, mit Stöcken und Steinen, in der freien Natur: Immer weniger. Mit Spielkonsolen, Smartphones oder allgemein der Fernbedienung, daheim auf dem Sofa: Immer häufiger. 

Dieser Trend ist in der digitalisierten Welt - zum Leidwesen vor allem vieler Erwachsener - immer häufiger anzutreffen. Dabei ist wohl weniger das Land oder die Herkunftskultur entscheidend (und auch nicht unbedingt das Geld - billige Smartphones und Fernseher findet man inzwischen als häusliche "Grundausstattung" selbst in Slums!), sondern vor allem das Umfeld. Während Kinder auf dem Land, wo auch immer, heute immer noch häufiger mit Gleichaltrigen draußen spielen, werden es zunehmend weniger, je urbaner und verkehrsdurchzogener ihr Viertel ist. Höhepunkt: anonyme Apartments in riesigen Hochhäusern...

Manches deutsche Kind kann schon kaum noch etwas mit "Himmel und Hölle", Murmeln, "Räuber und Gendarm" oder Baumhäuserbauen anfangen. 
Hoffentlich vergessen die emiratischen Kinder ihre Spieltraditonen nicht! Etwa 180 solche Spiele sind nämlich einst während der Ferien, bei religiösen Anlässen oder einfach in der Freizeit gespielt worden. 

Viele emiratische Schulen entwickeln jährlich in Vorbereitung des Nationalfeiertags Projekte zu traditionellen einheimischen Spielen, damit sie nicht ganz in Vergessenheit geraten oder gar gänzlich aussterben.


Hier eine kleine Auswahl. Man begreift: Kinderspiele sehen überall auf der Welt ähnlich aus.

ALSAQLA: Fünf Steine werden in vier nebeneinander liegende Mulden gelegt. Ziel ist es, alle Steine von einem zum nächsten zu bewegen, während ein größerer Stein derweile in die Luft geworfen und wieder aufgefangen wird. Die Spieler wechseln sich ab.

ELKARRABI: Zwei Gruppen stellen sich hinter parallelen Linien einander zugewandt auf - sie repräsentieren dabei eine Burg und das Wasser. Alle Kinder springen auf einem Bein in die Mitte und versuchen dabei, einander über die Begrenzung zu schubsen. 
 
TUH: Himmel und Hölle! Die Kinder malen Quadrate auf den Boden, dann wirft eines ein Steinchen in eins der Felder. Anschließend springen sie erst bis zum Stein, dann bis zum Ende der Quadrate.


HABIL ALZABIL: In einen Kreis, der in den Sand gezogen wurde, legen alle Jungen ihre Guthra (das emiratische Männer-Kopftuch). Auf Kommando versuchen sie nun, ihr Tuch wiederzuerlangen, wobei sie daran jedoch ein Junge im Kreis zu hindern versucht. Dabei werden alte Sprüche aufgesagt.

KUK: Verstecken! Eines der Kinder schließt seine Augen, während die anderen aus der Gruppe wegrennen und sich verstecken, bis sie vom ersteren Kind alle wieder gefunden sind.

AZAIM ASSIRRA: Die Jungen werfen einen Knochen weit in die offene Wüste, danach schwärmen alle aus, um ihn wiederzufinden. Jeder will den Knochen als erster in einen Zielkreis bringen!

KHUSSA BOSSA: Die Mädchen sitzen in einem Kreis. Während eine von ihnen ein Lied singt, tippt sie reihum die Hände der anderen Mädchen an. Diejenige, deren Hand sie beim letzten Ton des Liedes berührt, ist "raus".