Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 23. Juni 2014

Supermarkt: "gefährliches Verhalten"


Solche Schilder findet man hier oft am Eingang von Shopping Malls und Supermärkten:

Hinweisschild mit Verhaltensregeln für den Supermarkt

Natürlich habe ich mich gefragt, was denn "gefährliches Verhalten" sein könnte? Vermutlich ist damit gemeint, dass Kinder nicht auf dem Einkaufswagen hängend herumsurfen und harmlose Omas umfahren sollen.

Was Bekleidung angeht - mir ist es ein einziges Mal passiert, da sprach mich in einer Shopping Mall eine alte emiratische Dame an . Sie fiel sofort auf, denn wirklich alte Leute mit Runzeln und weißen Haaren sieht man hier so selten wie einen Geparden auf der Hintertutziger Landstraße. Ich trug ein bodenlanges, zugegebenermaßen aber ziemlich tief ausgeschnittenes Kleid. Sie fragte höflich in sehr gutem Englisch, ob ich Touristin sei oder hier wohne, ich bejahte das zweite. Die Dame meinte, vielleicht könne ich ein Jäckchen drüberziehen; mit einem eher abschätzigen Schulterzucken Richtung Umgebung und sowie verschwörerischem Augenrollen zu mir: "Sie wissen ja, die Männer hier -  nicht, dass die Sie dann anstarren...."
Ich habe mich für Ihren Hinweis freundlich bedankt, sie hatte ja Recht. Vor allem hatte sie ihr sicher persönliches Missfallen sehr geschickt verpackt. Starrende Emiratis haben ich bisher übrigens noch keine erlebt; genauso, wie mich in Saudi-Arabien nie ein Mann "offiziell" überhaupt zu sehen schien, sind sie hier doch sehr dezent. Was nicht heißen muss, dass sie nicht aus dem Augenwinkel einiges registrieren.....

Erst dieser Tage überraschte mich die Zuvorkommenheit eines emiratischen Herren. Man muss dazu wissen, dass hier eine unausgesprochene Drei-Klassen-Gesellschaft herrscht (zuerst die Emiratis, dann die westlichen Ausländer, dann die meist aus asiatischen Ländern stammenden Gastarbeiter). Mir war eine Münze aus dem Portemonnaie gerollt - direkt vor die weiße Sandale eines Emiratis. Der bückte sich und überreichte mir meinen Dirham. Ich hab mich freundlich mit "shukran" bedankt, denn auch wenn Emiratis die Frau durchaus ehren, so ist ein "Bückling" bei ihnen doch eher ungewöhnlich, zumal ich ja auch noch eine Fremde bin.

Emiratische Damen beim Einkauf


Natürlich gibt es in den Emiraten bestimmte Kleidungsvorschriften, oder soll ich besser sagen: Vorschläge. Keine Hot Pants, Schulter bedeckt, einfach nicht zu viel nackte Haut. Das ist völlig ein-, oft einfach auch optisch schöner anzusehen; niemand verlangt hier von nicht-emiratischen Frauen, eine Abahja zu tragen! Da sollte man schon den Anstand besitzen, sich den Gepflogenheiten des Gastlandes zumindest anzunähern.
Was allerdings "nicht zu viel nackte Haut" tatsächlich ist, wird in diesem sehr toleranten Land doch auch sehr frei ausgelegt von seinen Einwohnern. In Abu Dhabi, noch mehr allerdings in Dubai, sieht man gerade bei Damen die gesamte Palette westlicher Bekleidung: von Jeans, T-Shirt und Blazer über Kleider bis hin zu super-Minis; gerade mal, dass niemand im Bikini auf der Straße herumläuft. Gemischt mit den schwarzen (oder bei Männern: weißen) einheimischen Roben, indischen Salwar Khamis oder Saris und pakistanischen Pyjamas ergibt das ein farbenfrohes und vor allem einträchtig internationales Bild.
Festlicher Schmuck auch im Carrefour-Supermarkt: "Ramadan Kareem" (s.v.w. "schönen Ramadan!")
Jetzt, kurz vor Beginn des Ramadan  (dazu gibt's demnächst noch einmal eine separate Kolumne), schmücken sich die Shopping Malls und auch Supermärkte hier mit Spruchtafeln, Dekorationselementen und natürlich Ramadan-Sonderangeboten (Großfamilienpackungen aller möglicher Lebensmittel, verbilligte Süßigkeiten usw.)  - so, wie bei uns in Deutschland in der Adventszeit! Anstatt der sonst eher sterilen Geruchsfreiheit wurde ich heute beim Einkauf schon im Eingangsbereich von festlichen Weihrauchdüften begrüßt!