Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 24. Mai 2015

Gummibärchen halal



Gummibärchen sind Gummibärchen, immer und überall. Denken Sie sicher.

Stimmt aber nicht. Es gibt Gummibärchen. Und dann gibt es auch noch "halal"-Gummibärchen für die Schleckermäuler in der islamischen Welt....  Haribo macht eben allerorten froh!
"Halal" (Arabisch) bezeichnet nach islamischem Recht alles, was in irgend einer Form "erlaubt" oder "zulässig" ist (im Gegensatz zu "haram").
Doch wieso sind manche Gummibärchen völlig ok für Moslems, andere hingegen, die haargenauso aussehen und schmecken, wiederum nicht?


Haribo-Fruchtgummis, garantiert "halal" für Moslems aus der türkischen Produktionsstätte
 
Mit einer gewissen Peinlichkeit erinnere ich mich immer noch einer Begebenheit, als ich noch gar nicht wusste, dass es da Unterschiede gibt. Vor Jahren veranstaltete die damalige Deutsche Schule Tripolis / Libyen ihren jährlichen Osterbasar. Viele kleine Stände boten Dekoration und Naschwerk rund um das christliche Fest an, die man sonst nirgends im Land bekommen konnte. Natürlich strömte dann immer nahezu die ganze Expat-Gemeinschaft herbei, um die entweder im Koffer Eingereister mitgekommene oder überwiegend selbst gebastelte und gebackene Ware zu erstehen.
Ich hatte damals den Stand mit dem Gummibärchenverkauft für eine Weile übernommen. Unentwegt reichte ich Zellophantütchen mit der begehrten Leckerei herüber und legte Geld in die Kasse.
Zwei Frauen nahten; augenscheinlich Mutter mit fast erwachsener Tochter. Sie sahen europäisch aus, sprachen akzentfrei Deutsch; an den Kopftüchern konnte man erkennen, dass sie offenbar Muslimas waren. Sie kauften bei mir mehrere Tüten aus dem Hause Haribo.
Nur wenige Minuten später kamen sie ziemlich aufgebracht zurück - die Gummibärchen seien ja gar nicht halal! Ich schaute etwas dumm aus der Wäsche, entschuldigte für mein mir bis dato unbekanntes Vergehen und gab das Geld zurück. Seitdem weiß ich den Unterschied allerdings!....

Diese hier kommen ganz ohne Gelatine aus.


Während die weltweit verkauften, "gewöhnlichen" Gummibärchen mit Gelatine hergestellt sind - um genauer zu sein: mit Schweinegelatine - wird diese Zutat gemäß muslimischen Speisevorschriften bei den "halal"-en Fruchtgummis mittels Rindergelatine ersetzt! Sieht nicht anders aus, schmeckt nicht anders als das Original, macht aber zig Kinder in der islamischen Welt "glücklich".
Hergestellt werden diese Fruchtgummis des bekannten deutschen Produzenten in einer Produktionsstätte in der Türkei.

Es gibt aber auch noch andere Firmen auf dem Weltmarkt, welche ganz ähnliche Süßigkeiten - ebenfalls garantiert halal - anbieten. Nicht nur bei Gummibär & Co. geht das so. Auch die bei Kindern so beliebte Götterspeise, ebenfalls bekannt als Wackelpudding und in x verschienenen Fruchtgeschmackssorten auf dem Markt, verzichtet hier auf Schweinegelatine.....

...... wird ausgewiesen mit "purer Rindsgelatine" hergestellt.
Götterspeise, strikt halal.....









 










Endlich hat sich auch noch ein anderes Mysterium für mich aufgeklärt! Nämlich das, wieso sich ausgerechnet in der separaten Schweinefleisch-Abteilung unseres Supermarkts, zwischen Speck, Salami und Schnitzeln, eine ganze Reihe von Wackelpuddings finden lassen, die m.E. ins Süßwarenregal gehörten... Ganz einfach: Das sind Instant-Puddings für Nicht-Moslems, deren einer Bestandteil besagte Schweinegelatine ist! Wieder was dazugelernt!

Zwischen Schweine-Steaks und -würsten......
..... findet sich süßer Wackelpudding: mit Schweinegelatine!



Montag, 18. Mai 2015

Rekord! Der "Schiefe Turm" von Abu Dhabi


Capital Gate Abu Dhabi - der "Schiefe Turm" mit 18° Neigung!


Sie haben auf der weiten Rasenfläche vor dem Schiefen Turm von Pisa gehockt und die richtige Kameraperspektive gesucht, um zu zeigen, WIE schief der doch ist; immerhin neigt er sich um 4 Grad! Möglicherweise haben Sie auch schon einmal den Kirchturm des ostfriesischen Suurhusen gesehen - der steht mit 5 Grad Neigung sogar noch schräger in der Landschaft.

Das ist aber alles noch überhaupt nichts im Vergleich zum "Schiefen Turm von Abu Dhabi" Offiziell heißt das Gebäude "Capital Gate" (Tor zur Hauptstadt) und schließt sich direkt an den Messekomplex der ADNEC an. Es hält mit 18 Grad (!) Neigung derzeit den Rekord als "World’s furthest leaning man-made tower", also als der am stärksten absichtlich von Menschenhand geneigte Turm der Welt.


Doch nicht allein die extreme Neigung des 160 m hohen Gebäudes, welches der Schwerkraft zu trotzen scheint, ist sehenswert - vor allem auch die außergewöhnliche Architektur selbst ist es, welche die Blicke immer wieder auf sich zieht. Es scheint an diesem Turm keinen einzigen rechten Winkel zu geben; vielmehr schraubt sich die von außen komplett verglaste Konstruktion irgendwie "organisch" in die Höhe, wie eine Pflanze etwa! Deshalb wirkt das Gebäude auch immer wieder völlig "neu" auf den Betrachter - je nachdem, aus welcher Richtung er sich gerade nähert.
Ich erinnere mich noch, dass eine unserer Töchter bei erster Inaugenscheinnahme vor nunmehr fast drei Jahren etwas enttäuscht meinte: "Och, so schief ist der ja nun auch wieder nicht....." Bis wir den Wolkenkratzer umrundet hatte und ihr Blick aus einer anderen Perspektive darauf fiel!...


Das "Capital Gate" gilt vor allem in den Ländern des Nahen Ostens mittlerweile als Wahrzeichen einer neuen Architektur sowie Meilenstein der Ingenieurskunst. Mit Modellierung, Konstruktion, Fertigung und Montage der außergewöhnlich geformten Stahl-Glas-Fassade beauftragt war die Waagner-Biro AG aus Wien; Bauherr die Abu Dhabi National Exhibitions Company (ADNEC), für die Architektur verantwortlich die Dubai-Gruppe der in England beheimateten Robert Matthew Johnson Marshall (RMJM)

Wanne mit Ausblick.... und tatsächlich über der Stadt HÄNGEND!
Um das Gebäude in Einklang mit Schwerkraft, Windstärken und seismischen Kräften zu bringen, wurden es mittels 490 Stützpfeilern von 30 m Tiefe im Untergrund verankert. Um die unregelmäßige Neigung zustande zu bringen, hat man vom 12. Stockwerk aufwärts eine Ingenieurstechnik angewandt, welche es erlaubt, die jeweiligen Grundplatten der Etagen zwischen 300 bis 1400 mm versetzt nach vorn zu bauen. Die Diagrids - Tragwerke aus diagonalen Stahlfachwerkgittern - geben dem Bauwerk die nötige innere Festigkeit.



Das 2011 in Betrieb genommene architektonische Wunderwerk beherbergt in den unteren Etagen Büro-und Geschäftsfläche. Die oberen 16 Stockwerke jedoch gehören zum Fünfsternehotel "Hyatt Capital Gate". Es umfasst 189 Zimmer, alle mit bodentiefen Fenstern. Natürlich heißt das Restaurant, das sich auf Küche der nahen Levante spezialisiert hat, passenderweise 18°.
Auch von innen besticht das Hotel durch raumgreifende, futuristische Gestaltung. Und vor allem: Es ist innen hohl! Alle Zimmer ringsum gehen ab von einem gigantischen Atrium. Bis zu 16 Stockwerke ungebremst in die Tiefe zu schauen ist etwas, wobei manchem vielleicht schon mulmig werden könnte. Doch im Hyatt Capital Gate ist der Thrill noch einmal erhöht dadurch, dass natürlich auch dieses inneliegende Atrium mit geneigt ist; sozusagen ein schiefer Hohlraum! Da kann einem durchaus schwindlig werden....


Blick ins Innere des Turms.       http://d2qq3nlndk9vv6.cloudfront.net/images_dynam/image_zoomed/atrium.jpg

Versöhnt wird der Hotelgast natürlich nicht nur durch die gute Küche und die eleganten Zimmer, sondern auch durch das im 19. Stockwerk beheimatete Spa mitsamt hoch über Abu Dhabi schwebendem Swimming Pool und Aussichtsterrasse.

Ganz besonders reizvoll wirkt der Turm übrigens nach Sonnenuntergang. Dann werden all die vielen Knotenpunkte im Außen"skelett" von Spots erleuchtet! Mal schimmert er komplett in Blau, mal changieren die Farben quer durch den Regenbogen aller paar Sekunden von unten nach oben oder von rechts nach links. Gelegentlich "laufen" Lichter entlang der Fassade. Manchmal ist der Turm auch ganz in islamisches Grün getaucht. Rund um den Nationalfeiertag der VAE symbolisiert die Farbanordnung die Nationalflagge der Emirate. Entworfen wurde die Beleuchtungsanlage von DPA Lighting Consultants, umgesetzt wird sie mittels Traxon Technologies, einer OSRAM-Tochter. 

Man kann also sagen: Jeden Tag ein neuerlicher "Hingucker" -  der Schiefe Turm von Abu Dhabi!

Eine der Beleuchtungsvarianten bei Nacht: Heute mal ganz in Blau!                                    http://www1.traxontechnologies.com/showcase/showcase_details/14082



Montag, 11. Mai 2015

Christliche Kirchen in den VAE: Lebhaftes Gemeindeleben


Wer einen eindrucksvollen katholischen Gottesdienst erleben will, bei welchem sogar viele Gläubige stehen müssen, da die Kirchenbänke bis zum letztem Platz besetzt sind.... mache sich auf den Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate und besuche das Hochamt an einem Freitag! 
Wunderschön leuchten nicht nur die Farben der mit viel Gold gemalten religiösen Darstellungen an den Wänden, sondern natürlich auch der Ornat von Priester und Ministranten - sowie die kräftigen Farben der Saris, welche die Frauen in den Bänken tragen. Der Gesang der Gemeinde in Malayalam tönt kräftig.

Freitäglicher Gottesdienst in der Kirche Mar Thoma Church in Abu Dhabi


Das klingt für Sie alles etwas seltsam? Gar paradox?
Dabei ist die Erklärung ganz einfach. In den VAE leben derzeit über 4 Mio. Arbeitsmigranten aus aller Welt; unter ihnen sind ca. 1,5 Mio Christen, und unter denen wiederum eine halbe Mio. Katholiken. Da sehr viele Christen aus Indien stammen, werden ganze Gottesdienste hier in den Emiraten für sie oft in einer der Hauptsprachen gehalten, z.B. in Malayalam, das vor allem in indischen Bundesstaat Kerala gesprochen wird, bzw. Tamil oder Urdu.
Doch auch Gottedienste u.a. auf Englisch, Spanisch, Deutsch, Koreanisch, Tagalog, Arabisch oder Französisch stehen wöchentlich auf dem Plan, welcher in den Kirchen die Zeiten für die einzelnen Messen anzeigt. Der Hauptgottesdienst der Woche liegt meist freitags - das wurde pragmatisch dem "freien" Tag im islamischen Gastland angepasst, an welchem die Gläubigen Zeit haben, die Kirche zu besuchen.

Abu Dhabi: St. Anthony Cathedral for the Coptic Orthodox

Zu hohen christlichen Feiertagen, wie Ostern oder Weihnachten, sieht allein die St. Joseph's Cathedrale in Abu Dhabi bis zu 30.000 Gläubige zu den dann wie am Fließband hintereinander stattfindenden Messen! Stellen Sie sich einmal eine solche Masse an Menschen in Hamburg, Düsseldorf oder Leipzig in EINER einzigen Kirche vor!
Ja, und das ist auch ein gewisser Kontrast z.B. zum Nachbarland Saudi-Arabien, in welchem nicht-islamische Glaubensgemeinschaften tatsächlich untersagt sind... Auch in den Emiraten ist die Staatsreligion der Islam; dennoch wird Angehörigen der unterschiedlichsten christlichen Richtungen der Rahmen für ihre Glaubensausübung gegeben. 

Verfassungsmäßig festgeschriebene Freiheit der Religionsausübung


Im Artikel 32 der Verfassung der VAE heißt es, dass "die Freiheit der Religionsausübung garantiert ist in Übereinstimmung mit den geltenden Gebräuchen, vorausgesetzt, dass sie nicht in Widerspruch mit der öffentlichen Ordnung steht oder die öffentliche Moral verletzt."

Die Gleichung "Araber = Moslem" ist ohnehin falsch! - wenn auch in vielen Köpfen der westlichen Welt so verankert. In den arabischen Ländern gibt es seit 2.000 Jahren Kirchen. Auch leben seit Beginn des Islam vor fast 1500 Jahren Christen, Juden und Muslime oft gemeinsam in islamischen Staaten. Die ältesten Kirchen der Welt überhaupt befindet sich auch nicht etwa in Europa, sondern - neben Israel - in Syrien und Jordanien!

Die Kopten, Angehörige einer der ältesten Kirchen der Welt, sind Ägypter. Die Maroniten gehören der 'Syrisch-Maronitischen Kirche von Antiochien' an; eine zahlreiche christliche Bevölkerung gibt es überdies z.B. im Libanon (vor dem Bürgerkrieg war das fast die Hälfte!)

Bis voriges Jahr noch im Bau befindlich.....
Für die deutschsprachigen Christen in den VAE fühlen sich vor allem die katholische sowie die evangelische Gemeinde verantwortlich; hier werden regelmäßige religiöse, aber auch geistig-kulturelle Angebote sowie Ausflüge gemacht, die auch Andersgläubigen prinzipiell offenstehen.


Immer wieder werden in den VAE ganz neu erbaute, christliche Kirchen geweiht! Architektonisch ist von traditionell-prachtvoll bis modern-avantgardistisch so ziemlich alles dabei. Gestiftet wird das dazugehörige Bauland für die Sakralbauten vom Landesfürsten, dem Scheich. Der Bau hingegen finanziert sich hauptsächlich über Spendengelder der Gemeinde. Für gewöhnlich erscheint der Scheich des jeweiligen Emirats dann auch immer persönlich zur feierlichen Weihe des Gotteshauses.

... wurde die 'Dionysius Orthodox Church' in Al Ain in 2014 feierlich geweiht.


Auch wenn das Kreuz als Symbol einer nicht-islamischen Religion offiziell nicht zu zeigen gestattet ist, so wird das im Einzelfall doch nicht so strikt gehandhab: Auf der 2011 geweihten russisch-orthodoxen Kirche des Emirats Sharjah beispielsweise verkünden fünf vergoldete Kreuze auf den Kuppeln des Bauwerks ihre Botschaft.

St. Philip Russisch-Orthodoxe Kirche in Sharjah

Beim Juwelier entdeckt: Neben Anhängern mit arabischen Schriftzeichen auch - christliche Kreuze!

Wohl 54 Kirchgebäude christlicher Gemeinden befinden sich derzeit auf dem Boden der Vereinigten Arabischen Emirate. Christliche Gruppierungen jedoch gibt es jedoch weitaus mehr; unzählige, kleinere  Gemeinden sind vereint unter dem Dach der christlichen Freikirchen und treffen sich oft in den Räumlichkeiten anderer, größerer Glaubensgemeinschaften.

Bemerkenwert ist vor allem die Offenheit und Gastlichkeit der vielen Kirchgemeinden. Zum Gottesdienst - egal welcher Ausrichtung und Sprache - wird man in der Regel aufs freundlichste dazugebeten. Der Geist einer einenden Glaubensgemeinschaft, die sich nicht in kleinlicher Abspalterei vom "Bruder" schwächt, wird hier spürbar.

Einen Bildband zu allen aktuellen christlichen Kirchen in den VAE finden Sie unter diesem Link.




Sonntag, 3. Mai 2015

Konferenz über die religiöse Erneuerung des Islam




Outdated religious laws must be changed, UAE forum hears
Sheikh Abdullah Bin Bayyah, President des Forums                                                                                     http://www.thenational.ae/storyimage/AB/20150428/ARTICLE/150428895/AR/0/&MaxW=640&imageVersion=default&AR-150428895.jpg: 


Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein modernes Land, keine Frage. Ein hochmodernes sogar, was Technik und Urbanisierung angeht. Für viele Probleme, welche ein Staat mit so zusammengewürfelter Einwohnerschaft aus der ganzen Welt mit sich bringt, werden pragmatische Lösungen gefunden.

Dennoch sind die VAE eben auch ein Land, das als Basis den Islam gewählt hat und damit grundsätzlich auch Sharia-Rechtsgebung. Natürlich kollidieren viele Anweisungen bzw. Rechtsauskünfte an die Glaubensangehörigen im Alltag auf der Grundlage des Korantextes (die sogenanntne Fatwas) mit vielen Anforderungen des modernen Lebens.

Das Problem vieler solcher Fatwas ist, dass die Islamgelehrten, welche sie postulieren, sich auf Texte beziehen, welche die Lebenswirklichkeit hiesiger, nomadischer Völker im 7. Jahrhundert abbilden...

Sicher kein Zufall, dass eine Konferenz mit rund 60 Teilnehmern unter dem Titel "Global Forum for Promoting Peace in Muslim Societies" ("Weltforum zu Wahrung des Friedens in muslimischen Gesellschaften") ausgerechnet in Abu Dhabi stattfand. Die aktuellen Staatslenker der VAE sind eindeutig bestrebt, nicht den inneren Frieden in ihrem Einflussbereich durch religiöse Auseinandersetzungen gefährden zu lassen - die Probleme durch Extremismus und religiös gewandeten Terrorismus allgemein werden hierzulande sehr ernst genommen.

Auf dieser Tagung sagte Grand Sheikh Ahmed Al Tayyeb von der berühmten Al Azhar University (Kairo), dass  "die Fiqh Prinzipien überarbeitet werden müssen, um extremistische Gruppen zu stoppen, welche diese nur als Ausrede benutzen, um jeden zu töten, welcher mit ihrer Gruppierung nicht einverstanden ist. Sie benutzen dafür eine Fatwa, welche vor vielen Jahrhunderten einst von Gelehrten Ibn Taymiya ausgestellt wurde, welcher jedoch damals konkret die Grausamkeit und das gewalttätige Blutvergießen zwischen Muslims und den Tartarengruppen vor Augen hatte."

Erneuerung, so Sheikh Abdullah bin Bayyah, der Präsident des Forums, ist in der Islamischen Religion ganz fundamental wichtig - basierend auf "ständigem Vergleich der religiösen Texte, des ursprünglichen Zwecks dieser Texte und der modernen Lebensrealität. "

Koranauslegung muss mit der heutigen Lebensrealität abgeglichen werden


Weiter erklärte er, dass Befehle, welche aus religiösen Offenbarungen stammen, immer in ihrem Kontext gesehen werden müssten sowie unter dem Gesichtspunkt des universellen Grunds und Zwecks ihrer Auswirkungen. Der Sheikh rief dazu auf, die Grundlagen der Islam-Wissenschaft neu zu überprüfen, da viele der Auslegungen in der heutigen, modernen Gesellschaft nicht länger anwendbar seien.



Um noch einmal zurückzukommen auf den Fakt, dass sich Gruppierungen, wie die IS-Milizen und ähnliche Terrororganisationen, auf den Koran und seine Auslegungen berufen: Als wichtiges Beispiel wurde das Apostasie-Gesetz genannt (Abfall vom islamischen Glauben wird u.U. mit dem Tode bestraft).  
Sheikh Hamza Youssef führt dazu aus: "Das galt einst als universelles Gesetz, es entsprach damals der generellen Mentalität der Menschen zu dieser Zeit, dass das Abkehren von seiner Religion ein Generalvergehen war, das mit dem Tode bestraft werden sollte - es existierte damals übrigens ebenso im Christentum. So wurde zu jener Zeit verfahren, um die Religion zu schützen....
Doch das ist eben nicht mehr die Mentalität unseres Zeitalters! Und wenn wir uns das Grundprinzip des Islam genauer ansehen, so gilt es doch, Menschen von dieser Religion zu überzeugen." Wer heutzutage die alte Apostasie-Gesetz im 21. Jahrhundert anwende, würde allerdings Leute von dieser Religion eher wegtreiben, anstatt sie anzuziehen - was also den gegenteiligen als den gewünschten Effekt bringe!

Auseinandersetzung mit Publikationen der Terrorgruppen geplant



Auf der Konferenz wurde unter den Mitgliedern dazu aufgerufen, schriftliche sowie andere Medienpublikationen zu sammeln, welche von terroristischen Gruppen unter dem Deckmantel des Islam herausgegeben werden, um sich ganz gezielt mit deren Argumenten auseinandersetzen zu können und ihnen künftig besser etwas entgegehalten zu können.

In einer der Arbeitgruppen mit dem Namen "Beitrag muslimischer Frauen zum Festigen von Friedenwerten" ging es überdies erstmals um Frauenfragen im Zusammenhang mit muslimischen Gesellschaften.



Wer den ganzen Artikel in "The National" im Original lesen möchte: Hier entlang!