Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 25. April 2016

Emiratische Frauen im Kernenergie-Sektor


Die Vereinigten Arabischen Emirate sind das, was man "reich" nennt - zuallererst, aber nicht allein durch den Reichtum an Rohöl bzw. -gas im Emirat Abu Dhabi. Doch das Schwarze Gold ist nicht unerschöpflich, auch das weiß man längst. Immer noch steigt der Stromverbrauch in den VAE um rd. 9% jährlich an, welcher derzeit überwiegend aus (Erd-)Gaskraftwerken gespeist wird, deren Emission wiederum dem Klimaschutzgebot zuwider läuft.

Amani Al Hosani, vor drei Jahren die erste weibliche Nuklearingenieurin der VAE, an einem der Trainingsterminals des Kernkraftwerks Barakah im Emirat Abu Dhabi.

Abu Dhabi setzt daher in seinen Zukunftsplänen auf Recycling und erneuerbare Energien - die "Öko-Stadt" Masdar City, in welcher solche Konzepte erforscht und auch bereits gelebt werden, ist nur ein Beispiel. Auch die andernorts umstrittene Atomenergiegewinnung wird in den VAE ausgebaut.
In der westlichen Region des Emirats Abu Dhabi, nahe der Stadt Ruwais am Arabischen Golf gelegen, wird gegenwärtig das Kernkraftwerk "Barakah" erbaut. Zwischen 2017 und '20 werden die vier Blöcke nach und nach zugeschaltet. Voll funktionsfähig soll das Barakah Kernkraftwerk einmal bis zu einem Viertel des Strombedarfs der VAE bereitstellen sowie gleichzeitig bis zu 12 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Emission jährlich vermeiden.

Geplant ist, dass das Werk in Zukunft bei etwa 2500 Arbeitern und Angestellten eine Emirati-Quote von 60 % beschäftigen will - in einem Land, dessen Bevölkerung zu ca. 85 % aus Nicht-Emiratis besteht, eine bemerkenswerte Zahl!

Noch ein weiterer Fakt ist interessant: Ende 2016 richtet Abu Dhabi die 24. jährliche Weltkonferenz der Frauen im Nuklearsektor (Women in Nuclear - WiN) aus. Schon jetzt machen emiratische Frauen über 21 % der in diesem Bereich Beschäftigten aus - Tendenz steigend. Der Anteil der weiblichen Studenten in den Ausbildungsprogrammen der "Emirates Nuclear Energy Corporation" (ENEC, gegründet 2009) liegt bei 27 %.

In Barakah ist Frau Salama Al Ketbi Senior Projektingenieurin. An fünf Trainings-Terminals simulieren Studenten hunderte Stunden lang alle erdenklichen Abläufe und auch Gefahrensituationen in einem Kernkraftwerk. In anderen Studieneinheiten werden sie in Südkorea in dortigen Kraftwerken geschult. 

Frau Amani Al Hosani ist eine der jungen VAE-Kräfte, welche das Kernkraftwerk später mit betreiben wollen. Die 29-jährige Emirati, inzwischen Vize-Leiterin der Simulation bei der ENEC, startete ihre beruflich Karriere auf einem anderen Gebiet: 2009 begann sie noch als Verfahrensingenieurin für die Abu Dhabi Company for Onshore Petroleum Operations (ADCO)  - eine Erdölfirma. Im gleichen Jahr allerdings erklärte der Kronprinz von Abu Dhabi das Erdöl für "Geschichte"; die ENEC wurde ins Leben gerufen. Also sah sich die junge Ingenieurin nach einer zukunftsträchtigeren Alternative um - und landete so bei der Kernkraftgewinnung.

Gegenwärtig sattelt Amani Al Hosani noch einmal drauf - sie macht ihren Master-Abschluss für Nuklearingenieurwesen an der Khalifa Universität - mit einer Sponsorship der ENEC.
Als eine der "Vorreiterinnen" wird sie nun oft über soziale Medien von anderen jungen Frauen kontaktiert und über ihren beruflichen Weg ausgefragt. Frau Al Hosani ermutigt diese dann gern und macht ihnen Mut, ebenfalls in dieser Branche Fuß zu fassen.

Leicht mag es für sie dennoch nicht sein. Das Werk Barakah mit seinen Simulatoren ist in einer recht abgelegenen Ecke des Emirats angesiedelt: 340 km von dort bis zu ihrem Zuhause in der Hauptstadt. "Meine Familie versteht, dass meine Arbeit ziemlich fordernd ist. Sie unterstützen mich bei allem", erklärt die Mutter dreier Kinder, welche sich gegenwärtig im Mutterschaftsurlaub befindet.
Sie fügt hinzu, dass "Frauen keine 'Super-Women' sein müssten, um eine Karriere in der Nuklearindustrie mit dem Familienleben verbinden zu können. "ENEC versteht die wichtige Rolle der Frau als Mutter, sie zeigen sich daher sehr flexibel. Gegenwärtig sind wir in einer hochwichtigen Phase in der Simulation des Projekts. Der zweiter Simulator ist eben eingesetzt worden. Daher freue ich mich sehr, bald zurück an die Arbeit dort zu gehen."


Die "Women in Nuclear"-Organisation wird ihre 24. Jahrestagung Ende dieses Jahres in Abu Dhabi abhalten


Quelle: http://www.thenational.ae/business/the-life/emirati-women-powering-ahead-in-uaes-nuclear-industry#page2

Foto1: http://www.thenational.ae/storyimage/AB/20150930/ARTICLE/150939962/AR/0/&NCS_modified=20151001070342&MaxW=640&imageVersion=default&AR-150939962.jpg
Foto 2: http://saudigazette.com.sa/wp-content/uploads/2016/03/win-640x411.jpg 


Montag, 18. April 2016

Regenbogen-Mercedes-Flotte

Der Monster-Dodge 


Erstaunlicherweise ist es nicht einmal in Reiseführern zu finden - das "Emirates National Auto Museum" (ENAM), kurz "Car Museum" genannt. Dabei kann man diese Sammlung mit Fug und Recht nicht nur als Kleinod für reine Autonarren bezeichnen! Kaum jemand wird seinen Besuch in diesem etwas abgelegen, pyramidenförming aus dem Sand aufragenden Museum an der Hameen Road E65 bereuen, welche Abu Dhabi Stadt mit der Oase Liwa im Süden des Emirats Abu Dhabi verbindet (rd. 50 km außerhalb der Hauptstadt).

Avantgarde
Ungefähr 200 Autos aus dem Privatbesitz von Scheich Hamad Bin Hamadan Al Nahyan (ein Mitglied der aktuellen Regentenfamilie) mit dem freundlichen Spitznamen "The Rainbow Sheikh", sind dort zur Besichtigung gegen Eintrittsgebühr für die Öffentlichkeit ausgestellt. Gelegentlich findet man auch einmal einen der Stellplätze leer vor, weil das betreffende Fahrzeug aktuell gerade für eine Oldtimerparade, eine Festveranstaltung etc. benötigt wird.


In dieser Limousine wurde einst Queen Elisabeth chauffiert...

Auch ein Volkswagen-Modell! (1975)
Was man da nicht alles zu sehen bekommt! Wunderschöne, nebeneinander aufgereihte amerikanische Oldtimer der 30-er bis 60-er Jahre. Dort, zwischen futuristisch anmutenden Modellen aus Italien oder Japan, ein ostdeutscher Trabant. Gegenüber europäische Limousinen. Eine große Sammlung diverser Jeeps und anderer Gelände- und auch Militärfahrzeuge. Ein hippie-mäßig bemalter VW-Bus. Natürlich auch diverse Superlative (das "größte", das "vielrädrigste", der größte Caravan der Welt, das ....) 

Trabant, Wendejahrgang ;-)



Ein Anziehungspunkt für geschichtlich versierte Besucher ist sicherlich eines der ältesten,  dampfbetriebenen Benz-Modelle überhaupt aus dem Jahre 1885, das - dreirädrig! -  stark an seinen Vorgänger erinnert: die Pferdekutsche. 

Ein Mercedes Benz von 1885 - der Großvater aller Autos!

 

Übergrößen 


Alle Blicke auf sich zieht selbstverständlich der gigantische, rote Dodge Power Wagon im Herzen der "Pyramide" (Foto s. o.), der achtfach vergrößert gebaut wurde und tatsächlich fahrfähig sein soll - auf einer kleinen, innen gelegenen Treppe kann man jedenfalls ins Fahrzeugführerhaus gelangen.

Auch in der weitläufigen Außenanlage gibt es etwas zu sehen: Ein nachgebauter Jeep im Verhältnis 4 : 1, welcher ebenfalls fahrfähig ist; sowie ein altes Flugzeug, das einfach dort "parkt" (und rostet) und vielen Vogelfamilien offenbar hervorragende Nistbedingungen bietet.


Maßstab 4 : 1 - fahrfähiges Geländeauto in Übergröße

Wohnmobil in Form... der Welt!


Ein Teil der Sammlung wurde von Sheikh Hamad erworben, ein Teil sind Schenkungen, einTeil ist extra angefertigt worden.

Geradezu malerisch wirkt die Kollektion von Mercedesmodellen aus der Reihe 500 SEL in allen Farben, liebevoll entsprechend der Folge im Regenbogen angeordnet. Die Geschichte zu den sieben Regenbogen-Autos ist diese: Als Sheikh Hamad heiratete, dauerte die Feier sieben Tage lang - der Bräutigam wünschte zwar für alle Tage das gleiche Automodell. Jedoch aber eben jeden Tag eine andere Farbe! Die Sammlung ist also eigentlich nichts weiter als eine "Hochzeits-Deko"!

Die Regenbogen-Mercedes-Flotte... für jeden Wochentag eine andere Farbe!
  
Als Besucher des Museums kann man in aller Ruhe betrachten und fotografieren, da man fast immer allein herumgeht. Immerhin hat die Exposition die ganze Woche über geöffnet, doch Ziel für Reisegruppen-Buslandungen scheint dieses reizvolle Schau nach wie vor nicht zu sein...



Auch mal so etwas aus Japan!


Fast schon ein Mondauto....

Das Museum hat täglich von 9 - 18 Uhr geöffnet; eine Rückversicherung                                     Telefon +971 (0)2-6676999 mag dennoch ratsam sein.


Fotos: 
1) Dodge: http://p5.focus.de/img/fotos/crop309239/5995443015-cfreecrop-w962-h541-ocx0_y50-q75-p5/Scheich-Automuseum-der-Emirate-Abu-Dhabi-Regenbogen-Scheich-19-fotoshowImageNew-14e88c0e-299659.jpg
2) Weltkugel http://www.oldtimerweb.be/pictures/reportages/02587/2587_ab-auto-005-24.jpg


Dienstag, 5. April 2016

"Kater"-Blitzkur in Dubai


Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein islamisches Land, so viel weiß jeder. Kein superstrenges, wie der Nachbar Saudi-Arabien, schon gar kein fanatisches. Doch teilt der Ruf des Muezzins den Tag ein, Minarette leuchten überall, der Fastenmonat Ramadan ist ein großes Fest für alle Gläubigen auch in den VAE.


http://img01.lachschon.de/images/105426_last_night.jpg

Doch wie viel Toleranz, manchmal sicher auch Konzession an bzw. gegenüber andersartige Kulturkreise - aus denen die große Überzahl der "Gastarbeiter" stammt - im Alltag der VAE sichtbar wird, ist schon erstaunlich. Während es hierzulande bei klassichen Drogen null Toleranz gibt (schon mancher Tourist, der vom Stopover in Goa noch ein, zwei Gramm Hasch im Rucksack stecken hatte, landete vom emiratischen Flughafen direkt im Gefängnis und wurde dann retour geschickt), sieht es beim Konsum von Alkohol doch anders aus. 
Das Emirat Sharjah ist durch und durch "trocken". In den anderen ist das Trinken in lizenzierten Restaurants und Bars erlaubt, überdies gibt es separate Läden, in welchen man gegen eine vorher notwendigerweise erworbene Alkohol-Lizenz Geistiges aller Art für daheim kaufen kann. Zu sich nehmen darf man diese Getränke jedoch nicht an öffentlichen Orten, wie in Parks, auf Veranstaltungen etc.

Über fast schon groteske Paradoxa - gemessen am der islamischen Grundkonstitution des Landes - wie die "Ladies Nights" habe ich ja schon früher berichtet.
Ein wenig alarmierend klingt, dass der Alkoholkonsum pro Kopf und Jahr in den VAE laut einer Erhebung von 2014 bei 32,8 l reinen Alks lag, während der globale Durchschnitt mit 17 l gerade einmal die Hälfte beträgt! Betrunken in der Öffentlichkeit sehen lassen sollte man sich allerdings keinesfalls - auch dann landet man u.U. schneller in einer Zelle, als man "Taxi!" lallen kann. Seinen "Hangover" ( - wer denkt dabei nicht an den Klamauk-Film? - ) sollte der Trinker in den Emiraten also gepflegt für sich behalten.

Kampf dem "Kater" (anstatt dem Alkohol)...

 

Einen neuen Service für Leute, die am Vorabend etwas zu heftig gebechert haben, finden die Kater-Opfer jetzt in Dubai. Ich hatte schon von diesem "Doktor Gnadenreich" in Las Vegas gehört, welcher mittels einer speziellen Kater-Therapie aus Alkoholleichen binnen einer Stunde wieder für den kapitalistischen Markt fitte Arbeitstiere zaubert. "Erfunden" wurde die Methode wohl in Australien.

Dass dieses Konzept nun ausgerechnet in Dubai Fuß fasst, fand ich aber schon ziemlich originell. Anstatt übermäßigem Alkoholgenuss den Kampf anzusagen.... bekämpft man  lieber seinen jüngeren Bruder, den "Kater" Die sogenannte "IV Therapy" wird seit Februar in "Health Call" angeboten, einer Klinik in Dubais Jumeirah Lakes Towers. Ousama Alnazzal, Sprecher der Klinik, sagt: "Wir können eine Krankenschwester zu Ihnen nach Hause oder an den Arbeitsplatz schicken, oder Sie können zu uns in die Klinik kommen."
Es gibt drei unterschiedliche Packages, vom billigsten mit inatravenös verabreichtem Vitamin B und C über die für heftigere Katersymptome (und mehr Geld), bei denen zusätzlich noch Kopfschmerz- und Anti-Übelkeitsmedikamente in die Vene tropfen. Nach der Behandlung soll man sich wieder frisch und munter fühlen wie ein Fisch im Wasser...

Alnazzal meint: "Gemessen daran, dass vor allem Dubai eine Kultur des hart Arbeitens, aber auch des hart-spätnachts Feierns hat, erwarten wir eine signifikante Nachfrage." Auch wenn dieser Service wohl vornehmlich auf die rund 85% Expat-Bevölkerung der VAE abzielt...