Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 21. Februar 2016

Gold in Hülle und Fülle


Die meisten Touristen, welche in die Emirate kommen, wollen den Gold-Souk (=Markt) besuchen. Und oft dort auch "zuschlagen", weil sie gehört haben, dass dieses Edelmetall hier besonders billig sei.

Mit diesem Irrglauben möchte ich gern aufräumen. Einen Reibach wird dabei hier niemand machen können. Gold wird überall auf der Welt zum aktuellen Goldpreis gehandelt; da macht auch der sagenhafte Orient keine Ausnahme! Der einzige Unterschied ist, dass die hiesigen Schmuckstücke - dem lokalen Geschmack und Zweck entsprechend - zwar häufig weit opulenter sind, als die vom europäischen Goldschmied. 
Jedoch ist der reine Bearbeitungspreis, der auf den Goldpreis aufgeschlagen wird, um aus dem Rohmaterial eine Pretiose zu machen, im Souk natürlich ein Stück weit verhandelbar. Falls man handeln mag und dafür auch ein gewisses Geschick mitbringt! Bis zu 20% sollen für gewiefte Verhandler "drin" sein.


Auslage in einem der vielen Schmuckgeschäfte in Abu Dhabi.

Auf alle Fälle ist der Besuch eines Gold-Souks (z.B. des berühmten in Dubai, im Stadteil Deira, aber auch jedes anderen, beispielsweise in einer Shopping-Mall) bei einer Reise in die VAE lohnenswert. Besonders dem weiblichen Part mögen da die Augen übergehen! Allein die schiere Massivität des pro Schmuckstück verarbeiteten Goldes, aber auch die Fülle und manchmal Größe der verarbeitetn Edelsteine lassen einen an Märchen aus 1001 Nacht denken!

Für den eher dem Understatement verpflichteten westlichen Geschmack (und... dem Touristen-Geldbeutel ebenfalls) ist in den Auslagen der Schaufenster dann doch eher wenig dabei. Keine "Klunker" findet man eher bei Fingerringen oder Armbändern. Beliebt bei Europäern und Amerikanern ist es, sich den eigenen Namen in arabischer Schrift als filigranen, goldenen oder silbernen Kettenanhänger anfertigen zu lassen.

So wundert es auch nicht, dass die besten Kunden der Goldboutiquen dann doch eher Einheimische sind. Während arabische Männer heutzutage Geld lieber in Form von Goldbarren anlegen, neigen die Damen in ihren eleganten schwarzen Abahjas nach wie vor eher der Investition in tragbare und vor allem schmückende Geldanlagen zu. Nicht nur auf Hochzeiten - wo der Schmuck der Frauen manchmal so schwer sein soll, dass man sie beim Aufstehen stützen muss! - sondern auch im Alltag tragen Emiratinnen gern durchaus massiveren Goldschmuck.


Kleiner Ausschnitt aus dem Gold-Souk in der Shopping-Mall Madinat Zayed in Abu Dhabi

Die Gründe sind nicht nur optischer Natur. Historisch gesehen erhielt - und erhält - die Frau bei ihrer Hochzeit vom Bräutigam und dessen Familie das Brautgeld, den al-Mahr. Die Höhe wird zuvor zwischen den beiden Familien ausgehandelt und kann viele Tausende Euro betragen (hinein zählen neben Bargeld und Schmuck allerdings auch Kleidung und Einrichtung, früher auch Kamele etc.)

Bescheidenheit wird dabei oft als fehl am Platz gesehen, zeigt die Höhe dieses Betrags ja auch das Ansehen der Familie an. Um nicht übervorteilt zu werden, darf die Braut nach islamischem Recht den Vollzug der Ehe so lange verweigern, bis sie den kompletten Umfang des Brautgelds erhalten hat.
Was jedoch viel wichtiger ist: Der al-Mahr geht komplett in Besitz der Braut über, lebenslänglich. Er ist so eine Art "Lebensversicherung", denn selbst in dem Falle, dass ihr Mann sich später von ihr scheiden lassen sollte, behält die Frau diesen Besitz und ist somit nicht künftig der Armut ausgesetzt oder muss sich selbst mit Arbeit durchbringen.

Wer einmal durch die Gold-Souks spaziert und das klirrende Geschmeide an Fingern, Hals und Ohren der Emiratinnen sieht und hört, bedenke: Die Damen tragen also quasi ihre Rente spazieren!


In Schmuckläden, welche häufig von christlichen Ausländern frequentiert werden, sieht man in den Auslagen auch immer wieder christlich geprägte Schmuckwaren.