Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 24. Januar 2016

Masdar City - "grüne" Ökomodellstadt setzt auf Nachhaltigkeit


Vergangenes Wochenende war Masdar City Festival

Wohnbauten im traditioneller arabischer Architektur nachempfundenen Stil in Masdar City Abu Dhabi.

Wenn die MENA-Region (21 Nahost- und Nordafrika-Staaten) weiter so wächst und sich ohne Veränderungen so entwickelt wie bisher - sowohl von der Bevölkerung als auch von der Industrialisierung her - werden die Länder dort spätestens ab 2030 das erleben müssen, was die Weltgesundheitsorganisation WHO als "Wasserarmut" bezeichnet. 

Dieser harte Fakt wurde auf der 7. Weltenergiekonferenz diskutiert, welche vergangene Woche in Abu Dhabi stattfand. Meerwasserentsalzung, Abwasserbehandlung sowie die Einsparung des Wasserverbrauchs in Industrie in Haushalt bildeten daher einen wichtigen Themenbereich während des Symposiums. Zu Beginn es 21. Jh. ist nämlich der weltweite Wasserverbrauch aufs Zehnfache von vor gerade einmal 100 Jahren gestiegen! 
Das Problem wird kräftig geschürt in einem Land wie den Emiraten, wo ganzjährig in Parks, Gärten und Grünstreifen an den Straßen Sprinkleranlagen die Flora lebendig erhalten und Privatautos fast täglich per Schlauch stäubchenfrei gespült werden... Allerdings ist mit ca. 70% ist die hiesige Landwirtschaft der größte Trinkwasser-"Räuber". Die VAE sollen daher laut Statistiken an dritter Stelle im weltweiten Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser stehen.

Doch auch über Kohlendioxid-Emission,Treibhauseffekt, Umweltverschmutzung, Nachhaltigkeit und alternative Energiegewinnung waren auf der Weltenergiekonferenz wichtige Themen. Denn auch wenn die Emirate und allen voran Abu Dhabi - dasjenige mit den Ölquellen - bislang noch gut vom schwarzen Gold leben können, so ist diese Ressource in absehbarer Zeit erschöpft. Alternativen müssen her. 
Anlässlich der "Ab Dhabi Nachhaltigkeitswoche" erschienen vorige Woche alle beleuchteten Sehenswürdigkeiten ganz in Grün. Hier die Sheich Zayed Bridge in Abu Dhabi.   

Masdar City - "grünes" Nachhaltigkeitsbeispiel


All den vielen Problemen, die sich aus Umweltverschmutzung, Trinkwasserknappheit und der Suche nach alternativen Energieen ergeben, nimmt sich seit 2006 ein Vorzeigeprojekt an, auf dem große Hoffnungen ruhen: Masdar City

"Masdar" ist auf Arabisch übrigens die "Quelle" oder der "Ursprung". Die Modellstadt an der Stadtgrenze von Abu Dhabi ist nicht nur Heimstatt einer thematisch angeschlossenen Universität, dem "Masdar Institute of Science and Technology". Diese Planstadt, die frei von CO2-Ausstoß agieren will, ist die erste weltweit mit einem komplett autofreien Konzept - elektrisch betriebene, vollautomatische Fahrgastkabinen (PRT-Netze) übernehmen den Transport. 

 






















Von weitem wirkt Masdar City wie ein nicht besonders großer, verschachtelter Gebäudekomplex. Betritt man ihn jedoch, wird man von einer urbanen Zone aufgenommen, welche klug konstruiert eine kleine Stadt mit allem Drum und Dran simuliert: Die Häuser sind in teils arabischer, traditionell Schatten spendenden Bauweise errichtet, die Fußgängerpassagen und Plätze so angelegt, dass sie nie komplett in der Sonne liegen, Straßen sind so gebaut, dass immer ein Lüftchen "zieht".

Dafür ist die zu Füßen des Ensembles liegende Solaranlage mit 210.000 m² die größte Photovoltaik-Anlage im mittleren Osten, welche 17.500 Megawattstunden erzeugt.
























Modenschau aus strikt wiederverwertetem Material....


Drei Plastikflaschen reichen, um daraus ein unglaublich baumwollweiches T-Shirt herzustellen!


Noch bewohnen vor allem Studenten der "grünen" Uni das Gelände, doch sollen künftig 40.000 Menschen dort leben! Die Restaurant- und Cafédichte jedenfalls erscheint bereits heute ausreichend.

Am Wochenende lud die Ökostadt zum "Masdar Festival", um sich und zahlreiche Umweltschutzprojekte der Bevölkerung vorzustellen. Die Modellstadt war bevölkert mit Neugierigen, Infoständen, Mitmachstationen, Buden mit ökologisch erzeugten Waren und Kinderattraktionen.
Leere Plastikflaschen als Freiluft-Deko; auch die Blumen hängen in receycelten Flaschen herab!



Der Windturm kühlt selbst im Hochsommer den Freiluftplatz! Er ist technisch und baulich angelehnt an eine Erfindung, welche in der Region seit Jahrhunderten eine natürliche "Aircondition" herstellt: Die persischen Bādgire.


3 Fotos: Tanja Döhring

Sonntag, 17. Januar 2016

Arabische Küche, Teil IV: Salonah


In loser Folge (Stichwort "Essen und Trinken") stelle ich hier ja immer einmal wieder typische regionale Gerichte vor - denn auch über die Geschmackspapillen lernt so mancher ein Land, eine Kultur kennen!

Eines der beliebtesten und authentischsten Gerichte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ein Fleischeintopf namens SALONAH. Üblicherweise wird er hier gern zum Mittagessen serviert. Das Rezept habe ich ins Deutsche übertragen von der Homepage des Restaurants "Meylas" in Abu Dhabi, das komplett auf althergebrachte emiratische Küche spezialisiert ist.
http://meylasemirati.com/en/wp-content/uploads/2015/10/mm.png

SALONAH

  • rd. 4 Portionen weißen Reis vorkochen  

  • 1 kg Lamm (am Knochen), fast gar vorgekocht
  • 1 große Kartoffel in Würfeln
  • 2 Zuccinis in Scheiben
  • 1 große Karotte in Stücken
  • 1 grüne Paprika in Streifen
  • 1 Aubergine in Scheiben
  • 3 gewürfelte Tomaten
  • 2 bis 3 feingewürfelte Zwiebeln
  • 3 gepresse Knoblauchzehen
  • 2 bis 3 EL Tomatenmark
  • 2 Loumi (getrocknete Limetten)
  • Salz nach Geschmack
  • 1/2 TL jeweils (Pulver): Kumin, Koriander, Zimt, Pfeffer und Kardamom, 
  • 1 TL "Emirati Fish Spice" (wer hat....)
  • 1 TL Kurkumapulver
  • 1/2 Bund gehackter frischer Koriander
  • 2 EL gehackte Petersilie
  • 3 EL Ghee (oder Öl)
  • ca. 500 ml heißes Wasser

Die Zwiebel in Ghee anrösten, Knoblauch und Loumi hinzufügen. Das vorgekochte Lammfleisch hineingeben, umrühren, die Gewürze und das Tomatenmark zufügen, etwas vom heißen Wasser aufgießen. 
Den Topf für 2 min abdecken, bis sich das Aroma der Gewürze entfaltet. Nun die Gemüse dazugeben und wieder gut umrühren sowie das restliche Wasser übergießen.
Anschließend den Topf gut zudecken, bis alle Zutaten durchgegart sind.



Das Gericht wird im Pott samt Kelle zu den Tellern mit Reis gereicht; man gibt jeweils so viel vom Salonah auf den Reis, das dieser gut damit vermischt werden kann.












Sonntag, 10. Januar 2016

Zahra Lari - junge Emiratin eifert Kati Witt nach


Emiratische Eiskunstläuferin Zahra Lari trainiert für Olympia 2018. Foto: http://abudhabiweek.ae/breaking-the-ice/

Mit elf Jahren sah Zahra Lari den Film "Die Eisprinzessin". Sie war fasziniert von dieser so  engen Verbindung zwischen Sport und Kunst. Und überdies wie verzaubert von der Vorstellung, Teil so einer "Märchenwelt" zu sein. Fortan ging sie drei, vier Jahre lang jeden Donnerstag - während der für die Öffentlichkeit zugänglichen Stunden - auf den Eisring in der Eissporthalle in der Sheikh Zayed Sports City Abu Dhabi. Dort kann man einheimischen Jugendlichen bei ihrer durchaus bemerkenswerter Geschicklichkeit auf Kufen zusehen. Anfangs musste sie feststellen, dass es im Film tausendmal leichter aussieht als es ist, wenn man sich selbst auf die schmalen Kufen stellt. Doch das Mädchen gab nicht auf: Zahra - eine Eisprinzessin der Wüste...

Wenn man bedenkt, dass europäische und amerikanische Eltern künftigen Eiskunstlaufstars oft schon mit gerade einmal zwei, drei Jahren Schlittschuhe anziehen und sie ins Training schicken, klingt es allein schon wie ein Märchen, dass Zahra als Teenager erstmals überhaupt begann, Eiskunstlauftraining zu nehmen und professionell ausgebildet zu werden! Das ist wirklich bemerkenswert und spricht für Talent und Disziplin der emiratischen Eisprinzessin.

Noch märchenhafter allerdings ist, dass die mittlerweile 19-jährige - als allererste Emirati in dieser Sportart - an den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea teilnehmen will! Nachdem sie mittlerweile sechs Mal die Woche jeweils sechs Stunden bei internationalen Trainern arbeitet, hat die Spütstarterin aus dem Wüstenland mit einem 12. Platz auf einem Wettkampf der International Skating Union (ISU) in der Slowakei Ende vergangenen Jahres auch Skeptikern bewiesen, dass sie inzwischen internationales Niveau erreicht hat. Wer Videos (siehe unten) mit Beiträgen von ihr gesehen hat, bezweifelt das angesichts der Pirouetten und vierfachen Sprünge auch nicht. 


Zahra "taut" traditionelle Normen für eine bislang eher fremde Sportart


Dass die ersten internationalen Schlagzeilen ihretwegen jedoch weniger ihren sportlichen Leistungen galten als dem Umstand, dass sie die erste Eiskunstläuferin weltweit ist, welche mit Kopftuch an den Start geht, beschwert sie nicht weiter. Viel wichtiger ist ihr, jeden Tag ihr Maximum zu geben - sei es im Training, in der Schule oder in ihrer Familie.

Ihr Vater war anfangs von ihren Ambitionen nicht so sehr erbaut - kein Wunder, denn dieser Sport war in den Emiraten nun einmal eher fremd, und die Leute hatten, so Zahra, "seltsame Vorstellungen darüber". Doch als ihre Familie sah, dass Eiskunstlaufen nicht gegen die lokalen Traditionen verstößt und das Mädchen es sehr ernst damit meinte, erhielt sie deren Unterstützung - auch darin, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen.

Zahra Lari sagt, es sei ein "kulturelles Ding", dass Mädchen in den Golfstaaten traditionell nicht viel mit Sport am Hut haben. "Daher macht es mich stolz, hierbei den Weg  für die kommende Generation zu ebnen. Ich habe bisher dafür gekämpft, dass es passiert, und das ist es wert! Es ist wirklich für mich wichtig zu zeigen, dass der Hijab (das Kopftuch) mich keinesfalls einschränkt in dem, was ich machen will!"

Auf Ausschlafen, Partys oder Schokolade muss die emiratische Eisprinzessin verzichten. Doch das tut sie ihrer Passion, dem Sport, zuliebe gern, versichert sie. "Nur ein Kilo mehr auf der Waage - und schon gehen das ganze Timing und die Landung meiner Sprünge  nicht mehr auf!"

Momentan konzentriert sie sich auf die Vorbereitung der nächsten internationalen Herausforderung. In ihrem ISU-Wettkampfkalender ist die "Sportland Trophy Competition" vom 4. bis 9. März 2016 in Budapest rot angestrichen.

Dennoch reichen die Pläne der emiratischen Sportlerin über diesen Wettkampf und auch das hohe Ziel Olympia bereits hinaus. Unlängst wurde sie zur UNICEF-Jugendbotschafterin berufen. Künftig möchte Zahra junge einheimische Eissportler an ihren Sport heranführen und junge, neue Kufenstars trainieren.


Hier kann man Zahra bei Eislaufen zusehen:

https://youtu.be/2AWbmQX-qRs
 


Dienstag, 5. Januar 2016

Ohne Moos nix los


Wir waren ja - wie jedes Jahr - über die Weihnachtstage daheim in Deutschland, haben Familie und Freunde gesehen. Es war schön wie immer.
Einer der ersten "Gänge" ist dann immer erst einmal in den Wald - darauf bestehen auch meine Mädels. Wenn man ihn nicht mehr jederzeit 'hat', merkt man, wie zauber- und märchenhaft so eine Ansammlung von Gehölz doch ist. Und wie geradezu berauschend dort die feuchte Erde, das Laub, die Nadeln, morsches Holz und natürlich auch das Moos duften!

Dass das Verhältnis zum in Europa vulgo als "schlechtem" (Regen) bezeichneten Wetter sich in anderen Gefilden geradezu gegensätzlich umdrehen kann, habe ich an dieser Stelle ja schon gelegentlich thematisiert. Dennoch finde ich es immer wieder witzig, wenn die Kinder in den Emiraten aus der Schule ins Freie stürmen, weil es auf einmal etwas REGNET!

Vorgestern war hier ein ungewöhnlich "schöner Tag!, bedeutet: Es goss regelrecht vom Himmel. Als ich, aufgrund der unüblichen Straßenverhältnisse etwas verspätet, mit den Kindern beim unserem syrischen Kieferorthopäden eintraf, stand dieser doch fröhlich vor dem Hochhaus, in welchem sich seine Praxis befindet: "Oh Hallo, gutes neues Jahr!", rief er uns strahlend zu, "Geht schon mal rein. Ich komme gleich, ich genieße nur noch schnell bisschen den Regen!"

Da ich den Duft des Waldes hier so vermisse, habe ich diesmal etwas "eingeschmuggelt" - nämlich in Deutschland abgezupftes Waldmoos. Das hat hier in der Küche eine Schale mit feuchter Erde bekommen, und ich hoffe sehr, es wird trotz der Entfernung zum Heimatwald doch gedeihen. Momentan riecht es leider gar nicht mehr so richtig "moosig". Na, vielleicht kommt das ja nach etwas Akklimatisierung wieder?!



Experiment: Wird deutsches Waldmoos unter Wüstenbedingungen gedeihen?