Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Dienstag, 25. November 2014

Abu Dhabi will künftig 100% seines Abwassers wiederverwerten


Das Thema "Umwelt" in seinen verschiedensten Aspekten gewinnt derzeit in den Golfstaaten rasant an Fahrt. Auch hier haben die Landeslenker erkannt, dass ohne den Anschluss an internationale Standards (oder gleich deren Überbietung?!) kein 'Staat zu machen' sein wird.

Die Emirate sind Wüstenstaaten, kein Zweifel. Gerade, wenn man durch die wunderschön bepflanzten Parks und Grünanlagen von Abu Dhabi selbst im glühenden Hochsommer fährt oder geht, könnten einem jedoch daran Zweifel kommen. Das "Geheimnis" liegt darin, dass hier quasi jeder einzelne Grashalm mittels Sprinkleranlagen bewässert wird!
Welch eine Wasserverschwendung, kann man auch sagen. Hinzu kommt, dass z.B. Abu Dhabi trotz seines heißen, fast regenfreien Klimas eine der welthöchsten Wasserverbrauchsraten hat: Täglich rd. 550 l pro Person (da ist die ganze Bewässerungskultur natürlich mit hineingerechnet); - das ist fast dreimal so viel, wie der globale Durchschnitt von 220 l pro Nase. So kommt es auch, dass Abu Dhabi insgesamt jährlich etwa 3,4 Mrd. m³ Wasser benötigt.

Im Jahre 2011 wurden 65% des Wasserverbrauchs im größten Emirat durch Grundwasser abgedeckt. Die Leitungen der Haushalte werden derzeit vorwiegend mit entsalztem Meerwasser beliefert - insgesamt 31% des Wassers, das in Abu Dhabi verbraucht wird, stammt aus diesem teuren und energieaufwändigen Prozess.

Behandeltes Abwasser hingegen - eine in der 'alten Welt' längst gängige Methode - ist bisher mit gerade einmal 4% des Gesamtaufkommens noch völlig unterrepräsentiert. Wenn man diese Zahlen steigerte, wäre vor allem den Grundwasser-Ressourcen des Landes langfristig geholfen.
Deshalb hat jetzt das einheimische Masdar Institute die Weichen gestellt, um diesen Prozess in Gang zu bringen.

http://www.waterworld.com/articles/wwi/print/volume-28/issue-1/regional-spotlight/middle-east-africa/stepping-up-monitoring-for-the-gcc-s.html

Innerhalb der kommenden drei Jahre soll ein neues, gut 200 km langes Netzwerk aus Rohrleitungen dafür sorgen, dass die Abwässer der VAE-Hauptstadt hundertprozentig erfasst, recycelt und dem Kreislauf auch wieder zugeführt werden. Momentan nämlich klärt man zwar schon die täglich anfallenden 850.000 m³ Abwasser der Stadt Abu Dhabi - allerdings wird dann doch fast die Hälfte des geklärten Wassers mangels Anbindung gleich wieder ins Meer gepumpt! Ein Unding, ganz klar.

Das geklärte Abwasser der Hauptstadt soll künftig das bisher verwendete Grund- bzw. entsalzte Wasser ersetzen, das momenan noch in Landwirtschaft, Gartengestaltung und Grünflächen sowie Forsten eingesetzt wird. Die Stadt Al Ain im Süden des Emirats Abu Dhabi hingegen - u.a. das Zentrum des emiratischen Dattelanbaus - wiederverwertet schon heute seine 190.000 m³ Abwässer komplett.


Montag, 17. November 2014

Kunstausstellung "Abu Dhabi Art 2014"



Unlängst ging die 6. "Abu Dhabi Art Fair" zu Ende - eine Exposition, auf welcher sich moderne Kunst verschiedener Länder, Ausdrucksarten und Stilrichtungen vereint findet. (Link zur Webseite: Ausstellung) Zahlreiche internationale Galerien stellen jährlich hier ihre Kollektionen aus. Umrahmt wird die Veranstaltung von zahlreichen Expertengesprächen, Führungen, Selbstmach-Ateliers für  Kinder sowie Podiumsdiskussionen

Die Schau findet immer auf Saadiyat Island statt, einer der vielen Inseln, aus denen Abu Dhabi besteht, und auf welcher in zwei, drei Jahren exorbitante Museen ihre Tore öffnen und Kunstliebhaber aus der ganzen Welt anziehen werden. Einen "Vorgeschmack" der Expositionen findet man bereits heute auf besagter "Abu Dhabi Art".
Für alle, die sich schon einmal über die künftigen Ausstellungen auf dieses neu entstehenden Kunst-Distrikts  bzw. dieser "Museumsinsel" informieren möchte, hier einige Links:  "Zayed National Museum""Louvre Abu Dhabi" und dem "Guggenheim Abu Dhabi".
Komplettiert wird die opulente Ausstellungs-Szene auf der Saadiyat-Insel künftig durch das "Performing Arts Centre" (Entwurf: Zaha Hadid), das Aufführungen aus Oper, Ballett, Schauspiel u.ä. Heimstatt werden soll, sowie das "Maritime Museum" (will an die Seefahrer-Tradition und Perlenfischerei Abu Dhabis anknüpfen).

Einige Impressionen von der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung finden sich hier:


Die Welt.... voller Glühlampen

Wer möchte nicht gern sein Buch von einem sich verneigenden Eiffelturm beleuchten lassen?
Arabische Schrift, die den magischen Effekt einer optischen Täuschung bietet

Nur klein abgebildet wegen aller, die sowas triggert: (künstliche) Kakerlaken-Kunstwerk......

Eingang zur Ausstellung: Mona Lisa-Skulptur mit Bart
 (eine andere "Conchita Wurst" vielleicht?)

Verzaubert: Spiegelkabinett voller Lämpchen, welche die Farben wechseln.... märchenhaft!


Bildinstallation, bei der sich dank computererzeugter Effekte die Obefläche permanent verändert, immer neue Aussagen erzeugt....


Samstag, 8. November 2014

Prädikat "ökologisch wertvoll": Al Baher Towers mit Waben-Haut



Eine Art Wahrzeichen der Stadt Abu Dhabi sind die 145 m hohen Zwillingstürme der Al Bahar Towers. Gegenüber einem riesigen Naturschutzgebiet am Rande der Stadt erbaut (eine reiche Fauna zwischen im Flachwasser stehenden Mangroven), erheben sich diese runden Hochhäuser. Allein schon durch ihre ungewöhnlichen, an Bienenwaben erinnernde Außenfassaden sind sie ein echter "Hingucker".

Aber die ungewöhnliche Optik dient nicht allein der Zierde, sondern wurde im Sinne der heute allerorten verlangten Nachhaltigkeit von den Architekten und Ingenieuren ersonnen. Entworfen vom Londoner Architekturbüro Aedas Interiors und begleitet vom deutschen Unternehmen Heinze GmbH, das Architekten und Planer bei ihrer Arbeit unterstützt, wurde das Bauwerk 2012 eingeweiht.

http://www.heinze.de/architekturobjekt/zoom/12556312?f=5751&s=7201&d=il&p=1&c=ao


Sommer mit an die 50 Grad Tagestemperaturen und extremer Sonnenstrahlung fordern hierzulande ungewöhnliche Lösungen, um diesen klimatisch schwierigen Bedingungen gerecht zu werden. Die Planer entwarfen eine cremefarbenen Hülle aus 2099 transluzenten Elementen. Diese legen sich wie Bienenwaben um die beiden Türme - und dienen als computergesteuerter Sonnenschutz!
Diese  Elemente sind nur auf der West-, Ost- und Südseite der beiden Türme angebracht. Wenn man zu unterschiedlichen Tageszeiten an diesem Bauwerken vorbeifährt, kann man sehr schön beobachten, dass die Elemente sich automatisch entsprechend des Sonnenlaufs öffnen oder schliessen. Das ist  faszinierend zu sehen, denn somit sieht das Gebäude nie ganz gleich aus! Wie von "Zauberhand" wirkt das - und dabei doch strikt einem computergesteuert Algorhythmus folgend...

Doch nicht nur ökologisch sinnvoll ist diese Lösung - die Architekten ließen sich nämlich bei der Gestaltung vom arabischen "Masrabiya" genannten Gitterwerk inspirieren, welches traditionell an den Fassaden der Häuser zum Schutz der privaten Räume vor der Öffentlichkeit angebracht wurde.  Früher zumeist kunstvoll aus Holz geschnitzt, ist diese "dynamische Masrabyia" aus modernem Kunststoff hier in der Lage, den Energieverbrauch in den Türmen im Vergleich zu konventionellen Bauten um rund 50 Prozent  zu senken!
Bei konventionellen Bauten wird gegen die Hitze durch Fensterschutz und vor allem kräftige Aircondition vorgegangen, um es drinnen erträglich zu gestalten, bei den Al Baher Towers ist das nicht nötig. Außerdem sind auf den nach Süden gerichteten Dächern der Al Bahar Towers  Solarzellen installiert, die zusätzlich rund fünf Prozent des Energiebedarfs abdecken.

Ich würde mir wünschen, wenn solche intelligenten Lösungen künftig noch viel häufiger an Neubauten integriert würden, um den Energieaufwand zu senken.Übrigens beherbergt einer der Türme auf seinen 25 Stockwerken die Firmenzentrale des Abu Dhabi Investment Council (ADIC), zugleich auch der Bauherr des Projekts. Im zweiten Turm befindet sich der Sitz der Al Hilal Bank.


Montag, 3. November 2014

Oktoberfest: Vom Deutsch-Sein im Ausland


Unlängst fanden hier einige OKTOBERFEST-Veranstaltungen statt. Wie ja rund um den Globus, das verbreitet sich offenbar epidemisch! Oktoberfest in Honkong, Mexico-City oder eben Abu Dhabi. Klingt reichlich schräg, stimmt's?
Hm. In Deutschland käme ich wohl im Traum nicht auf die Idee, auf ein Oktoberfest mit Schunkel-Schlagern, Bier, Haxn und lauten Massengesängen zu gehen. Ich bin ja keine Bayerin! Selbst an den Ursprungsort, nach München selbst, zieht es mich inzwischen nicht mehr. Dafür aber hole ich hier, in der Wüste, jeden Herbst mein eigens dazu angeschafftes Dirndl aus dem Schrank, hebe meine Maß Bier, tanze auf dem Tisch und singe mit 1500 anderen Leuten gemeinsam lauthals sowas wie "In München steht ein Hofbräuhaus / Aans, zwoa, g'suffa!"), "Das ist Wahnsinn! (Hölle-Hölle-Hölle)" von Wolfgang Petry oder neuerdings "Atemlos" von Helene Fischer mit. Und wundere mich dabei, woher ich denn bloß die Texte kann? (Wer mich kennt, weiß auch, warum.)

Was mich zu der Frage veranlasste: Wie "deutsch" ist, bleibt - oder wird? - der Deutsche im Ausland mit der Zeit? Oder auch nicht!

Die Dirndl-Dichte war auch auf emiratischen Oktoberfesten bermerkenswert hoch,
Und wird sogar von Nicht-Bayern oder gar Nicht-Deutschen fleißig auf der Höhe gehalten!
 

Verschiebungen


Seit ca. 15 Jahren nun lebe ich im Ausland, von einigen Unterbrechungen an der Heimatfront abgesehen. Natürlich verändert man sich während so einer langen Zeit als Mensch, so oder so. Mit wechselnd fremdem Umfeld vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als üblich.
Deutsch zu sein hatte für mich früher keine besondere Bedeutung. Als ich dann im Ausland zu leben begann, veränderte sich natürlich auch das. Ich bin nicht "stolz", aber es gibt auch keinen Grund zur falschen Scham, denn überall schlägt einem heutzutage eigentlich große Sympathie entgegen, wenn man auf die Frage, wo man denn herstamme, "from Germany" sagt. 
In solchen Momenten wird mir aber auch bewusst, dass ich für das jeweilige Gegenüber, der oder die möglicherweise noch nicht oft Deutsche in persona kennengelernt hat, so eine Art "Botschafter" meines Landes bin: Je nachdem, wie ich bei demjenigen "ankomme", wird genau dies dessen Bild von "den Deutschen als solche" prägen; so unsinnig das auch sein mag. Also gebe ich mir Mühe, mein Heimatland möglichst positiv zu vertreten (heißt oft einfach: Freundlich zu sein und sich nicht danebenzubenehmen).

"Deutscher" als je zuvor bin ich im Ausland, wenn ich - siehe oben - mich auf Oktoberfesten verlustiere ... mich dabei allerdings auch frage, welches Deutschland-"Bild" da eigentlich zu den Menschen aus anderen Ländern transportiert wird? 
Deutscher als in Deutschland bin ich gewiss, wenn ich vor Weihnachten beginne, Dresdner Christstollen zu backen. In der Heimat ginge ich einfach zum Bäcker... Super deutsch habe ich jahrelang meinen Quark und das Schwarzbrot selbst gemacht. Und Ostereier wurden immer versteckt; je nach Klimazone vorzugsweise aber nicht aus Schokolade.... Deutsch bin ich auch in punkto Pünktlichkeit geblieben: Egal, wie vorhersehbar spät der Gesprächspartner nach mir kommen mag, egal wie spät die Veranstaltung vorhersehbar nach dem offiziellen Beginn startet.... nicht "punkt" da zu sein verursacht mir immer noch Unwohlsein und Herzrasen.

Aber in anderer Hinsicht hat man sich im Laufe der Jahre auch etwas angepasst. Da wurden "deutsche" Kanten wohl abgeschmirgelt. Wartezeiten, auf was auch immer (s.o. ausgemachte Zeiten, aber auch an Ladenkassen, auf Handwerker,.....) nehme ich nach langem, hartem "Training" mittlerweile mit der nötigen orientalischen Gelassenheit hin. Anders würde ich wohl ständig kurz vor dem Herzanfall stehen! 
Ich bemühe mich um einen freundlichen Gesichtsausdruck oder auch mal ein Lächeln "außer der Reihe" im täglichen Miteinander mit der Umwelt - einfach, weil man außerhalb Deutschlands eben auch oft wesentlich freundlicher mit mir umgeht. Mein Deutsch hat sich wahrscheinlich auch verändert - oft geht es Richtung "Denglisch" mit je nach Aufenthaltsland eingestreuten Brocken der dortigen Alltagssprache. Hat in unserem Falle nichts mit Angeberei zu tun, sondern ergibt sich manchmal einfach so, weil man immer das Wort benutzt, was einem gerade zuerst einfällt!
Bei vielen Aufregern und "Skandalen", welche durch die deutsche Presse gehen (z.B. Pestizide in Lebensmitteln, Weichmacher in was-weiß-ich, Streiks in einem Stadtteil) und überhaupt bei Regularien für alles und jeden zucke ich inzwischen oft nur noch mit der Schulter. Zu oft gesehen, dass nun mal vieles "geht" und man dennoch weiterlebt. 

Vergleiche


Permanent beginnt man auch automatisch Gegebenheiten zu vergleichen zwischen verschiedenen Ländern oder Kulturen: An einem Ort ist alles chaotischer, am anderen besonders hilfsbereit, wieder woanders brauchen Kinder nirgends Eintritt zu zahlen. Sie werden entweder extrem verwöhnt oder aber sollten am besten gar nicht durch zur Schau gestellte "Individualität" auffallen. Da scheint Bildung ein hohes Gut, woanders Gegenständliches Priorität zu haben. In manchen Weltgegenden rasten die Leute total wegen König Fußball aus und zentrieren geradezu ihr Leben darum - woanders aber wegen Cricket oder Baseball! Hie dreht sich alles um Berufsleben und Arbeit, da eher um die Familie. In einem Land sollte man keinen nackten Bauch zeigen, woanders hingegen ist das kein Problem, dafür aber nackte Schultern. Usw....
Dieses ständige Vergleichen bringt ielleicht diese relative Gelassenheit oder auch Abgebrühtheit (?) in vielen Dingen mit sich, nehme ich an. Ich sehe ja: Man kann es so oder so machen, oder ganz anders. Möglicherweise ist das auch das, was man gemeinhin Toleranz nennt.

Naja, und sicher ist es keinesfalls mehr "deutsch", dass ich - und auch unsere Kinder - sich nach Regen sehnen und 'wolkenverhangen' inzwischen eindeutig knalliger Sonne vorziehen!

Festzelt mit Festbier - aber nicht in München, sondern in Abu Dhabi!