Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 1. Dezember 2014

Emiratischer Nationalfeiertag 2014 - Party für alle


Liebevoll gestalteter Gemüsestand im Carrefour-Supermarkt im Vorjahr, kurz vor dem 2.12.


Jeweils kurz vor dem 2. Dezember jedes Jahres "erblühen" die Vereinigten Arabischen Emirate geradezu: Weiß-Grün-Rot-Schwarz, wohin das Auge auch blickt. An Fahnenmasten, hinweg über Firmenfassaden, blinkend auf Straßendekorationen und Supermarktständen, in den Tüllkleidchen kleiner Mädchen, an Autos sowieso. Sehr viele Wohnhäuser sind mit einer riesigen Flagge in den emiratischen Farben verhüllt, wie einst der Deutsche Reichstag 1995 vom Verpackungskünstler Christo.

Das meiste davon ist rein privat - man bekommt den Eindruck: Die Emiratis lieben ihr Land von ganzem Herzen und sind ihrem Staatsgründer und dessen heute herrschenden Erben wirklich dankbar für das Leben, das sie hier führen können.

Privathaus in Abu Dhabi, Nähe Deutsche Schule


Dieses Jahr leuchtet über den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag überall die große "43". Ein Blick zurück in die Geschichte des Landes (s. Wikipedia):
"Von 1952 an hatte sich eine engere Zusammenarbeit der Emirate entwickelt, verstärkt nach dem Einsetzen der Erdölförderung. Im Laufe der 1960er Jahre verloren britische Ölfirmen zunehmend an Einfluss zugunsten von US-amerikanischen Unternehmen. Das bereits bestehende britische Büro für Entwicklung wurde vom Trucial States Council abgelöst, einem von den Herrschern der Emirate gegründeten Koordinierungsrat, zu dessen Generalsekretär und Rechtsbeistand Adi Bitar ernannt wurde, der Rechtsberater von Scheich Raschid bin Said Al Makthoum. Großbritannien verkündete 1967 die „East of Suez“-Politik, wonach es sich bis Ende 1971 von seinen Militärbasen und anderen Verpflichtungen östlich des Suezkanals zurückziehen würde. Damit würden zum 31. Dezember 1971 auch die Schutzverträge mit den Gebieten am Persischen Golf – außer den Trucial States auch Bahrain und Katar – enden.

Die Herrscher von Abu Dhabi und Dubai beschlossen, ihre Emirate zu einer Union zusammenzuschließen, eine Verfassung ausarbeiten zu lassen (von Adi Bitar), und dann die Herrscher der anderen fünf Emirate einzuladen, der Union beizutreten.
Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien die Trucial States in die Unabhängigkeit. Am selben Tag trafen sich die Herrscher von Abu Dhabi, Adschman, Fudschaira, Schardscha, Dubai und Umm al-Qaiwain. Sie gründeten unter der Leitung und Vermittlung von Scheich Zayid bin Sultan Al Najyan (dem Vater des aktuellen Präsidenten der VAE und Herrscher des Emirats Abu Dhabi) die Vereinigten Arabischen Emirate, mit Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan selbst als Präsident, die eine Woche später, am 9. Dezember, den Vereinten Nationen beitraten. Am 11. Februar 1972 trat Ra’s al-Chaima als siebtes und letztes Emirat der ehemaligen Trucial States den VAE bei."


Wohnterrasse, z.Z ohne Aussicht, wegen Nationalfeiertags....

Straßenwimpel
  
Viele kulturelle und sonstige Veranstaltungen vor und um den Nationalfeiertag werden jedes Jahr initiiert; Höhepunkt sind jedes Mal die Parade und das Höhenfeuerwerk. Während der 2. 12. für (fast) alle arbeitsfrei ist, haben dieses Jahr auch die Schulen und Behörden wiederum noch den 3. und 4. 12. frei - die Kinder freut's.



Leucht-Deko in Wohngebiet
in der Nachbarschaft



















Ein Wort noch zur Parade an der Corniche. Schon tagelang zuvor sieht man im Straßenbild zunehmend mehr phantasievoll geschmückte Privatautos herumfahren. Da die arabische Begeisterung fürs Dekorative mit dem Landespatriotismus zusammen wohl oft allzu üppige "Blüten" hervorbrachte und die in der Vergangenheit leider auch in toten und verletzten Personen resultiert haben muss, gibt es nun fürs Anbringen von Auto-Deko genaue Verordnungen durch das Innenministerium.


Darin heißt es: "Dekorationen und Verhalten, welche verboten sind":

  • Bemalung oder Beklebung der Windschutzscheibe oder Abdeckung des Rückfensters
  • Überschreiten der Anzahl der erlaubten Insasses im Auto
  • Personen, welche sich aus den Autofenstern lehnen oder auf dem Fenster, dem Autodach, dem Sonnendeck, der Motorhaube oder dem Kofferraum stehen (sitzen, liegen).
  • Das Ministerium warnt auch davor, akrobatische Kunststückchen aufzuführen, den Verkehr zu unterbrechen, auf verbotenen Stellen zu parken, Straßen zu blockieren oder sein Fahrzeug außen mit Lautsprechern auszurüsten. 
  • Überdies darf man nicht Modifikationen am Motor oder der Farbe des Fahrzeugs vornehmen, die Nummernschilder abdecken, Poster auf für die Fahrersicht nötigen Stellen aufbringen oder Deko-Schaum durch Fahrer oder Mitfahrer aus dem Wagen zu sprühen.
Zuwiderhandlung kann Strafen zwischen 500 bis 3000 Dhs zur Folge haben, oder auch 12-24 "Punkte" im (nicht Flensburg, sondern) VAE-Verkehrssünder-Register bzw. einmonatiges Kassieren des Führerscheins.

Hier beweisen ein emiratischer Autobesitzer und sein rosa Teddy viel Liebe zum Heimatland!  (Foto: Laila Stumpf)
 
                                       (Foto: Laila Stumpf)
Ich bin mir jedoch sicher: Auch dieses Jahr wird man am 2.12. wieder komplett zugeparkte Stadtautobahnen nahe der Parade erleben. Genauso, wie über und über mit Scheich-Konterfeis zugeklebte Autos oder aus den Autofenstern hängende, Fahnen schwenkende Jugendliche, die enthusiastisch gegen die auf dem Fahrzeugdach angebrachten Lautsprecherboxen anschreien, welche die Umgebung kräftig mit orientalischen Rhythmen beschallen.

Vor so viel Freude über den Nationalfeiertag bewahren offenbar nicht einmal angedrohte Strafen.... :-)

                                                                                                                                                       (Foto: Laila Stumpf)